Geschäft mit importierten Arzneien

Apotheker aus ganz Deutschland sollen sich an der Abrechnung von Krebsmitteln illegal bereichert haben. Auch eine Firma aus der Eifel stand im Verdacht, an dem Betrug beteiligt gewesen zu sein. Die Ermittlungen gegen sie wurden mittlerweile eingestellt.

Trier. Es ist ein einträgliches Geschäft. Aus dem Ausland importierte, billigere Spezialpräparate zur Krebsbehandlung werden in Deutschland zum teureren Preis verkauft, den Gewinn streichen die Apotheker ein. Kein Einzelfall: "Wir haben gegen mehr als 100 Apotheker Anzeige erstattet, die sich bis 2007 über Pharma-Großhändler im Ausland die Bestandteile für sogenannte Zytostatika beschafft haben sollen", sagt der Sprecher der Techniker Krankenkasse (TK), Hermann Bärenfänger. Diese Zellwachstums-Hemmer für Krebspatienten sind dort wesentlich günstiger, aber in Deutschland nicht zugelassen.

Das heiße aber nicht, dass sie schädlich oder weniger wirksam sind, sagt Norbert Klein, Geschäftsführer von CC-Pharma in Densborn (Vulkaneifelkreis). Das Unternehmen importiert und vertreibt seit elf Jahren unter anderem Krebspräparate, die es bei Großhändlern im Ausland zu niedrigeren Preisen als in Deutschland kauft. Nachdem die Medikamente in Densborn mit deutschsprachigen Beipackzetteln versehen und entsprechend umetikettiert worden sind, werden diese Reimporte direkt an Apotheken geliefert. Ohne deutsche Verpackung und Beipackzettel dürfen die Medikamente nicht in Deutschland verkauft werden. Sie sind dann nicht zugelassen. Die Apotheker dürfen einen bestimmten Anteil von Importarzneimitteln verkaufen, allerdings muss der Preis unter dem Originalpreis in Deutschland liegen. Dadurch sparten die Krankenkassen, sagt Klein.

Bis Mitte vergangenen Jahres sei es erlaubt gewesen, dass Ärzte für einzelne Patienten importierte Arzneimittel auch ohne deutsche Beipackzettel verordnen konnten, sagt Klein. Apotheken hätten aber dann genau dokumentieren müssen, für welchen Arzt und welchen Patienten das Medikament sei, so der Geschäftsführer. Er vermutet, dass dabei einige Apotheken auch ohne ärztliche Verordnung importierte und in Deutschland nicht zugelassene Medikamente zu Originalpreisen verkauft haben. In diesem Zusammenhang habe es auch Ermittlungen gegen CC Pharma gegeben, bestätigt Klein. Diese seien aber eingestellt worden. Das bestätigt auch der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer, fügt aber hinzu, dass gegen die Firma eine Geldbuße verhängt worden sei.

Derzeit laufen bundesweit Ermittlungen gegen 70 Apotheker unter anderem in Mainz, Worms und Bingen. In der Region gibt es laut Brauer keine Ermittlungen gegen Apotheker. "Den Ersatzkassen entstand ein Gesamtschaden im zweistelligen Millionenbereich", sagt TK-Sprecher Bärenfänger.

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