Fifa-Chef Sepp Blatter tritt wegen Korruptionsskandals zurück - Nachfolger-Wahl frühestens im Dezember

Zürich/Trier · Vier Tage nach seiner Wiederwahl als Präsident des Weltfußballverbands gibt Joseph Blatter überraschend seinen Rücktritt bekannt. Er begründet dies mit dem Skandal bei der Fifa. Allerdings bleibt er noch eine Weile im Amt.

Nach der Rücktrittsankündigung von Fifa-Präsident Joseph Blatter am Dienstagabend soll ein Nachfolger bei einem Sonderkongress gewählt werden. Dieser soll zwischen Dezember 2015 und März 2016 tagen. Das sagte Domenico Scala, Vorsitzender der Audit- und Compliance-Kommission des Weltfußballverbands. Der nächste reguläre Fifa-Kongress ist erst für Mai 2016 in Mexiko-Stadt vorgesehen. "Dies würde eine unnötige Verzögerung bedeuten", sagte Blatter. Der 79 Jahre alte Schweizer hatte zuvor seine Entscheidung bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz bekanntgegeben. Erst vier Tage zuvor war er für das Amt wiedergewählt worden.

Das war umstritten, da es gegen führende Fifa-Funktionäre und Blatter-Vertraute Korruptionsvorwürfe gibt, vergangene Woche waren mehrere Verbandsvertreter festgenommen worden. "Die Wahlen sind vorbei, aber die Verwicklungen der Fifa haben kein Ende genommen in dem Skandal", sagte Blatter. Er will mit Compliance-Chef Scala bis zur Neuwahl Reformen anstoßen. Die Compliance-Abteilung ist dafür da, in der Fifa Korruption und Regelverstöße zu verfolgen.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD), zugleich Vertreter der deutschen Länder in der europäischen Sportministerkonferenz, begrüßte Blatters Entscheidung ausdrücklich. "Die Fifa muss mit aller Macht absolute Klarheit schaffen und nun auch Korruptionsfreiheit gewährleisten", sagte Lewentz dem Volksfreund. Er hatte in unserer Zeitung zuvor personelle Konsequenzen gefordert, ebenso wie Paul Linz, Trainer des FSV Salmrohr - der heute mit seinem Team gegen Burgbrohl im Finale um den Rheinlandpokal spielt. Regionale Funktionäre befürchten durch den Fifa-Skandal, in dem es auch um Ungereimtheiten bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar geht, einen Ansehensverlust für ihre Sportart. dpa/oht

Kommentar

Der König ist tot, es lebe die Fifa

Von Heribert Waschbüsch

Der König ist tot, es lebe der König? Das darf dem Weltfußball nicht passieren. Blatters beste Tat in den vergangenen Jahren ist sein angekündigter Rücktritt. Er eröffnet der Fifa endlich die Möglichkeit, in ihrem korrupten Verband aufzuräumen. Unter dem Deckmantel der Demokratie, die alle 209 Fifa-Mitglieder gleichstellt, sind über Jahre hinweg Entscheidungen ge- und verkauft worden. Bei der Aufarbeitung wird noch so manche Lichtgestalt straucheln und hoffentlich Fairplay einziehen.

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