Neue Kolumne „Ach du meine Gurke!“ Ran an den Rettich! 7 Gründe, warum Gemüse-Anbau im Garten eine tolle Erfahrung ist

Trier · Jahrtausendelang war es völlig normal, dass Menschen ihr eigenes Essen im Garten produzieren. Wieso ist das dann 2022 plötzlich hip? Mit gutem Grund, finde ich. Hier die sieben wichtigsten Argumente, warum ich mein eigenes Obst und Gemüse anbauen will.

Garten: 7 Gründe, warum Gemüse-Anbau eine tolle Erfahrung ist
Foto: TV/Bram de Mos

Essen aus dem eigenen Garten boomt. Kein Wunder! Schon die Corona-Krise hatte dazu geführt, dass Menschen sich nach Sicherheit sehnen. Und was schenkt mehr Sicherheit als das Gefühl, sich selbst mit Lebensmitteln versorgen zu können? Ein Bedürfnis – das bestätigen auch Gartencenter und die rheinland-pfälzische Gartenakademie – das der Ukraine-Krieg nochmals deutlich vergrößert hat. Erst recht jetzt, wo alles so teuer wird und man mit selbst gezogenem Grünzeug richtig Geld sparen kann.

Mein Mann und ich haben aber noch ganz andere Gründe, Tomaten, Gurken oder Erdbeeren in unserem Garten selbst anbauen zu wollen. Hier die wichtigsten:

Erstens: Das schmeckt Tausendmal besser! Schon der Gedanke daran, im Spätsommer mit etwas Glück sonnenwarme, wirklich reife, supersaftig-süße, aromatische Tomaten pflücken zu können, dazu ein paar Blättchen Basilikum und sie mit gutem Olivenöl als Tomatensalat zu servieren, lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Genauso liebe ich gegrillte Zuchhini und Auberginen, gefüllte Kürbisse, Lachs unter einer dicken Schicht Kräuterkruste, kurz in Olivenöl geschwenkten Blattspinat und dann dieses Wildfenchelpesto! Alles so frisch wie man es sonst nirgends bekommt.

Auch der zweite Grund ist eher kulinarischer Natur: Ganz bewusst bauen wir überwiegend alte oder ungewöhnliche Gemüsesorten an, die besonders hübsch aussehen und besonders gut schmecken: Mairübchen, Ananas-Tomaten, rote Melde, gelber Mangold, grüne Auberginen, bunter Mais, Asiasalat, Monstranzbohnen, toskanischer Schwarzkohl, galizischer Palmkohl. Geh‘ das mal im Supermarktregal suchen!

Drittens: Gärtnern macht glücklich. Ist ja schließlich auch ne Art von Sport – und Grün zu sehen, tut immer gut! Stressigen Tag gehabt, nur am Schreibtisch gesessen, schlechte Laune? Man glaubt es kaum, aber selbst Unkraut jäten und Gießkannen-Schleppen vertreibt trübe Stimmung. Das mag an all den Botenstoffen liegen, die durch die Bewegung an der frischen Luft ausgeschüttet werden. Oder auch daran, dass Gärtnern eine von Grund auf optimistische Tätigkeit ist – mehr noch: Gärtnern ist die reine Hoffnung. Liegt dieser Arbeit doch die Annahme zugrunde, dass aus Samen Pflanzen werden, dass es sich lohnt, heute Arbeit, Geld und Liebe in die Zukunft zu investieren, weil die schließlich vieles zu bieten hat. Neben Zuversicht und Vorfreude bietet Gärtnern im Vergleich mit vielen anderen Jobs noch den enormen Vorteil, dass man hinterher sieht, was man geschafft hat. Und wenn man dann erschöpft und zufrieden bei einem Tee oder einem Wein sein Werk betrachtet und sich vorstellt, was da bald wächst...was macht das froh!

