Gegen die "Diskriminierung der Straße"

TRIER. Mitgliederversammlung des ADAC Mittelrhein: Knapp 150 Delegierte vertraten die 475 000 Mitglieder des Vereins in der Trierer Europahalle. Gastredner war Herbert Mertin,Justizminister von Rheinland-Pfalz.

"Es sieht duster aus auf den Straßen Deutschlands", sagte Vorsitzender Dieter Enders in seiner Rede. Eine bessere Beleuchtung forderte er aber nicht. "Es fehlt eine klare politische Zielsetzung für den Verkehrsträger, der zu 80 Prozent die Mobilität in diesem Lande garantiert." Enders beklagte, die Verkehrspolitk habe "eindeutig im Zeichen der Bahn" gestanden. "Es herrscht der Eindruck, dass die fortdauernde Diskriminierung der Straße zu einer ernsthaften Beeinträchtigung der Mobilität in unserem Lande führen muss." Enders kritisierte die Erhöhung der Mineralöl-Steuer sowie Überlegungen zur City-Maut und zur Einführung eines generellen Tempolimits: "Raser wird es immer geben. Auch der vermeintliche Raser, der zwei Menschen das Leben gekostet haben soll, wird die vielen Geschwindigkeitsbegrenzungen an diesem Tag nicht beachtet haben." Für gute Zusammenarbeit dankte Oberbürgermeister Helmut Schröer dem ADAC. Eine besonders wichtige Veranstaltung für den Fremdenverkehr sei die Deutschland-Rallye. "Eine Stadt mit der Qualität wie unsere muss erreichbar sein - auch mit dem Auto", sagte Schröer. Ein entscheidendes Thema sei das Parken in der Innenstadt. Wichtig sei auch die Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Aber: "Wir können den Leuten nicht vorschreiben, was sie mit dem Auto zu tun haben." Aus Sicht des Mainzer Justizministers nahm Herbert Mertin zur Verkehrspolitik Stellung. Rund ein Drittel aller Straftaten würden im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr begangen, berichtete er.Mehr Kontrollen von LKW gefordert

Der Minister sprach sich für zahlreichere Kontrollen der Lenkzeiten von LKW-Fahrern und bei Gefahrgut-Transporten aus. Die Einführung eines Fahrverbots als selbstständige Strafe neben Geldstrafe und Freiheitsentzug halte er für sinnvoll - allerdings nur, wenn eine Straftat in Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs begangen wurde. "Wer zu Fuß zum Supermarkt geht, um einen Ladendiebstahl zu begehen, soll nicht mit Fahrverbot bestraft werden", erklärte Mertin mit einem Lächeln. "Wohl aber jemand, der mit dem Auto hinfährt." Über die Arbeit des ADAC Mittelrhein im vergangenen Jahr informierte der stellvertretende Vorsitzende Alfons Iland die knapp 150 Delegierten. Am positivsten bewertet würden in der Öffentlichkeit die Pannenhilfe des Vereins und die Luftrettung. Über 100 000 mal eilten die Straßenwacht-Fahrer und die Mitarbeiter beauftragter Firmen allein im Bereich des ADAC Mittelrhein Autofahrern zu Hilfe. Beliebte Angebote des ADAC sind darüber hinaus die Hilfe bei der Urlaubsplanung, Sicherheitstrainings für Autofahrer und das Verkehrserziehungsprogramm für Kinder. Auch im Motorsport ist der ADAC gut im Geschäft, so als Ausrichter des Formel-1-Laufs auf dem Nürburgring, der Deutschland-Ralley und des Truck-Grand-Prix auf dem Nürburgring. Die Finanzplanung des ADAC Mittelrhein stellte Schatzmeister Arno Derichs vor. Rund 5,85 Millionen Euro Gesamtvolumen hat der Etat des Vereins - ausgegeben wird das Geld für die verschiedenen Aufgaben, etwa für den Unterhalt der Geschäftsstellen, Werbung, Pannenhilfe und den Motorsport. Ein bedeutender Posten ist auch der Sicherheitstrainingsplatz in Koblenz. Zwei Vorstandsmitglieder mussten bei der Versammlung neu gewählt werden: Einstimmig bestätigten die Delegierten den Stellvertretenden Vorsitzenden Alfons Iland und den Sportleiter Armin Kohl in ihren Ämtern.

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