Fünf Banküberfälle in neun Monaten

Trier · Fünf Banken soll Paul Philipp Erxleben seit April 2012 überfallen und 80 000 Euro erbeutet haben. Das vermutet die Polizei. In Thalfang nahm der Mann demnach einen fünfstelligen Betrag mit, in Nittel ging er am Donnerstag leer aus.

Trier. Das Täterprofil der Polizei zeigt den 31-jährigen Paul Philip Erxleben als einen gefährlichen Verbrecher, der sich auf Banküberfälle spezialisiert hat. Er geht dabei offensichtlich so geschickt vor, dass es alles andere als leicht ist, ihn zu fassen. Zwischen 2005 und 2008 hat er fünf Banken im Raum Koblenz überfallen, bevor die Ermittler ihn fanden und festnahmen. Er hatte noch nicht einmal die Hälfte seiner Strafe dafür verbüßt, als er im Januar 2012 seine Chance zur Flucht nutzte und von einem Freigang aus einer Justizvollzugsanstalt in Berlin nicht zurückkam.
Danach hat er, so sehen es die Ermittler, den Großraum Berlin verlassen und ist wieder in sein früheres Revier Rheinland-Pfalz zurückgekehrt. Der erste Überfall, der nach der Überzeugung der Fahnder auf Erxlebens Konto geht, lief am 12. April 2012 in der Geschäftsstelle Thalfang der Volks- und Raiffeisenbank Hunsrück-Mosel ab. Ein Mann mit einer Wollmütze bedrohte zwei Mitarbeiter mit einer Schusswaffe und zwang sie, den Tresor zu öffnen. Er floh mit einem fünfstelligen Betrag. Nur wenige Minuten später waren alle verfügbaren Kräfte der Polizeiinspektion Morbach vor Ort in Thalfang, doch die anschließende Großfahndung mit massiver Unterstützung benachbarter Polizeiinspektionen verlief erfolglos.
Drei Frauen gefesselt


Der nächste Überfall folgte am 31. August und traf die Volksbank in Herschweiler-Pettersheim, ein Ort in der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler im Landkreis Kusel. Der Täter bedrohte drei Mitarbeiterinnen mit einer Schusswaffe und forderte Bargeld. Die um ihr Leben fürchtenden Frauen mussten ihm jedoch mitteilen, dass sie keinen Zugriff darauf hätten. Der Räuber fesselte alle drei und verließ das Gebäude ohne Beute.
Am 4. September überfiel ein Mann die Volksbank-Filiale in Freckenfeld im Landkreis Germersheim. Es war wieder Erxleben, davon sind die Ermittler überzeugt. Er bedrohte eine Angestellte und eine Kundin mit einer Waffe, raubte mehrere Tausend Euro und flüchtete mit einem dunklen VW Golf, nachdem er die Frauen gefesselt hatte.
Der vierte Überfall, den die Polizei Erxleben im Jahr 2012 zuschreibt, weicht von dessen bisheriger Vorgehensweise ab. Nicht die Volksbank war dieses Mal das Ziel, sondern die Sparkasse. Diese stand nicht in Rheinland-Pfalz, sondern im Saarland: im Ortsteil Wehrden der früheren Hüttenstadt Völklingen. Der Täter wartete schon am frühen Morgen vor Beginn der Geschäftszeiten im Vorraum bei den EC-Automaten. Mit einer Schrotflinte zwang er einen Angestellten, ihn hereinzulassen. Dort sah sich der Täter sechs Mitarbeitern gegenüber. Drei fesselte er, drei bedrohte er mit seiner Flinte und zwang sie, den Tresor zu öffnen. Er steckte mehrere Tausend Euro ein, schloss die Mitarbeiter im Tresorraum ein und floh in einem Kombi.
Nach Auswertung der Bilder aus der Überwachungskamera ist die Polizei überzeugt, dass Paul Philipp Erxleben auch der Täter ist, der am Donnerstag die Geschäftsstelle der Volksbank Hochwald-Saarburg in Nittel (Verbandsgemeinde Konz) überfallen hat. Alle überfallenen Geldinstitute haben für die Festnahme des Täters eine Gesamtbelohnung von mittlerweile 7000 Euro ausgesetzt (siehe Extra).Extra

Paul Philip Erxleben ist 1,85 Meter groß, schlank und hat einen dunklen, südländischen Teint. Der Mann spricht hochdeutsch, französisch, englisch und russisch. Während des Überfalls auf die Volksbank in Nittel war er mit einem dunklen Sakko und einem grau-beigen Pulli bekleidet; dazu ein zwei- oder dreifarbiger Schal, eine schwarze Mütze und dunkle Handschuhe. Weiterhin trug der Mann eine Brille mit dunklem Gestell. Die geschädigten rheinland-pfälzischen Geldinstitute hatten bisher eine Belohnung von insgesamt 6000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Klärung der Taten und zur Festnahme des Täters führen. Die Volksbank Hochwald-Saarburg hat jetzt weitere 1000 Euro Belohnung ausgesetzt. Die Zuerkennung und Verteilung der Belohnung erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges und ist nur für Privatpersonen bestimmt und nicht für Beamte, zu deren Berufspflichten die Verfolgung von Straftaten gehört. jp Wer Hinweise zu dem Raubüberfall in Nittel oder zum Aufenthaltsort von Paul Philip Erxleben machen kann, wird gebeten, sich an die Kripo Trier, Telefon 0651/9779-2110 oder 0651/9779-2290, oder an jede andere Polizeidienststelle zu wenden.

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