"Für zwei Euro auf die Landesgartenschau"

TRIER. Reichlich Unstimmigkeiten gab es zwischen dem DGB und der Landesgartenschau im Vorfeld der großen Mai-Kundgebung am Samstag auf dem Petrisberg. Die Gewerkschafter wollten zu Dumping-Preisen aufs LGS-Gelände, die LGS-Geschäftsführung blieb eisern. Erst kurz vor Toresschluss kam ein Kompromiss zustande.

Anlässlich der Kaiserslauterner Gartenschau hatte der DGB erstmals die traditionelle "Heerschau" zum 1. Mai mit einem Ausflug ins Grüne verbunden. Das sei damals "sehr gut angekommen", erinnerte sich der Trierer Gewerkschafts-Chef Karl-Heinz Päulgen, als seine Organisation die Kundgebung für 2004 plante. Flugs beschloss man, die rheinland-pfälzischen Massen zum 1. Mai nach Trier einzuladen. Dann wurde die Werbetrommel gerührt. Für zwei Euro pro Stück wurden Pins angeboten, die zur Teilnahme an dem eher betulichen Politspektakel nebst Besuch der Gartenschau berechtigen sollten. In Windeseile entwickelte sich die günstige Offerte zum Renner. In manchen Betrieben wurden Listen mit dem Slogan "Für zwei Euro auf die LGS" ausgehängt, wohingegen die zugehörige Kundgebung weit weniger Erwähnung fand. So reißend war die Nachfrage, dass die begeisterten Gewerkschafter gleich 25 000 Pins herstellen ließen. Aber als sie diese Zahl der LGS gegenüber erwähnten, zeigte man sich dort eher entgeistert. Der Transport so vieler Leute zur gleichen Zeit auf den Petrisberg sei nicht zu gewährleisten, und die Infrastruktur reiche nicht aus. "Die Veranstalter hatten nicht mal an die nötigen Toiletten-Anlagen gedacht", wunderte sich LGS-Geschäftsführer Roman Schleimer. So richtig stressig wurde es aber erst, als das Thema Geld auf den Tisch kam. Wer denn die Differenz zwischen den zwei Euro für die Pins und dem tatsächlichen Eintrittspreis übernehme, wollte die LGS wissen. Schließlich müsse der Normalbesucher elf Euro bezahlen, und da könne man die Maifeierer schwerlich für ein knappes Fünftel aufs Gelände lassen. Selbst mit Gruppenrabatt wäre da eine dicke sechsstellige Summe zusammengekommen - undenkbar angesichts der chronisch klammen Gewerkschaftskassen. Immerhin sei die landesweite Aktion "eine super Werbung für die Gartenschau", argumentierte ein erschreckter DGB-Chef Päulgen. Und in Kaiserslautern sei man freundlicher behandelt worden. Genau damit biss er bei den LGS-Geschäftsführern auf Granit. Die hatten nämlich, das warnende Beispiel Kaiserslautern vor Augen, eine restriktive Sonder- und Freikarten-Politik beschlossen. In der Pfalz war man freigebig mit Gratis-Eintritten umgegangen, mit dem Resultat, dass man Woche für Woche sensationelle Besucherzahlen melden konnte, am Ende aber auf einem Defizit sitzen blieb - weil ein beachtlicher Teil des Publikums nichts bezahlt hatte. Deshalb lehnte die Trierer LGS-Leitung budget-belastende Sonderwünsche aller Art von Anfang an strikt ab. Selbst die Stadt Trier habe die überreichte Dauerkarte für Schirmherr und Ministerpräsident Kurt Beck "ordentlich bezahlen müssen", versicherte OB Schröer jedem, der es hören wollte. "Ordentlich bezahlen" konnten und wollten die Gewerkschafter aber nicht, auf deren Bestell-Listen sich inzwischen bereits 10 000 Interessenten eingetragen hatten. So drohte die Veranstaltung zu platzen. Die Wellen schlugen hoch, bis nach Mainz, wo der DGB-Landesverband die Beck'sche Staatskanzlei einschaltete, die wiederum die Drähte ins Trierer Rathaus glühen ließ. Krisensitzungen jagten sich, bis schließlich ein Kompromiss gefunden wurde: Die Gewerkschafter erhalten 8000 Tickets zum Preis von fünf Euro. So viel kostet sonst die reduzierte "Abendkarte". Schließlich seien sie aufgrund der Kundgebung ja nur zeitweise auf dem Gelände unterwegs, argumentierte der LGS-Verwaltungsrat. Den Differenzbetrag trägt der DGB. So richtig froh ist keiner mit der Lösung. Man sei "gedeckelt worden", grummelt Karl-Heinz Päulgen, "es hätten viel mehr Leute kommen können". LGS-Geschäftsführer Schleimer wäre es dagegen am liebsten, man würde über die Kulanz seiner Verwaltungsräte öffentlich gar nicht reden, "sonst stehen die Nächsten schon vor der Tür". Haupt-Festredner Kurt Beck muss sich von den Querelen jedenfalls nicht beeindrucken lassen: Er hat ja eine Dauerkarte. Einlass am Samstag ist ab 8 Uhr, ein Bus-Shuttle wird angeboten. Um 9.30 Uhr beginnt die Veranstaltung auf dem Festplatz mit einer Andacht, ab 10 Uhr steigt die Kundgebung.

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