Gaudi aus grauer Fernseh-Vorzeit

TRIER. Spiel ohne Grenzen? Der MTV-Generation muss dieser archaische Straßenfeger wie eine Sage aus grauer Vorzeit vorkommen. Doch die Begeisterung von Tausenden beim "Tag des ÖPNV" auf der Landesgartenschau bewies gestern, dass ein in die Jahre gekommenes Unterhaltungs-Konzept auch im Big-Brother-Zeitalter noch funktionieren kann.

Auf dem Beachvolleyball-Feld ist die Hölle los. Die Tribünen biegen sich unter der Masse der Fangruppen. Die Mannschaften der Stadt Trier und der Kreise Bitburg-Prüm, Daun, Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich bereiten sich auf ihren Einsatz vor, ebenso das Team ausLuxemburg, das von Moderator Camillo Felgen, der aus dem Großherzogtum stammt, besonders herzlich begrüßt wird.Verrückte, aber harmlose Spiele

Camillo Felgen? Ein Name, der aus einem anderen Zeitalter der Fernseh-Unterhaltung stammt. 125 Mal hat Felgen in den 60ern und 70ern "Spiel ohne Grenzen" moderiert, eine der damals beliebtesten Sendungen. Nationen traten in verrückten, aber harmlosen Spielen gegeneinander an. Der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) hat diese Show zum Tag des ÖPNV aus ihrer Gruft befreit, und das mit großem Erfolg. Camillo Felgen moderiert "Mobil ohne Grenzen" auf dem Petrisberg, und die Stimmung von Teilnehmern und Zuschauern könnte nicht besser sein. "Lasst euch besser keine Witze einfallen, sonst gibt‘s eine Disqualifikation und keine Punkte", ermahnt Felgen die Teilnehmer. Ronald Frank von der Medienfabrik, die ebenso wie der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord zur Gemeinschaft der Organisatoren und Veranstalter gehört, überwacht als Schiedsrichter die Einhaltung der Regeln. Die Teams geben ihr Bestes. Sie robben durch den Sand, laufen auf Vierer-Skiern, stürzen sich auf alle möglichen und unmöglichen Aufgaben der Spielleitung. Das Publikum tobt. Um 17.30 Uhr steht schließlich der Sieger fest. Die Mannschaft aus Bernkastel-Wittlich gewinnt vor Daun. Den dritten Platz teilen sich Luxemburg und die Stadt Trier. "Mobil ohne Grenzen" ist nicht das einzige Element des Tages des ÖPNV. Im Lotto-Forum treibt Christoph Engels sein Unwesen. Der Allround-Entertainer passt hervorragend zum Thema Mobilität, denn er stellt seine absolute Unfähigkeit unter Beweis, auch nur eine eine Sekunde lang ruhig stehen zu bleiben. In einem an Wigald Boning erinnernden grasgrünen Outfit und mit roten Haaren rast er von einem Ende des Forums zum anderen, macht entsetzte Zuschauer zu Show-Elementen und jongliert mit Gemüse und einer Kettensäge. Bemerkenswert: Engels und seine Gruppe schaffen es nach und nach, die Zuschauerränge des Forums zu füllen. Zu diesen Kollegen gehört der Komiker Thommi Baake, der es tatsächlich wagt, Witze auf Kosten der Landesgartenschau zu machen - und das auch noch im Zusammenhang mit einem sehr heiklen Thema: "Ganz eindeutig zu wenig Blumen hier." Kaatie Akstinat zeigt Artistik mit Hilfe von Trapez und Tuch, ebenfalls zum Programm gehören TJ Wheels, das Duo "Schwarze Grütze" und Oliver Materlik. Die Show im Lotto-Forum dauert vier Stunden - bedauerlich, dass sie genau parallel zu "Mobil ohne Grenzen" läuft. Am Ende steht ein positives Fazit: "Der Tag des ÖPNV ist für uns ein großer Erfolg, da besonders am Nachmittag auch das Wetter sehr schön war", sagt Karin Besel im Namen des VRT am Abend.

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