Für mehr Gerechtigkeit

TRIER. Das diesjährige Frühlings-Bundestreffen der Volksbewegung "Wir sind Kirche" fand am Wochenende in Trier statt. Die Laientheologen stellten ihr Programm für den Katholikentag in Saarbrücken vor und kritisierten Bischof Marx, der im Januar dem Saarbrücker Theologen Gotthold Hasenhüttl die Lehrerlaubnis entzogen hatte (der TV berichtete).

Vor rund elf Jahren entstand aus einem Volksbegehren, bei dem 1,8 Millionen Deutsche für eine Erneuerung der katholischen Kirche unterschrieben hatten, die Bewegung "Wir sind Kirche". Seitdem sind die Laientheologen in 27 deutschen Diözesen aktiv und treiben ihre Ziele für eine "zukunftsfähige Kirche" voran: die Aufhebung des Zölibat-Zwangs, die Frauenordination, die Ökumene, die "positive Bewertung der Sexualität" und die Zulassung von Laientheologen zum Priesterdienst. "Wir sind Kirche" ist eine freie Bewegung, eine exakte Mitgliederzahl gibt es nicht. Zweimal jährlich lädt der Bundesvorstand deutschlandweit zu Versammlungen ein. In Trier trafen sich am Wochenende rund 100 Kirchenbeweger, um ihr Programm beim Saarbrücker Katholikentag zu besprechen, sowie zu Bibelarbeit, Vorträgen, Arbeits- und Diskussionsrunden. Beim Katholikentag vom 24. bis 28. Mai in Saarbrücken ist "Wir sind Kirche" auf der Kirchenmeile mit einem Aktions- und Informationsstand vertreten. "Das Leitwort des Kirchentags lautet ,Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht'", sagt Pressereferent Christian Weisner, "unter diesem Aspekt wollen wir die Frage stellen, wie es um die Gerechtigkeit in der Kirche selbst bestellt ist." Drei größere Veranstaltungen stehen dazu zusätzlich auf dem Programm: Am Donnerstag, 25. Mai, dreht sich im Saarbrücker Schloss alles um die Freiheit innerhalb der katholischen Kirche. Aufregung um Gotthold Hasenhüttl

"Unter anderem geht es dabei um die theologische Forschung", erklärt Weisner. Eingeladen sind ein Kirchenrechtler, eine ehemalige Ordensschwester und eine Frauenrechtlerin. Ursprünglich war auch der von der Amtskirche suspendierte Saarbrücker Professor für Theologie, Gotthold Hasenhüttl, eingeladen. "Aber das Bistum hat uns mitgeteilt, dass wir in diesem Fall nicht in das offizielle Programm des Katholikentags aufgenommen würden", bedauert Weisner. Dass der Trierer Bischof Reinhard Marx Hasenhüttl im Januar die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen hat, weil dieser beim 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 auch Protestanten zur Kommunion eingeladen hatte, kritisiert "Wir sind Kirche" scharf: "Selbst wenn das Handeln des Trierer Bischofs dem Kirchenrecht entsprechen mag und von Rom bestätigt wurde, ist es kein Zeichen von Gerechtigkeit." Besonders unverständlich sei die "Kirchenstrafe", weil der heutige Papst Benedikt XVI. beim Requiem für Papst Johannes Paul II. dem evangelischen Prior von Taizé, Roger Schutz, ebenfalls die Kommunion gereicht habe. Die zweite Veranstaltung von "Wir sind Kirche" beim Saarbrücker Katholikentag thematisiert die zur Zeit stattfindende Zusammenlegung der Pfarreien. "Ließe die Amtskirche Laientheologen als Gemeindeleiter zu, wäre das gerade in ländlichen Gebieten, wo die Pfarreien in Zukunft von der Fläche her extrem groß sein werden, eine gute Lösung, um die Kirche trotz Priestermangels nahe beim Volk zu halten", begründet Weisner. Zur dritten Veranstaltung hat die Volksbewegung Vertreter verschiedener Kirchen eingeladen, um über die Zukunft der Ökumene zu diskutieren. "Es darf nicht sein, dass die Katholen die evangelische Kirche noch nicht einmal als eigenständige Kirche akzeptieren wollen", betont der Pressereferent. Zu ihrem Bundestreffen in Trier habe die Volksbewegung auch Vertreter des Bistums Trier schriftlich eingeladen, sagt Weisner. "Wir haben von dem Treffen erst aus dem Volksfreund erfahren", hält Bistumssprecher Hans Casel dagegen.

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