Fund in völliger Dunkelheit

ESCH. Nach fünftägiger Suche haben Taucher des luxemburgischen Zivilschutzes am Dienstagnachmittag im Stausee Esch-sur-Sûre offenbar die Leiche von Nicole Clerf gefunden. Die 26-Jährige war vor anderthalb Wochen vermutlich von ihrem Ex-Freund getötet worden.

Den Männern ist die Anstrengung anzumerken. Seit vergangenem Freitag sind die Taucher des luxemburgischen Zivilschutzes am Escher Stausee Obersauer im Dauereinsatz. Von morgens um 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit sucht die über 20-köpfige Truppe nach der Leiche von Nicole Clerf - in knapp 40 Meter Tiefe und bei vier Grad Wassertemperatur. Rekonstruktion liefert neue Erkenntnisse

15 Minuten halten die bei der französischen Marine geschulten Taucher das aus - dann ist "Schichtwechsel", dann können sich die gerade Aufgetauchten in einem eigens aufgestellten Zelt aufwärmen und eine Tasse Tee trinken, bis sie wieder an der Reihe sind. Die tagelange Taucherei schlaucht - physisch und psychisch. "Da unten", sagt Cheftaucher Roland Disiviscour, "da unten sieht man fast nichts mehr." "In 40 Meter Tiefe", pflichtet ihm einer seiner Männer bei, "ist es absolut dunkel." Nichts sehen und dennoch die Orientierung nicht verlieren, diese Kunst müssen Disiviscours Taucher beherrschen. Und Angst dürfen sie auch nicht haben. Weil die Gefahr zu groß ist, dass sie sich an einem Unterwasser-Baugerüst oder an Ästen verheddern, sind die Männer bei ihren gefährlichen Tauchgängen nicht angeleint. Um nicht ganz auf sich alleine gestellt zu sein, tauchen sie deshalb nur paarweise. Auf die Frage, wie lange seine Taucher das durchhalten, zuckt Disiviscour mit den Schultern. "Irgendwann", sagt er, "ist jeder mal platt."Am Montagnachmittag brachten Trierer Polizisten den Ex-Freund der 26-Jährigen aus dem Untersuchungsgefängnis noch einmal an die Escher Staumauer, um zu rekonstruieren, wie und wo genau Oliver L. den mit einem Zementsack beschwerten Körper in der Nacht zum 21. November in die Tiefe geworfen hat. "Wir haben daraus neue Erkenntnisse gewonnen", sagt Polizeisprecher Victor Reuter. Weil der "Dummy" bei der Rekonstruktion nicht direkt unterging, sondern erst noch eine Zeit lang im Wasser trieb, suchen die Taucher deshalb am Dienstag auch weiter von der Staumauer entfernt nach Nicoles Leiche. Offenbar erfolgreich: Am späten Nachmittag, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, melden die Taucher, "auf etwas gestoßen zu sein". Für eine Bergung am selben Tag ist es schon zu spät. Die Fundstelle wird noch gesichert und markiert, dann rücken die Taucher ab. Die Experten vor Ort sind sich "ziemlich sicher", dass sie den Körper von Nicole Clerf gefunden haben. Er soll heute Morgen geborgen werden.

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