Giftige Alge blüht weiter auf der Mosel

Trier/Traben-Trarbach · Die Ursache für das ungewöhnliche Phänomen ist nicht geklärt. Da die Blaualge gesundheitsgefährdend ist, warnt das Umweltministerium vor einem Bad in der Mosel.

 Blaualgen

Blaualgen

Foto: Umweltministerium Rheinland-Pfalz

Sie schimmert grün - heißt aber Blaualge und ist in Wirklichkeit gar keine Alge, sondern ein giftiges Bakterium. Der grüne Algenteppich, der vielenorts auf der Mosel treibt, hat sich nach Angaben des Landesumweltministeriums weiter ausgebreitet. Die Blaualge ist nicht - wie das Ministerium Anfang der Woche irrtümlich bekanntgegeben hatte - verschwunden. "Ganz im Gegenteil: Sie hat sich weiter ausgebreitet", sagt Gerd Plachetka, Pressesprecher des Landesumweltministeriums.

Bis vorige Woche sei die Blaualge nur unterhalb von Trier bis Koblenz im Fluss zu sehen gewesen, sagt Plachetka. Nun sei sie auch weiter flussaufwärts bis nach Luxemburg in der Mosel zu finden. Die giftige Alge blüht demnach weiter auf.

"Vorsorglich sollten nach wie vor Gewässer- und Uferbereiche mit deutlich grüner Färbung gemieden werden", erklärt Plachetka. Denn bei dem grünen schleimigen Teppich, der vor allem in der Nähe des Ufers und in langsam fließenden Flussabschnitten gedeiht, handelt es sich streng biologisch betrachtet gar nicht um eine Alge, sondern um Cyanobakterien. "Das Verschlucken von Moselwasser ist daher zu vermeiden, weil die Blaualge

Durchfallerkrankungen verursachen kann", sagt Plachetka. Das gelte insbesondere für Kleinkinder, aber auch für Badende und Wassersportler. Hunde sollten das Wasser auch nicht trinken.

Was die Ursache dieses "neuen Naturphänomens" auf der Mosel sein kann, darüber rätseln die Experten, sagt Plachetka, denn dort sei die Blaualge bislang noch nicht aufgetreten. Normalerweise sei sie nur in stehenden Gewässern aber nicht in Fließgewässern zu finden. Das bestätigt auch Alfred Weinandy, Leiter der Regionalstelle Trier der Struktur und Genehmigungsbehörde SGD Nord, welche die Gewässergüte kontrolliert. "Wir kennen die Blaualge bislang nur aus Stauseen wie beispielweise in Bitburg", sagt Weinandy.

Grund für das einzigartige Blaualgenwachstum in der Mosel, so vermutet er, könnten die geringen Niederschläge und die lang anhaltende Wärme sein, weshalb die Wassertemperatur in der Mosel in den letzten Wochen bis auf 25 Grad angestiegen sei. "Wir haben seit Wochen so wenig Wasser in der Mosel, dass hier schon besorgte Bürger angerufen und sich erkundigt haben, weshalb nichts mehr über die Wehre fließt." Der Durchfluss sei derzeit in der Tat so gering, sagt Weinandy, dass an den Staustufen nur nochWasser durch die Kraftwerke, aber nicht mehr über die Wehre fließe. "Ansonsten könnten wir auch mal Wasser ablassen und die Algen wegspülen. Aber bei Niedrigwasser geht das nicht." Mit steigenden Pegeln und Strömungen, so hoffen die Behörden, soll der Algenteppich abtreiben und sich das Problem also quasi in nächster Zeit von selbst lösen.

Das hoffen auch die Umweltschützer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND). "Auf Dauer kann so ein Algenteppich für die Mosel ökologisch problematisch werden", sagt Sabine Yacoub, Geschäftsführerin des BUND in Rheinland-Pfalz. "Vor allem wenn die Algen absterben, kann der Sauerstoffgehalt des Wassers für die Fische gefährlich absinken", sagt Yacoub. Sie hält es zudem für möglich, dass nicht nur die Sonne, die Wärme und der niedrige Wasserstand das Algenwachstum begünstigt haben könnten. "Man muss prüfen, ob es Phosphat-Einleitungen gab - vielleicht aus Kläranlagen oder der Landwirtschaft", sagt Yacoub.

Der TV hat diese Frage an das Umweltministerium weitergereicht. "Auch Nährstoffeinträge ins Moselwasser können eine Rolle spielen", heißt es in einer schriftlichen Presseerklärung des Ministeriums dazu. Ob es jedoch konkrete Untersuchungen zu möglichen Einleitungsquellen gab, ließ das Ministerium unbeantwortet. Angesichts der Strecke des mittlerweile betroffenen Flussabschnittes zwischen Luxemburg und Koblenz würde sich die Suche nach einer Einleitung, die Algenwachstum wahrscheinlich auch nur lokal begrenzt fördern würde, wohl auch nicht gerade leicht gestalten.

Berufsfischer Manfred Schmitt aus Mehring, der in der Mosel unterhalb von Trier täglich seine Netze stellt und einholt, macht das Algenwachstum allerdings keine weiteren Sorgen. Seine Netze seien sowieso seit nunmehr einem Jahr kaum mehr gefüllt, sagt der Fischer mit 30 Jahren Berufserfahrung. Schmitt: "Der Fischbestand in der Mosel ist eh sehr schlecht geworden. Die Fische, die ich fangen will, sind kaum mehr da."

Allerdings habe mit der Algenblüte auch der Krautbestand im Gewässer extrem zugenommen, sagt der Berufsfischer. "Das Kraut verfängt sich im Netz und dann fängt man gar nichts mehr." Deshalb hofft auch Schmitt auf steigende Pegel und ordentlich Strömung, "damit mal richtig durchgeputzt wird".

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