Fliegenplage in pfälzischer Kirche - Kammerjäger soll Problem lösen

Reifenberg · Die Fliegen sind überall. Altar, Orgel, Lampen und Decken - kein Ort in der Kirche in der Südwestpfalz scheint vor den Insekten sicher. Gottesdienst? Unmöglich. Jetzt soll der Kammerjäger anrücken.

Toni Hüther deutet auf die langen Metallstangen, an denen die Lampen von der Decke der Kirche hängen. Die dünnen Rohre sind übersät mit schwarzen Punkten. "Ich habe es schon mit einem Besen versucht, ein paar tote Fliegen sind runtergefallen, aber der Rest ist einfach weggeflogen", erzählt der 69-Jährige, der sich 16 Jahre lang um die Kirche in Reifenberg gekümmert hat. Gottesdienst ist hier im Moment nicht möglich. "Die Fliegen sind überall, haben sich in den Haaren der Leute verfangen", sagt Hüthers Frau Michaela, die Bürgermeisterin des Dorfes. "So etwas habe ich noch nicht erlebt, es ist mir ein absolutes Rätsel."

Reifenberg ist ein 800-Einwohner-Dorf in der Südwestpfalz. Gottesdienst ist nur alle zwei Wochen, der Pfarrer muss mehrere Gemeinden bedienen. Vor der Kirche in schlichtem Weiß riecht es nach Landwirtschaft und Viehhaltung. Schafe blöken, Kühe schreien, auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen Traktoren und landwirtschaftliches Gerät. An der Holztür des katholischen Gotteshauses hängt noch ein Zettel vom Vorabend: "Die Andacht findet heute Abend im Pfarrheim statt."

Von Abertausenden Kirchenbesuchern kann man hier sonst nur träumen. Durch die gekippten Fenster müssten sich die Fliegen in die Kirche geschlichen haben, vermutet Michaela Hüther. Los ging es Anfang der vergangenen Woche, als die Temperaturen noch bei über 30 Grad lagen. "Draußen war es den Fliegen wohl zu heiß und trocken", sagt Hüther. In der Kirche sei es schließlich immer ein bisschen kühler, die Luft feuchter.

Schädlingsbekämpfer Jürgen Vettel aus Ludwigshafen hält diese Erklärung ebenfalls für wahrscheinlich. "Die müssen da hitzebedingt reingeflogen sein." Eine hohe Luftfeuchtigkeit tue ein Übriges, um die Insekten anzulocken. Für die Eiablage würden Fliegen zwar normalerweise von Aas angezogen - das könne er sich in der Kirche aber nicht vorstellen. "Dann hätte man zuerst einen Madenbefall in der Kirche gehabt und das hätte man auch gerochen", sagt Vettel.

An diesem Mittwoch scheint die Herbstsonne aufs Kirchendach. Ein Summen und Brummen erfüllt den Raum. "So laut war es die letzten Tage nicht mehr", sagt Toni Hüther und wirft bange Blicke in Richtung Decke. Zwischen der Holzdecke und dem Boden des darüber liegenden Speichers befinde sich ein Hohlraum, gut einen halben Meter hoch, erklärt der 69-Jährige. "Gut möglich, dass die Fliegen da ihre Eier ablegen — dann steht uns noch einiges bevor." Hüther hat sich eingehend mit der Materie befasst: Neue Fliegen schlüpfen innerhalb von drei Tagen.

Trotzdem sei es lang nicht mehr so schlimm wie vor einer Woche. Hüther deutet auf die Kante zwischen Wand und Decke. "Da war über die gesamte Länge der Kirche alles schwarz vor Fliegen, ein mindestens zehn Zentimeter breiter Streifen." Orgel, Kirchenbänke und Altar hat man vorsichtshalber in Malerfolie gehüllt. Alle paar Tage kehrt Hüther die Fliegenleichen auf dem Boden zusammen. Eins scheint klar: von allein wird die Kirche so schnell nicht fliegenfrei.

Am Donnerstag soll deshalb der Kammerjäger kommen. "Man kann das ja so nicht lassen", sagt die Bürgermeisterin. Eine Firma aus Pirmasens soll anrücken und den Fliegen mit einem Biowirkstoff zu Leibe rücken. "Gottesdienst ist erst wieder Samstag nächster Woche", sagt Hüther. "Bis dahin haben wir das Problem hoffentlich im Griff."

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