Gesund und lecker: Äpfel kommen kostenlos in die Kitas

Mainz · Gesundes Essen für alle Kinder: Um dieses Ziel zu erreichen, startet die Landesregierung die Initiative "Kita isst besser". Ein Baustein ist das EU-Schulobstprogramm, das ab Herbst schrittweise auf die Kitas ausgeweitet wird.

Mainz. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist zu dick, weil etwa zu fettig gegessen wird. Viele leiden unter Krankheiten wie Diabetes oder Adipositas (Fettleibigkeit). Für das Gesundheitswesen entstehen immense Kosten.
"Das Essverhalten wird entscheidend in der Kindheit geprägt", sagt Landwirtschafts- und Ernährungsministerin Ulrike Höfken. Deshalb startet sie mit ihrer Grünen-Kollegin Irene Alt, Familienministerin, eine langfristig angelegte Kampagne. Ziel ist, dem Nachwuchs in allen 2500 Kindertagesstätten mit 171 000 Plätzen des Landes Basiswissen rund um die Ernährung zu vermitteln und für gesunde Mahlzeiten zu sorgen. Das neue Programm umfasst drei Bausteine:
Beratung: Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Montabaur weitet ihr Beratungsangebot ab sofort auf alle Kitas aus. Die Ernährungsberaterinnen der sechs Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) vermitteln dann vor Ort ein pädagogisches Begleitprogramm für das Essen in den Kitas.
Modellprojekte: Das Land fördert 18 Modell-Kitas, die Ernährung zu ihrem Schwerpunkt machen möchten. Die Ausschreibung ist in Vorbereitung. Jede Kita kann sich bewerben. Die Modell-Kitas werden bei der Entwicklung eines Verpflegungskonzepts unterstützt, bei dem regionale, saisonale und ökologische Lebensmittel einbezogen werden. Erzieherinnen und Haushälterinnen werden fortgebildet, Eltern mit Kochkursen oder Gartenprojekten eingebunden.
Obst für alle: Im Rahmen des EU-Schulobstprogramms gibt es ein Stück Obst einmal die Woche für jeden Schüler kostenlos. Die EU finanziert das mit 1,2 Millionen Euro, das Land mit nochmal der gleichen Summe. Nun nimmt das Land 1,5 Millionen Euro zusätzlich in die Hand, um das Programm auf die Kitas auszuweiten. In der Stadt Trier und im Kreis Mainz-Bingen starten die ersten Modellprojekte. Alle Kitas in Trier werden angeschrieben, sie können freiwillig teilnehmen.
Ulrike Höfken weiß sehr wohl, dass ein Stück Obst pro Woche nicht weltbewegend ist. "Das Zeremoniell Schulobst schafft ein Bewusstsein", verdeutlicht sie. Die Ministerin will weg von einzelnen Projekten zu einer flächendeckenden Struktur finden, die dauerhaft etabliert wird. "Jedes Kind soll lernen, wie Lebensmittel entstehen und was sie für die Gesundheit bedeuten." Deutschland habe "die teuersten Küchen, aber die billigsten Lebensmittel".
Familienministerin Irene Alt betont, dass Kinder teils schon mit acht Monaten in die Kita kommen und dort jahrelang bleiben. "62 Prozent verweilen täglich länger als fünf Stunden." Umso wichtiger sei es, ihnen gesundes Essen anzubieten und Wissen zu vermitteln.Extra

Gesundes Essen wird in einem Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Verpflegung in Kindertagesstätten so definiert: Täglich abwechselnd Getreide oder Getreideprodukte wie Kartoffeln, Reis und Nudeln, dabei möglichst Vollkornprodukte. Täglich Gemüse oder Salat (oft Rohkost). Täglich Obst, Milch- oder Milchprodukte. Maximal an acht von 20 Tagen Fleisch und Wurst (möglichst mager). Mindestens vier Mal an 20 Tagen Fisch (davon ein bis zwei Mal fettreicher Seefisch), maximal zwei Ei-Gerichte. Rapsöl ist Standardöl. Täglich Getränke wie Mineral- oder Leitungswasser. Die Realität: "Es wird schon viel getan, aber kaum eine Einrichtung erfüllt die DGE-Standards", sagt Ministerin Höfken.fcg

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