"Führerschein reicht nicht"

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat vor dem Trierer Landgericht der Drogenprozess gegen drei Männer aus dem Saarland begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft den mutmaßlichen Mitgliedern eines Rockerclubs bewaffneten Rauschgift-Handel vor.

Trier. Montagmittag, kurz nach 13 Uhr: Vor dem Trierer Landgericht und in einer Seitenstraße stehen Polizeifahrzeuge, im Inneren des Justizgebäudes sind ein halbes Dutzend Kripobeamte postiert, die daran zu erkennen sind, dass sie einen "Knopf im Ohr" tragen. Für den bevorstehenden Prozess im großen Sitzungssaal hat der Vorsitzende Armin Hardt verschärfte Sicherheitsvorkehrungen angeordnet - "rein vorsorglich", sagt Gerichtssprecherin Simone Konz.Sicherheitsschleuse und Leibes-Visitationen

Die drei Angeklagten, von denen zwei seit Mitte Oktober in Untersuchungshaft sitzen, sollen laut Staatsanwaltschaft dem "Chapter Kaiserslautern" des berühmt-berüchtigten Motorradclubs "Bandidos" angehören. Die Rocker machen bundesweit immer mal wieder Negativ-Schlagzeilen durch ihre angebliche Nähe zur organisierten Kriminalität. Und durch ihre Feindschaft zum Konkurrenz-Club "Hells Angels". Vor dem Landgericht Münster wird seit Ende letzten Jahres zwei "Bandidos" der Prozess gemacht, weil sie einen "Hells Angel" erschossen haben sollen. 600 Rocker aus beiden Lagern und 1000 Polizisten sorgten zum Verhandlungsauftakt in Münster für eine eindrucksvolle Kulisse.Möglicherweise mag auch das die Dritte Große Strafkammer im Vorfeld des Trierer Prozesses ein wenig beeindruckt haben. Denn wie in Münster gibt es am Montag auch im Landgericht Trier eine Sicherheitsschleuse, Leibes-Visitationen und Absperrgitter. Wer in den Sitzungssaal will und keinen Personalausweis oder Reisepass dabei hat, kann sich gleich wieder umdrehen. "Führerschein reicht nicht", sagt eine Justizbedienstete einer Zuschauerin. Der Besucher-Andrang hält sich allerdings in Grenzen. Ein knappes Dutzend Freunde und Bekannte der drei Angeklagten sitzt zum Prozessauftakt im Zuschauerraum - flankiert von mehreren Kripobeamten und Justizwachtmeistern, die sich im Gerichtssaal verteilen. Äußerlich deutet nichts darauf hin, dass an diesem Tag gegen drei Mitglieder eines Motorradclubs verhandelt wird. Mit Klapp-Revolver und Eisenstange bewaffnet

Nach nur 20 Minuten ist der erste Prozesstag schon beendet. Staatsanwalt Matthias Teriet hat die Anklageschrift verlesen, mehr ist an diesem Montag auch nicht geplant. Die zwischen 40 und 43 Jahre alten Männer sollen im Herbst vorigen Jahres im Hochwald mehrfach die künstlich hergestellte Droge Amphetamin verkauft haben und dabei teilweise mit geladenem Klapp-Revolver und Eisenstange bewaffnet gewesen sein. Der Rauschgifthandel flog auf, weil die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft an einen verdeckten Ermittler und an einen Informanten der Polizei geraten waren. Nach Angaben der Verteidiger wollen sich ihre Mandanten zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Sechs Prozesstage hat der Vorsitzende Richter Armin Hardt zunächst angesetzt. Um das Verfahren möglicherweise zu beschleunigen, hat Hardt die drei Verteidiger und die beiden Staatsanwälte vor der nächsten Sitzung in eineinhalb Wochen zu einem Gespräch gebeten. Resultat könnte ein sogenannter Deal sein: Strafnachlass gegen Geständnis. Das erspart dem Gericht Kosten und Zeit.Ob es dazu kommt, ist allerdings fraglich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort