Formel1: Ecclestone drängt auf Entscheidung - Nürburgring und Hockenheim sperren sich gegen hohes Defizit

Nürburgring · Mitte Juli soll die Formel 1 in Deutschland gastieren. Doch es droht eine Absage. Denn weder der eigentlich für das Rennen vorgesehene Nürburgring noch der Hockenheimring sind bereit, die finanziellen Forderungen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zu erfüllen.

Bernie Ecclestone hat die Nase gestrichen voll: Der Formel-1-Macher braucht den deutschen Markt, sind sich nahezu alle Kenner der Rennsportbranche einig. Aber weder Hockenheim noch der Nürburgring sind bereit, die finanziellen Forderungen des 84-jährigen Briten zu erfüllen. Jetzt macht er richtig Druck. Gegenüber der Deutschen Presse Agentur erklärte er, "spätestens am Wochenende" müsse feststehen, ob und wo ein deutscher Grand Prix in dieser Saison gefahren wird. Und dann kommt einer dieser typischen Ecclestone-Sätze: "Ich bin nicht sicher, ob es klappen wird."

Terminiert ist der Große Preis von Deutschland bereits. Er soll vom 17. bis 19. Juli die Rennsportfans auf der ganzen Welt mitfiebern lassen. Nur ist man am Nürburgring nach Informationen der Rhein-Zeitung nicht gewillt, die 15 Millionen Dollar (13,47 Millionen Euro) zu bezahlen, die der Chefvermarkter der Königsklasse als Fahrerfeldgebühr verlangt. Alle Werbeeinnahmen streicht er ohnehin ein.

Für den Ring würde ein solcher Kontrakt ein Minus von fünf bis sechs Millionen Euro bedeuten. Zu einem Defizit, das über einer Million Euro liegt, ist man nicht bereit. Zumal man ohnehin nur mit 40.000 Zuschauern rechnet - 20.000 weniger als 2013. Angesichts dieser Perspektiven hat auch Hockenheim, das nach dem deutschen Wechselturnus erst im nächsten Jahr dran wäre, wenig Lust, bereits 2015 einzuspringen. Auch im nordwestlichen Baden-Württemberg kann man sich ein sattes Minus zwischen 2,5 und fünf Millionen Euro (Schätzung für 2014) auf keinen Fall jedes Jahr leisten.
Die Zeit drängt

Ecclestone sitzt in der Klemme. Entweder lässt er den deutschen Kernmarkt sausen, was der Formel 1 die Seele raubt, oder er geht mit den Preisen runter, was einen gefährlichen Präzedenzfall schafft.

Zugleich drängt die Zeit. Denn wenn der Vorverkauf noch später startet, droht das Deutschland-Rennen zum Reinfall zu werden. Klarheit will auch Mercedes. Der Konzern kann sein dreistelliges Millionenengagement für die Königsklasse kaum rechtfertigen, wenn in Deutschland gar kein Grand Prix steigt. "Das Rennen in Deutschland ist für uns wichtig. Es ist unser Heim-Grand-Prix", meinte denn auch Motorsportchef Toto Wolff. Und "sehr schade" nannte es Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel, sollte die Formel 1 nicht mehr in Deutschland gastieren.

Doch am Nürburgring hat man offenbar einen anderen Knaller in petto. Nach Informationen der Rhein-Zeitung scheint es so, dass die lange angekündigten Verträge über die renommierte Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) endlich in trockenen Tüchern sind, was allerdings noch nicht offiziell bestätigt wurde. Angeblich will die russisch geführte NR Holding den Nürburgring über diesen Weg im internationalen Spitzenfeld halten. Dabei scheint man durchaus bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Die WEC gastiert vom 28. bis 30. August 2015 wohl erstmals am Nürburgring.

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