Gibt es eine Überraschung? Verkaufspoker um den Hahn geht in die nächste Runde: Am Donnerstag könnte eine Entscheidung fallen

Trier · Seit mehr als einem Jahr wird für den insolventen Flughafen Hahn ein neuer Käufer gesucht. An diesem Donnerstag kommen die Gläubiger erneut zusammen, um über die Zukunft des Airports zu entscheiden. Eine Rolle dabei spielt auch, wie Bundeswirtschaftsminister Habeck zu dem geplanten Verkauf an einen russischen Oligarchen steht.

 Wie sind die Aussichten für den Flughafen Hahn? Foto: Bernd Wientjes

Wie sind die Aussichten für den Flughafen Hahn? Foto: Bernd Wientjes

Foto: TV/Bernd Wientjes

Bekommt der Flughafen Hahn an diesem Donnerstag einen neuen Besitzer? Hört man sich im Umfeld des Airports um, bekommt man darauf keine klare Antwort. Kaum einer will dafür die Hand ins Feuer legen, dass dieses Mal die Gläubiger des insolventen Hahn einem Verkauf zustimmen werden.

Diese kommen am Donnerstagmittag beim Amtsgericht Bad Kreuznach zusammen, um erneut über die Zukunft des Hunsrückflughafens zu entscheiden.

Flughafen Hahn: Wie steht das Bundeswirtschaftsministerium zum Verkauf?

Bei der Gläubigerversammlung Anfang Februar scheiterte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner mit dem Plan, den Flughafen an die Betreibergesellschaft des Nürburgrings, die NR Holding, zu verkaufen. Diese verfügt über einen gültigen Kaufvertrag. Auch soll sie dem Vernehmen nach den geforderten Kaufpreis von über 20 Millionen Euro hinterlegt haben.

Die Gläubiger hatten Bedenken, weil hinter der Holding der russische Milliardär Viktor Charitonin steht. Er gilt als kremlnah, steht aber in Europa auf keiner Sanktionsliste im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Trotzdem stimmten die Gläubiger dem Verkauf an den Oligarchen nicht zu.

Plathner beschloss darauf, das von Robert Habeck (Grüne) geführte Bundeswirtschaftsministerium einzuschalten. Dieses soll prüfen, ob der Hahn als kritische Infrastruktur eingestuft wird und damit der Verkauf an ausländische Investoren besonderen Bedingungen unterliegt.

Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion, dass das Investitionsprüfverfahren noch nicht abgeschlossen sei. Angaben zu einem Zeitplan und weiteren Details seien nicht möglich.

Das wiederum könnte Auswirkungen auf eine neuerliche Gläubigerversammlung haben. Denn die NR Holding ist weiter im Rennen. Dass die Gläubiger trotz der Ungewissheit, ob der Bund sein OK gibt, dem Verkauf an Charitonin zustimmen werden, gilt als unwahrscheinlich. Zumal, wie ein Kenner des Verfahrens unserer Redaktion sagte, bislang nichts von weiteren Geldgebern im Umfeld der Rennstrecken-Betreiber bekannt ist. NR Holding hatte, nachdem klar war, dass der Verkauf an sie vorerst gestoppt ist, angekündigt, ein Konsortium zu bilden mit anderen Unternehmen und sich mit einem Anteil von weniger als 25 Prozent am Hahn zu begnügen.

Flughafen Hahn: Noch zwei weitere Bieter im Rennen?

Neben der Nürburgring-Gesellschaft ist auch noch die Mainzer Immobiliengruppe Richter als Käufer im Rennen. Auch diese verfügt über einen unterschriebenen Kaufvertrag und hat ebenso den von ihr gebotenen Kaufpreis hinterlegt.

Weitere Verträge mit Bietern gibt es wohl nicht. Der im vergangenen Jahr geschlossene Kaufvertrag mit dem eigens gegründeten Unternehmen Swift Conjoy wurde im Januar aufgehoben, nachdem dieses mehrere Fristen zur Zahlung des Kaufpreises hat verstreichen lassen.

Plathner hat nach dem im Februar gescheiterten Verkauf an die NR Holding das Bieterverfahren überraschend noch einmal eröffnet. Dabei hat wohl auch der türkische Flughafenbetreiber YDA ein Angebot abgeben. Mittlerweile wird aber bezweifelt, dass dieser ein ernsthaftes Interesse am Hahn hat.

Das Insolvenzverfahren läuft seit Oktober 2021. Ob es an diesem Donnerstag nach fast eineinhalb Jahren endlich ein Ende finden wird, ist unklar. Plathner scheint aber immer für Überraschungen gut zu sein.

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