Feuer, Dürre, Borkenkäfer

TRIER. Der Wald ist in Gefahr: Durch die anhaltende Hitze in Deutschland drohen Waldbrände und Vegetationsschäden. Besonders ernst ist die Lage in Rheinland-Pfalz - mit 42 Prozent der Landesfläche das waldreichsten Bundesland.

Ein Wald- und Weinbergsbrand hat am Dienstag in Rivenich eine Fläche von 50 000 Quadratmetern zerstört. Ausgelöst wurde das Feuer nach Polizeiangaben wohl durch herumliegende Glasscherben. Bisher ist dies der erste größere Brand, unklar ist, was noch kommen wird. Beate Kimmel von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SDG Süd), zur Lage in Rheinland-Pfalz: "Die Gefährdung ist hoch, aber die höchste Gefährdungsstufe ist noch nicht erreicht."Forstleute und Wehren in Alarmbereischaft

In den Forstämtern der Region gilt erhöhte Bereitschaft. Bisher ist es bei kleineren Bränden geblieben. Nicht überall ist die Waldbrand-Gefahr dabei gleich hoch, wie Stefan Wigand, Leiter des Forstamtes Wittlich an einem Beispiel erläutert: "Im so genannten Heckenland im Raum Niersbach, Heidweiler und Binsfeld sehe ich ein ähnlich großes Gefährdungspotential wie in Mecklenburg-Vorpommern." In den großflächigen Kiefer-Reinbeständen des Heckenlands mit der typischen Bodenstreu aus trockenen Nadeln und Reisig bestehe eine hohe Brandgefahr. Auf den Ernstfall sind Forst- und Feuerwehrleute vorbereitet: Aussichtstürme sind besetzt, Wehren in erhöhter Alarmbereitschaft, es gibt regelmäßig gemeinsame Übungen mit Forstbeamten. Eduard von Bomhard, Leiter des Forstamtes Saarburg, hält die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Forstbeamten für extrem wichtig. Die Wehren müssten informiert sein, welche Gebiete besonders gefährdet seien. Das Übergreifen eines kleinen Feuers auf einen jungen Nadelholzbestand beispielsweise könne einen verheerenden Brand zur Folge haben. Auch in Laubwäldern nimmt die Brandgefahr rapide zu. Normalerweise ist die Bodenvegetation hier saftig-grün, speichert Luft- und Bodenfeuchtigkeit. Doch auch dieser "grüne Teppich" ist wegen anhaltender Hitze ausgetrocknet und wird zur Entzündungsgefahr. Oft führen Unachtsamkeiten zu kleinen Feuern am trockenen Boden. Auffällig ist: die meisten der bisherigen Feuer sind an viel genutzten Spazierwegen entstanden. Niemandem scheint bewusst zu sein, dass weggeworfene Zigarettenstummel dramatische Folgen haben können - trotz ständiger Warnungen. Was als Bodenfeuer anfängt, kann über kleine Bäume leicht in die Kronen übergreifen: ein Waldbrand entsteht. Doch selbst wenn es bei Bodenfeuern bleibt, nimmt der Wald Schaden. Die enorme Hitze zerstört die lebende Schicht des Baumes, er stirbt binnen weniger Wochen ab. Vermehrte Kontrollen im Wald und die Sensibilisierung der Bevölkerung sollen Gefahrenquellen eindämmen. Waldbrände wie in Südeuropa können vielleicht verhindert werden, die Dürre und Hitze bleiben jedoch eine Bedrohung. Die Blätter vieler Bäume sind bereits verfärbt. Ursache kann eine Verätzung durch Ozon, aber auch der akute Wassermangel sein. Um die Verdunstungsfläche zu verringern, wirft mancher Baum sein Grün ab. Laubbäume verkraften das, sie schlagen im Frühjahr wieder aus. Nadelbäume leiden stärker darunter. Vereinzelt könne es zum Absterben von Bäumen kommen, sagt Hans-Peter Schimpgen, Leiter des Forstreviers Bernkastel. Tatsächlich ist die Hitzeperiode neben dem sauren Regen nur ein Faktor, der die Bäume schwächt. Zu allem Überfluss ist nun auch noch ein starker Borkenkäferbefall zu erwarten. Die Hitze hat die Fortpflanzung des Schädlings extrem begünstigt. Erst im nächsten Frühjahr, wenn die Bäume ausschlagen, sind langfristige Schäden absehbar.

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