"Für uns ist das existenzbedrohend"

Bitburg/Trier · Die Universal-Bau Bitburg GmbH hat gegen den österreichischen Generalunternehmer VPG ein Zahlungsverbot erwirkt: Auftraggeber dürfen an die VPG, die das neue Seniorenwohnheim in Bitburg gebaut hat, derzeit kein Geld auszahlen. Fünf weitere Betriebe aus der Region warten ebenfalls noch auf Geld von den Österreichern.

Bitburg/Trier. Ihren Namen möchten die Betriebe, die auf Geld von der österreichischen Baufirma VPG (siehe Extra) warten, lieber nicht in der Zeitung lesen. "Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen", sagt ein Handwerksmeister in der Hoffnung, dass Arbeit und Material, die er und seine Mitarbeiter in den Bau des Bitburger Seniorenwohnheims Birkenhof gesteckt haben, doch noch entlohnt werden. "Und wir wollen auch nicht, dass unsere Lieferanten denken könnten, unser Betrieb hätte finanzielle Probleme", begründet ein anderer Firmenchef, warum er anonym bleiben möchte.
Nicht nur diesen beiden Betrieben schuldet die VPG Geld. In den vergangenen Wochen hatte der TV bereits über zwei österreichische Bauunternehmen und einen Dachdeckerbetrieb aus der Region berichtet. Alle drei hatten Außenstände gegenüber der VPG in je sechsstelliger Höhe angegeben. Zwei ausländische Subunternehmer, die auf VPG-Baustellen in Trier und Bitburg tätig waren, hatten ebenfalls auf ihr Geld warten müssen. Nun haben weitere Firmen aus der Region gegenüber dem TV erklärt, dass die VPG ihnen noch Zahlungen schulde.
Damit sind die Außenstände des österreichischen Generalunternehmens weit größer, als es zunächst den Anschein hatte.
"Für uns ist die Sache existenzbedrohend", sagt ein Handwerker aus der Eifel, der mit seiner Firma beim Bitburger Altenheim unter anderem die Außenanlagen errichtet hat. Die VPG sei ihm noch 230 000 Euro schuldig. "Seit Anfang Februar haben die Österreicher ihre Abschlagzahlungen nicht mehr bezahlt", sagt der Firmeninhaber."Es tut schon richtig weh"


Bereits seit Dezember sitzt ein weiterer Betrieb aus der Eifel auf offenen VPG-Rechnungen in Höhe von 35 0000 Euro. "Jeden Tag wurde uns versprochen, dass das Geld morgen kommt - bislang ist allerdings nichts passiert", erklärt der Betriebsleiter auf TV-Nachfrage. "Von Anfang an gab es Probleme mit den Zahlungsterminen."
Beim vierten Betrieb - mit Sitz in Trier - hat die VPG ebenfalls einen mittleren fünfstelligen Betrag offen. "Es würde uns nicht in die Pleite treiben, aber es tut schon richtig weh", erklärt die Unternehmenschefin gegenüber dem TV.
Eine weitere Firma, die beim Innenausbau des Bitburger Seniorenheims tätig war, wartet auch noch auf einen mittleren fünfstelligen Betrag von dem österreichischen Generalunternehmen. "Ich habe zwar Verständnis dafür, dass es auf so einem großen Bau mal zu Verzögerungen kommt, aber wir warten jetzt seit drei Monaten auf unser Geld", sagt der Handwerker.
Das ursprünglich für die Haustechnik beauftragte Unternehmen war mitten im Bau pleitegegangen und musste ersetzt werden. Neben ihren Vorabzahlungen an diesen Betrieb verlor die VPG dadurch auch Zeit - die bei termingebundenen Projekten bares Geld wert ist. Generalunternehmen sind gegen solche Ausfälle zwar versichert, bis die Finanzen geregelt sind, dauert es allerdings. Mit dieser Verzögerung hatte VPG-Geschäftsführer Siegfried Gassner bislang die Zahlungsverzögerungen erklärt.
Zahlungsverzögerungen gab es allerdings schon vor zwei Jahren beim Bau eines Seniorenheims in Landscheid. "Wir haben auf jede Abschlagzahlung warten müssen, keine Rechnung wurde damals pünktlich von der VPG bezahlt", bestätigt der verantwortliche Mitarbeiter eines großen Betriebs aus der Region auf TV-Nachfrage. Auch die Firma Universal-Bau Bitburg (UVB) hatte für ihre Arbeit auf der VPG-Baustelle in Landscheid nicht den vollen vereinbarten Betrag gesehen - und war wegen Außenständen von rund 72 000 Euro vor Gericht gezogen.
Um sicherzustellen, dass die UVB ihr Geld erhält, bevor die VPG neue Einnahmen anders verwenden kann, hat der Gerichtsvollzieher in der vergangenen Woche dem Trierer Bauunternehmen Eifel-Haus mitgeteilt, bis auf weiteres keine Zahlungen mehr an die VPG vornehmen zu dürfen.
"Dieses Zahlungsverbot hat uns sehr überrascht. Dass die VPG finanzielle Probleme in diesem Ausmaß hat, war uns bis dato nicht bekannt", sagt Eifel-Haus-Chef Alois Peters. Eifel-Haus hatte die VPG als Generalunternehmen mit dem Rohbau eines großen Wohnkomplexes in Trier und dem schlüsselfertigen Bau des Bitburger Seniorenheims beauftragt. "Nicht etwa, weil uns die VPG das günstigste Angebot gemacht hat", betont Peters. "Wir hatten uns für die VPG entschieden, weil diese das Seniorenheim in Landscheid und eins in Saarburg in sehr kurzer Bauzeit errichtet hatte und uns auch für Bitburg eine kurze Bauzeit vertraglich zugesichert hatte."
VPG-Chef Gassner hat gegenüber dem TV erklärt, in den kommenden Wochen alle ausstehenden Rechnungen der Betriebe begleichen zu wollen.Extra

Die VPG ist in der Region für mehrere Auftraggeber und millionenschwere Projekte tätig: Neben dem Seniorenheim in Bitburg haben sie für den Trierer Bauherren Eifel-Haus kürzlich den Rohbau für einen großen Wohnkomplex in der Trierer Bernhardstraße fertiggestellt. Seniorenheime hat die VPG als Generalunternehmen in den vergangenen Jahren außerdem in Saarburg (Bauherr: Firma Ifa, Schillingen) und Landscheid (Bauherr: Südeifel GmbH&Co KG, Nordhorn) errichtet. In Piesport baut die VPG als Generalunternehmen aktuell ebenfalls ein Seniorenheim (Bauherr: CMS Consulting Köln). Für die Firma Ifa aus Schillingen im Hochwald hat die VPG kürzlich auch den Rohbau eines großen Wohn- und Geschäftskomplexes auf dem Trierer Petrisberg fertiggestellt. Ebenfalls im Auftrag der Ifa war die VPG als Generalunternehmen für den Bau eines Seniorenheims (Investitionsvolumen 16 Millionen Euro) im saarländischen Neunkirchen vorgesehen, das im Herbst 2015 fertig werden soll. Auf TV-Nachfrage hat Ifa-Chef Schäfer allerdings erklärt, mit der VPG "keinerlei vertragliche Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Baustelle Neunkirchen" mehr zu haben. woc

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