Für Flüchtlinge fast jede Hilfe erwünscht: In der größten Aufnahmeeinrichtung des Landes in Trier herrscht noch immer große Enge – Private Initiative hilft

Trier · Die Situation in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) in Trier-Nord hat sich etwas entspannt. Niemand muss mehr unter freiem Himmel schlafen. Lebensqualität bringt der Aufenthalt dort allerdings nicht. Dennoch sind die Menschen dankbar.

 Die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Trier (AfA) ist überfüllt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Trier (AfA) ist überfüllt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Wenn Shekho Usso über die Menschen in Deutschland spricht, dann strahlen seine Augen: "Das sind die hilfsbereitesten und freundlichsten Menschen der Welt", sagt der junge Mann in gutem Englisch. Er meint es ehrlich, trotz des Schocks, den er vor drei Wochen erlebt hat, als seine lange Flucht vor dem Krieg in Syrien vorläufig in der ehemaligen Kaserne im Norden Triers ein Ende fand. "Wenn du im Krieg um dein Leben bangst, dann denkst du, Deutschland ist das Paradies. Aber als wir hier ankamen und keinen Platz zum Übernachten fanden, war es ein Schock."

Shekho, der mit seinem Bruder und dessen Kindern darauf wartet, dass ihre Asylverfahren eröffnet werden, hatte das Glück, Christina Geiger zu treffen. Die hatte angesichts der Nachricht von der völlig überfüllten Aufnahmeeinrichtung über Facebook ihre Freunde und Bekannten zu Hilfe aufgerufen. Auch Thomas Gabriel kam, um mitzumachen: "Da standen dann am Abend 60 Leute, die helfen wollten. " Aus dem spontanen Hilfeaufruf hat sich innerhalb von drei Wochen eine kleine private Hilfsorganisation entwickelt, die bereits Großes bewirkt. Unter dem Gruppennamen "Refugees Trier privat support Dasbachstraße" organisiert mittlerweile ein Kern von etwa 35 Menschen individuelle Hilfe für Flüchtlingsfamilien. Der 25-jährige Gabriel ist der vorübergehende Sprecher der Gruppe, die sich bald als Verein organisieren will. Beim Treffen mit dem Trierischen Volksfreund vertritt er die erkrankte Initiatorin Christina Geiger.

"Alle wollen helfen, aber keiner weiß, wie", sagt Gabriel. Deshalb versuche die Gruppe, das als Bürgerinitiative mit Spezialisierung auf personalisierte Spenden zu verbessern. Drei Patenmodelle wurden erdacht. Der Syrer Shekho und seine Familie gehörten zu den Ersten, die von der Kreativität und dem Mut der Trierer profitierten, unmittelbar auf Flüchtlinge zuzugehen. Da verstand es sich fast von selbst, dass der junge Mann, der vier Sprachen spricht, den Refugees als Dolmetscher hilft, die Barrieren zu anderen Flüchtlingen zu brechen. Das Sprachengewirr auf dem Gelände ist in der Tat gigantisch, wie sich beim Besuch in der Einrichtung zeigt. Zu Bedauern sind die Pförtner, die neben den Fragen, die auf sie einstürmen, ständig klingelnde Telefone bedienen. Die überwiegende Zahl der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter wirkt allerdings gelassen. Die Freude an der Arbeit für Menschen ist vielen von ihnen ins Gesicht geschrieben.

Das ist auch bei Lars Schäfer so. Der 33-Jährige, den Fußballfans von Eintracht Trier und Salmrohr als Spieler kennen, ist in der Afa unter anderem für das Jobcenter, Zimmermanagement und die Kleiderkammer zuständig. "Wir haben hier etwa 30 Jobs an Asylbegehrende zu vergeben. Das wird sehr gerne angenommen." Der Stundenlohn beträgt zwar lediglich 1,05 Euro. Die kleine Zugabe zum Taschengeld wird aber gerne angenommen. Bei 1700 Menschen können natürlich längst nicht alle davon profitieren.

Zu tun gibt es viel auf dem Gelände, zum Beispiel in der Kleiderkammer, wo drei Flüchtlingsfrauen die insgesamt 34 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer als Dolmetscherinnen unterstützen. "Ohne die ehrenamtliche Hilfe und Organisation würde es hier nicht funktionieren", sagt Schäfer. Er hofft, dass die beantragte Stelle eines Ehrenamtskoordinators bald genehmigt wird. Der werde dringend benötigt, auch, um Hilfe von außen besser steuern zu können.

Sein erstes offizielles Treffen mit den Refugees ist nun terminiert. Gegen deren Unterstützung hat in der Afa niemand etwas. "Hilfe ist eine tolle Sache, sofern das mit uns abgestimmt ist", sagt auch Thomas Pütz, stellvertretender Leiter der Einrichtung.

Die Gruppe um Christina Geiger würde gerne noch mehr helfen. Eine bessere Wegbeschreibung auf dem Gelände, eine mehrsprachige Informationsbroschüre im Pocketformat und eine bessere medizinische Versorgung stehen unter anderem auf deren Projektliste.

Shekho, der junge Mann aus Syrien, hat den Schock der Ankunft überwunden. "Wir wollen niemandem etwas wegnehmen", sagt er. "Wir wollen nur sicher sein und eine Zukunft erleben."

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