Gefahr durch Kot

TRIER. Bringen die Zugvögel die Gefahr? Auch in der Region, etwa an der Mosel, machen immer wieder Wildvögel Station. Doch Vogelschützer warnen vor Hysterie.

Sonst sorgen sie für faszinierte Blicke in den Herbst-Himmel. In diesem Jahr sorgen sie für Panik: Zugvögel. Mit jeden Tier, das in diesen Tagen aus seinem Sommerquartier in Osteuropa zurückkehrt, wächst die Angst vor der Seuche. Immer wieder blicken Menschen bang über sich. Ob der Vogelkot auf dem Auto oder im Salat-Beet gefährlich sei, wollen derzeit viele Anrufer etwa beim Trierer Gesundheitsamt wissen. Dabei geht nur von den wenigsten Zugvögeln eine Gefahr aus. "Nur die Wasservögel, die aus Osteuropa zu uns kommen, können überhaupt den Virus in sich tragen", sagt Matthias Werner von der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland.Auch in Rheinland-Pfalz gibt es bevorzugte Rastplätze der Wildvögel, vor allem entlang des Rheins. Auch an einigen Staustufen an der Mosel oder an Eifel-Maaren würden Zugvögel rasten, sagt Werner. 127 Kot-Proben von Wildvögeln hat die Vogelschutzwarte in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Wochen bereits genommen. Alle seien bislang negativ gewesen, so Werner. Er hält die Angst vor einer Übertragung der Vogelgrippe durch die Vögel für unbegründet. Die größere Gefahr sieht er darin, dass das Virus durch illegal importierte Vögel oder Lebensmittel per Flugzeug eingeschleppt wird.

Auch von der Stallpflicht für das Federvieh hält er wenig. Es sei "äußerst unwahrscheinlich", dass Wildvögel sich dem Freiland-Geflügel näherten.

Seit dem Wochenende kontrollieren die Veterinäre der Kreisverwaltungen stichprobenartig, ob die Geflügelhalter ihre Tiere wie vorgeschrieben im Stall halten. Viele Züchter sind verunsichert. Bei den Veterinärämtern in der Region stehen seit Montag die Telefone nicht mehr still. "Wie groß ist die Gefahr, dass meine Tiere an Vogelgrippe erkranken?" "Gilt die Stallpflicht auch für mich?" "Kann ich die Tiere impfen lassen?"

Auch die 500 Gänse im Hofgut Serrig (Kreis Trier-Saarburg), einer Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe Trier, sind seit Samstag im Stall. Dort kommt nur herein, wer sich vorher desinfiziert hat. "Wir hoffen, damit die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren", sagt Hofgut-Leiter Michael Köbler.

Er hält es für unwahrscheinlich, dass das Vogelgrippe-Virus in Europa auf den Menschen überspringt. Auch wenn die Gänse derzeit geschützt vor dem gefährlichen Virus im Stall sind, wird es ihnen bald trotzdem an den Kragen gehen. November und Dezember sind auch ohne Vogelgrippe schlechte Monate für Gänse. Auch die 500 Tiere aus Serrig werden allesamt als Martinsgänse oder Weihnachtsbraten enden. Man habe schon jede Menge Vorbestellungen, sagt Köbler. Und von einem Nachfrageeinbruch spüre man auf dem Hofgut nichts. Im Gegenteil: "Die Verbraucher kaufen gerade jetzt wieder verstärkt bei regionalen Anbietern."

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