Freunde haben sie vor ihm gewarnt

Der 30-Jährige, der sich wegen angeblicher Mitschuld am Tod seiner Ex-Freundin vor dem Trier er Landgericht verantworten muss, ist nach Zeugenaussagen psychiatrisch krank. Er wird auch als gewalttätig beschrieben.

Trier. Er lächelt. Die erste sichtbare Gefühlsregung des 30-Jährigen während des Prozesses. Als ihm der Wachtmeister im Gerichtssaal die Handschellen abnimmt, huscht ein Lachen über sein Gesicht. Danach setzt sich der Mann auf die Anklage+bank schaut regelungslos nach unten - wie schon an den ersten beiden Prozesstagen. An diesem Tag allerdings nicht ganz regungslos. Mehrmals schüttelt er den Kopf, als etwa die Patentante der toten Studentin berichtet, er habe es nicht gerne gesehen, wenn sich die neun Jahre jüngere Frau mit anderen unterhalte. Oder wenn deren Schwester während ihrer fast 90-minütigen Vernehmung sagt, er habe seiner Ex-Freundin gedroht, wenn sie zu einer Maifeier bei den Externsteinen, einer Sehenswürdigkeit im Teutoburger Wald, in der Nähe ihres Heimatortes in Nordrhein-Westfalen komme, werde er sie umbringen. Das sei "sein Revier".

Ihre Schwester habe Angst, ja Panik vor dem aus einem Nachbarort stammenden Mann gehabt, sagt die 24-Jährige. Trotzdem sei sie nicht losgekommen von ihm, habe ihn immer wieder besucht. Er sei "die Liebe ihres Lebens" gewesen, soll sie selbst dann noch gesagt haben, als er eine neue Freundin gehabt hat. Ihre drei Jahre jüngere Schwester sei ihm hörig gewesen. "Er brauchte sie nur anzuschauen, dann muckte sie", sagt auch ihre Tante. Beide vermuten, dass die junge Frau von ihrem damaligen Freund geschlagen worden ist. Angeblich soll er sie mit einem von ihm gedrehten Video, das beide beim Sex zeigt, erpresst haben.

Seit sie mit ihm zusammen gewesen war, habe sich ihre Schwester verändert, sei unzuverlässiger und gegenüber den Eltern aufsässiger geworden, sagt die 24-Jährige. Einmal soll es sogar zu einem heftigen Streit mit der Mutter gekommen sein, wegen ihm. Vor der Beziehung sei sie lebenslustig, aufgeschlossen, kontaktfreudig und sehr angepasst gewesen. Erst als sie im Herbst 2008 nach Trier gezogen sei, wo sie Biologie und Mathematik studiert hat, um später Lehrerin zu werden, sei sie wieder "aufgegangen", sagt die Schwester. Ihr sei es dort richtig gut gegangen. Genau wie die Tante bezweifelt die 24-Jährige, dass die Studentin jemals an Selbstmord gedacht hat. Der Angeklagte hat wohl in einer früheren Vernehmung gesagt, dass seine Ex-Freundin gedroht habe, sich umzubringen.

Kennengelernt hatten sich die beiden auf einem Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken. Die damals 17-Jährige hatte sich dort in den neun Jahre Älteren verliebt. Alle hätten sie vor ihm gewarnt, sagt die Schwester. Es sei bekannt gewesen, dass er seine vorherigen Freundinnen "schlecht behandelt" habe. Auch dass er gewalttätig sei und zu Wutausbrüchen neige, sei bekannt gewesen. Genauso, dass er Drogen nehme. Angeblich soll die 20-Jährige ihm Geld gegeben haben, um Drogen zu kaufen. Um welche es sich dabei handelte, bleibt unklar.

Die 20-Jährige ist im Juni vergangenen Jahres an einer Überdosis des Lösungsmittels Gamma-Butyrolacton (GBL) gestorben. Vor allem in der Techno-Szene ist das eine beliebte Partydroge. Ihr Ex-Freund, der an diesem Abend in der Wohnung der Studentin in Trier war, hat laut Staatsanwaltschaft nichts unternommen, um die ins Koma gefallene Frau zu retten. Ob das GBL von ihm stammt, ist noch unklar.

Wegen Depressionen hat der 30-Jährige Medikamente nehmen müssen. Auch soll er in psychiatrischer Behandlung gewesen sein. Er sei mit dem Selbstmord seiner Schwester, die wie er adoptiert sei, nicht zurechtgekommen, sagt ein Polizist aus dem nordrhein-westfälischen Höxter aus. In der Nacht, als die Studentin in Trier gestorben ist, hat er mit den Eltern des Mannes in deren Heimat Steinheim gesprochen. Zu dieser Zeit ist nach ihm gefahndet worden. Seine Mutter habe die Befürchtung gehabt, dass er sich etwas antun könnte, sagt der Beamte vor Gericht.

Tante: Nichte hat sich verändert



Am Tag vor ihrem Tod hat die Tante mit ihrer Nichte in Trier telefoniert. Sie sei "anders" gewesen, sagt die Frau. Eine Erklärung dafür habe sie aber nicht. Dass zu dieser Zeit ihr Ex-Freund bei der 20-Jährigen in der Wohnung gewesen ist, hat die Tante nicht gewusst. Sie wollte ihre Nichte samstags in Trier besuchen. Daraus wurde nichts. Die 20-Jährige ist nachts tot im Bett gefunden worden.

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