"Grenzkontrollen schaden der Großregion"

Die Reisefreiheit ist für die Menschen in der Großregion neben dem Bezahlen mit der gemeinsamen Währung die meistgenutzte Errungenschaft der Europäischen Union. In den vergangenen 25 Jahren haben sich die Menschen daran gewöhnt, dass die Grenzen nur noch Linien auf der Landkarte sind und keine Barrieren im täglichen Leben darstellen.

Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, Kultur, alle Angebote werden grenzüberschreitend gelebt.
Mit über 200 000 Grenzpendlern ist die Großregion SaarLorLux der größte grenzüberschreitende Arbeitsmarkt in der EU. Dieser würde durch Grenzkontrollen erheblich behindert.
Auch eine zeitweilige Wiedereinführung von Grenzkontrollen hätte negative Konsequenzen für die Wirtschaft. Tausende Menschen würden tagtäglich auf ihrem Weg zur Arbeit an den Grenzen zwischen Deutschland, Luxemburg und Frankreich im Kontrollstau stehen. Unternehmen, die grenzüberschreitend arbeiten, wären in ihrer Dienstleistungsfreiheit massiv beeinträchtigt. Einkaufszentren in Grenznähe würden deutliche Umsatzbußen erleiden, wenn die Kunden nicht mehr die Alltagseinkäufe dort erledigten. Der Tourismus in der Region, der zumeist aus Tagestouristen besteht, würde an Attraktivität einbüßen, wenn die Besucher immer lange Wartezeiten am Grenzübergang befürchten müssten.
Auch die Kulturlandschaft der Großregion würde unter Grenzkontrollen leiden. Wer will schon für einen Besuch im Theater oder im Museum einen Aufenthalt an der Grenze in Kauf nehmen?
Die Reisefreiheit ist nicht nur eine praktische Erleichterung für die Menschen in Europa, sie ist auch ein Symbol für die Vorteile der Europäischen Einigung. Die ständige Diskussion um die Wiedereinführung von Grenzkontrollen ist gefährlich für die Zukunft Europas. Nationalismus und Protektionismus sind keine Antwort auf die drängenden Fragen der Zeit. Kriminelle Machenschaften und auch die Flüchtlingsproblematik, die Auslöser der Grenzdebatte sind, können nur gemeinsam und solidarisch gelöst werden - durch die bessere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden über die Grenzen hinweg und die gegenseitige Unterstützung bei den Grenzkontrollen im Osten und Süden der Europäischen Union.

Jo Leinen

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