Geschockt über brutale Beziehungstat

Quint. Am frühen Samstagmorgen wurde die Pächterin des "Quinter Lädchens" mit Schnitt- und Stichhieben lebensgefährlich verletzt (der TV berichtete). Der Täter - davon geht auch die Staatsanwaltschaft aus - ist ihr Ehemann, der kurz nach der Tat festgenommen wurde. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen versuchten Totschlags beantragt.

Der Schreck ist Nachbarn und Anliegern noch zwei Tage nach der Tat ins Gesicht geschrieben. Die Pächterin des kleinen "Quinter Lädchens" in der Koblenzer Straße wurde am Samstag um 5.30 Uhr brutal attackiert - der Täter ist ihr 49-jähriger Ehemann. Die 45-jährige liegt seit der Tat im künstlichen Koma, sie rang gestern noch immer mit dem Leben und wurde - nach mehrstündigen Notoperationen am Samstag - am Montag erneut operiert. Was der Hintergrund des Dramas ist, dazu haben Nachbarn und Anlieger die gleiche Meinung. Der Ehemann, der im Laden mit aushalf, war in der Vergangenheit auch im Umgang mit der Kundschaft häufig als aggressiv aufgefallen. "Unsympathisch, unfreundlich zu Kindern, den haben wir gemieden", beschreibt eine ältere Frau den gebürtigen Polen.Nicht zum ersten Mal bedroht

Monika C., mit der er zwei erwachsene Söhne hat, soll er geschlagen haben. Das jedenfalls hat "Moni", wie viele Nachbarn die Ladenpächterin freundschaftlich nennen, selbst Nachbarn und Kunden erzählt, berichtet Nachbar Thomas Schmitt. Es habe wiederholt Drohungen von dem Mann gegeben, bis die Frau im Juli aus der gemeinsamen Wohnung in Kordel aus und zu einem neuen Partner nach Quint zog. "Er hat Monika schon im Juli mit einem Messer bedroht", berichtet der neue Lebensgefährte. Tatsächlich war es schon früher mit einem "schwertähnlichen Gegenstand" zu tätlichen Übergriffen auf Monika C. durch ihren Ehemann gekommen, bestätigt der Trierer Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos. Trotz eines gerichtlich angeordneten Näherungsverbots belästigte der mutmaßliche Täter weiterhin seine Frau, bis das Beziehungsdrama Samstagmorgen eskalierte. Offenbar hatte der Ehemann seitlich am Haus Monika C. aufgelauert und ihr dann, als sie die Zeitungen hineinholen wollte, mehrere Stich- und Schnittwunden zugefügt. "Wir haben Haftbefehl wegen versuchten Totschlags beantragt", teilte Roos gestern auf TV -Anfrage mit. Mordmerkmale wie Hinterlist seien zum derzeitigen Stand nicht erkennbar, die Ermittlungen liefen aber noch. Die Frau flüchtete schreiend auf die gegenüberliegende Straßenseite und brach dort zusammen. Wie andere Nachbarn wurde Thomas Schmitt von den Schreien aus dem Schlaf gerissen und erkannte erst auf den zweiten Blick in der Dunkelheit die blutende Geschäftsfrau. Sie sei bei Bewusstsein gewesen und habe ihren Mann als Täter genannt. Der Lebensgefährte von Monika C., der im Laden Brötchen buk, bekam von dem Überfall zunächst nichts mit. Der Täter ließ erst von seinem Opfer ab, als eine vorbeifahrende Autofahrerin auf den Überfall aufmerksam wurde, hupte, wendete, zum Tatort eilte und die Polizei verständigte. Der Täter flüchtete mit seinem Auto und wurde eine Stunde später zu Hause in Kordel festgenommen. Nach einer dreiviertelstündigen Erstversorgung von Rettungsleuten und dem Notarzt wurde das Opfer in das Brüderkrankenhaus gebracht. Der mutmaßliche Täter hat der Staatsanwaltschaft gegenüber die Tat eingeräumt, bestreitet aber Tötungsvorsatz. "Dem folgen wir nach den bisherigen Erkenntnissen nicht. Wenn er - wie er angibt - mittels eines Flacheisens mit geformter Spitze in einem Körper sticht, wo lebenswichtige Organe liegen, gehen wir von bedingtem Tötungsvorsatz aus", sagte Roos. Am Montag sollte nach der Tatwaffe gesucht werden, die der Mann auf dem Heimweg angeblich weggeworfen hat. Wie es mit dem stark frequentierten Laden weitergeht, ist derzeit ungewiss. "Er bleibt vorübergehend geschlossen, bis wir Klarheit über den Gesundheitszustand von Monika C. haben", meint Verpächter Lothar Reichert. Denkbar sei eine provisorische Übergangslösung.

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