Viertens - Der Kleine-Prinz-Effekt: Stell dir vor, Du steckst so einen kleinen, unscheinbaren Krümel von Samen in den Boden. Ein paar Tage lang passiert nichts. Dann plötzlich: Eine grüne Spitze. Es lebt! Täglich bringst Du dem Pflänzchen Wasser, stellst es raus, wenn die Sonne scheint, trägst es rein, wenn Frost droht, siehst ihm beim Wachsen zu, topfst es um, wenn es größer wird, bist besorgt, wenn es die Blätter hängen lässt. Eines Tages ist es kräftig genug, in den Garten hinauszuziehen, wo es (wenn nix schief geht) wächst und wächst, bis es Früchte trägt, die es Dir zum Essen schenkt.

Antoine de Saint-Exupérys Kleiner Prinz musste auf seiner langen Reise mühsam lernen, wie sehr er seine kapriziöse Rose liebt. Wie einfach machen es einem da doch die Tomaten!

Fünftens – öko, regional und klimaschonend: Was wir selbst anbauen, ist garantiert nicht gespritzt, behutsam mit Kompost oder Bio-Dünger gedüngt und mit Regenwasser gegossen. Es musste weder von A nach B nach C transportiert werden und es ist auch nicht verpackt. Wir freuen uns über das Leben, das in unserem Garten tobt, über die CO2-Ersparnis und über den positiven Effekt auf unser Öko-Gewissen. Die alte Ölheizung, die in der Hoffnung auf eine baldige Wärmepumpe leider immer noch im Keller röhrt, macht unser selbst angebautes Obst und Gemüse natürlich nicht wett und erst recht nicht die Flugreise nach Griechenland. Und doch trägt es einen kleinen Teil dazu bei, den Planeten ein bisschen grüner zu machen.

Sechstens: die Gemeinschaft. Wer gärtnert, gehört zu einer großen Gruppe, die gerne teilt. Über den Gartenzaun werden Sonnenblumen gegen Tomaten getauscht, Physalis gegen Palmkohl, Tipps gegen Tricks – und zu verschenken gibt es doch immer was!

Siebtens: Die Herausforderung. Ich habe zwar im Studium einiges über Böden und Pflanzen gelernt, aber Profi-Gärtner sind mein Mann und ich nicht. Selbst wenn man schon etwas Erfahrung hat: Kein Gartenjahr ist wie das andere. Ständig tauchen neue Herausforderungen auf. Aktuelles Beispiel: Gott weiß warum wachsen die im Februar gesäten Zuckererbsen und Puffbohnen dieses Jahr so langsam, dass die Beete, anders als gedacht, noch lange nicht frei werden. Daher stehen Kohl und Kürbisse jetzt im Stau, genau wie die Tomaten, für die wir Schlaumeier erst jetzt ein Gewächshaus bestellt haben. Hoffentlich wird das noch rechtzeitig geliefert!

Achja, die Gurken haben Sonnenbrand, der Pflücksalat, der letztes Jahr noch wucherte, bleibt mickrig klein und auch die Zeit fürs Gärtnern ist deutlich knapper bemessen, seit das Leben nach zwei Corona-Jahren wieder tobt.

Umso stolzer macht es, wenn es trotzdem klappt, das Ziel zu erreichen: Fast jeden Tag, auch im Winter, was Leckeres aus dem eigenen Garten zu essen. Das hat trotz unseres ziemlich steinigen Weinbergbodens und dank der großen Tiefkühltruhe in den vergangenen beiden Jahren gut funktioniert und ich freue mich schon auf das, was 2022 noch bringt!

Auch Lust auf ein bisschen Selbstversorgung aus dem Garten, von Terrasse oder Balkon? In der neuen Kolumne „Ach du meine Gurke!“ berichtet unsere Autorin Katharina de Mos ab sofort wöchentlich über ihre Erfahrungen mit Krumpern und Kürbissen, mit Kompost, Apfelkompott oder Kohlweißlingen.

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