Ganz schön viel Kohle für ein bisschen Strom

Trier · Da staunte ein neuer Mieter in Wasserliesch (Kreis Trier-Saarburg) nicht schlecht: Für drei Monate Strom stellte das RWE ihm 67.000 Euro in Rechnung. Eine Panne, meint der Energieversorger.

"Sie brauchen sich um nichts zu kümmern: Ihr Zuhause wird zuverlässig und sicher mit Energie versorgt." So wirbt der Energieversorger RWE im Internet für seinen Klassik Strom. Wer alleinstehend ist und um die 1700 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, zahlt dafür um die 44 Euro im Monat.
Das ist erschwinglich, mag sich auch ein TV-Leser aus Wasserliesch (Kreis Trier-Saarburg) gedacht haben. Umso größer war die Überraschung des Mannes, als ihm vergangene Woche das sogenannte Begrüßungsschreiben des Energieversorgers ("Herzlich willkommen bei RWE") ins Haus flatterte. Für die ersten vier Monate in der neuen Wohnung sollte der Mieter stolze 67.031 Euro überweisen. Und danach ab dem 15. Februar nächsten Jahres jeweils 22.344 Euro monatlich, bis einschließlich Oktober. Dann würde der Zählerstand neu abgelesen, heißt es in dem Begrüßungsschreiben, und dann würden die monatlichen Abschlagszahlungen neu festgelegt. So lange wollte der Wasserliescher allerdings nicht warten. Wahrscheinlich hätte er auch einen Kredit aufnehmen müssen, um die bis dahin aufgelaufenen Stromkosten in Höhe von 268.000 Euro zu bezahlen.
Er rief beim RWE an, und der Energieversorger reagierte nach eigenen Angaben prompt. "Wir haben den Fehler umgehend behoben und den Abschlag korrigiert", sagte RWE-Sprecherin Mechthild Lorenz volksfreund.de.
Wie kann es denn überhaupt zu einem derart peinlichen Fehler kommen? "Bei der Einstellung des Lieferbeginns wurde ganz offensichtlich ein überhöhter zu erwartender Jahresverbrauch des Kunden angenommen, wodurch es zu dem utopischen Abschlagsbetrag kam", sagt die RWE-Sprecherin. Kommt das denn häufiger vor? "Nein", meint Frau Lorenz und versichert, "dass es sich bei diesem Vorgang um einen einmaligen Fehler handelt."
Und was, wenn nicht? Wenn doch ein Kunde Zweifel hat, dass bei seiner Abrechnung alles mit rechten Dingen zugegangen ist? Auch auf diese Frage weiß die RWE-Sprecherin eine Antwort: "Sollten Verbraucher Bedenken zur Höhe Ihres Abschlagsbetrages haben, so steht es Ihnen selbstverständlich frei, sich jederzeit an uns zu wenden. Wir werden dann anhand des aktuellen Zählerstandes eine Überprüfung des Abschlages vornehmen und diesen umgehend dem tatsächlichen Verbrauch anpassen."
Klingt gut. Bei dem Herrn aus Wasserliesch ist das inzwischen ja auch passiert. Und nach dem Begrüßungsschreiben mit den leicht überhöhten Zahlen bekommt der neue Kunde nun nach Angaben der RWE-Sprecherin noch ein Entschuldigungsschreiben. Und einen Gutschein für seine Aufwendungen - weil er sich ja trotz der vollmundigen Werbeversprechungen doch um etwas kümmern musste.

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