Gelegenheit macht manchmal Diebe

Trier · Ein langjähriger Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues soll mehrere Tausend Euro unterschlagen haben. Vergleichbare Fälle hat es auch in der Region Trier schon häufiger gegeben.

 Griff in die Kasse: In der Verbandsgemeindeverwaltung Bernkastel-Kues soll ein inzwischen gefeuerter Mitarbeiter Geld veruntreut haben. TV-Foto: Winfried Simon

Griff in die Kasse: In der Verbandsgemeindeverwaltung Bernkastel-Kues soll ein inzwischen gefeuerter Mitarbeiter Geld veruntreut haben. TV-Foto: Winfried Simon

Trier. Es war der Geldwäschebeauftragte einer Bank, der einen der größten regionalen Unterschlagungsskandale vor vier Jahren beendete. 13 Jahre lang hatte der Kämmerer der chronisch klammen Verbandsgemeindeverwaltung Obere Kyll Steuergelder veruntreut, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre.
Insgesamt 2,5 Millionen Euro leitete der damals 55-jährige Stadtkyller auf eigene Konten um, leistete sich davon luxeriöse Wochenenden in edlen Kölner und Berliner Hotels, dazu noch die "Dienste von Damen", wie die Trierer Staatsanwaltschaft seinerzeit mitteilte.
Erst als ein Bankbediensteter wegen der vielen hohen Überweisungen auf das Konto des Kämmerers misstrauisch wurde und den damaligen VG-Bürgermeister Werner Arenz informierte, hatte der Schwindel ein Ende. Der Kämmerer wurde festgenommen, alle Vorwürfe räumte er ein. Strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wurde der Eifeler allerdings nicht mehr. Nur wenige Wochen später starb der gefeuerte Abteilungsleiter an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Von dem veruntreuten Geld war so gut wie nichts mehr übrig. Gerade einmal einen Bruchteil, 23 000 Euro, stellten die Ermittler noch sicher. "Der Rest ist verbraten", meinte trocken der Staatsanwalt. Ein finanzielles Desaster für die Verbandsgemeinde und die betroffenen Ortsgemeinden, die allerdings im Nachhinein entschädigt wurden. Die Verbandsgemeinde selbst musste dafür zusätzliche Kredite aufnehmen.
Was viele Bürger und Politiker nicht nur an der Oberen Kyll umtrieb, war die Frage: Wie kann es passieren, dass ein Einzelner über einen derart langen Zeitraum eine so große Stange Geld unterschlagen kann, ohne dass dies irgendjemandem auffällt?
Trickreiches System


Das Ergebnis der Untersuchungen: Der Kämmerer hatte ein trickreiches System ausgetüftelt; gleichzeitig versagten aber auch alle Kontrollmechanismen. Bei so einer Konstellation macht Gelegenheit schon mal Diebe. Erst im Herbst vergangenen Jahres wurde ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung Cochem-Zell gefeuert. Der Vorwurf: Der Beamte habe Abrechnungsbescheide des Wasserwerks gefälscht und sich so rund 45 000 Euro ergaunert. Eher ein geringer Betrag im Vergleich zum Stadtkyller Fall.
Auch Privatunternehmen und karitative Organisationen sind in der Region Trier schon von eigenen Mitarbeitern geschröpft worden. Ende der 1990er Jahre flog ein Beschäftigter der Lebenshilfe Trier-Saarburg auf: Über zwei Jahre hinweg hatte er mit fingierten Rechnungen in die eigene Tasche gewirtschaftet. Der Schaden: 23 000 Mark. Der Mitarbeiter wurde gefeuert und später zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Im Gefängnis landete dagegen 2005 der Buchhalter eines Speditionsunternehmens aus dem Altkreis Prüm. Der damals knapp 40-Jährige soll sich unter anderem mit gefälschten Schecks rund 1,2 Millionen Euro ergaunert haben.
Als der Chef und sein neuer Steuerberater dem Betrüger auf die Schliche kamen, stand das Unternehmen kurz vor dem wirtschaftlichen Ruin.
Ein kleiner Trost: Einige 100 000 Euro bekam der geprellte Unternehmer noch zurück.
Zwei Jahre zuvor hatte das Trierer Landgericht eine ehemalige Dauner Bankangestellte zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Die Frau hatte jahrlang Geld von Konten meist älterer Kunden abgezweigt und so knapp eine halbe Million Euro ergaunert. "Ich war kaufsüchtig, musste alles haben, was schön, gut und teuer ist”, erläuterte die Eifelerin im Prozess.
Trost für die geprellten Kunden: Sie bekamen das Geld von einer Versicherung erstattet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort