Griff zum Strohhalm

Bei der bislang vergeblichen Suche nach einem brutalen Vergewaltiger greifen die Wittlicher Ermittler zu einem ungewöhnlichen Mittel: Mehr als 600 Eifeler sollen sich "freiwillig" einem Speichel-Test unterziehen. In Konz wurde vor zwei Jahren ein Gewalttäter nach einer DNA-Reihenuntersuchung gefasst.

Wittlich. Für die Fahnder ist der kollektive Gen-Test eine Art letzter Strohhalm, an den sie sich klammern. Wenn die Ermittlungen in der Sackgasse stecken und vom Täter nicht viel mehr bekannt ist als sein genetischer Fingerabdruck, lädt die Kriminalpolizei gerne mal Hunderte oder sogar Tausende zur sogenannten DNA-Reihenuntersuchung. "Am Geld darf das nicht scheitern"

Spektakuläre Erfolge sind bei den erst seit drei Jahren gesetzlich geregelten Massen-Gentests allerdings eher die Ausnahme. Vor zehn Jahren wurde im niedersächsischen Cloppenburg der Mörder und Vergewaltiger eines elfjährigen Mädchens gefasst. Zuvor waren mehr als 16 000 Männer getestet worden.Andere Massen-Gentests, etwa 1997 im brandenburgischen Seebeck oder 1998 im norddeutschen Peine, verliefen dagegen erfolglos. Kritiker bemängeln, dass die Reihenuntersuchungen - gemessen an den Erfolgsaussichten - aufwendig und teuer sind. Die Untersuchung einer Speichelprobe kostet rund 15 Euro, viel Personal ist notwendig, um die ganze Aktion zu betreuen."Am Geld darf so ein Einsatz nicht scheitern", meint dagegen der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Horst Roos. Solche Massen-Gentests würden ja nur bei schweren Verbrechen angeordnet. Ähnlich sieht es der Leiter der Wittlicher Kriminalinspektion, Norbert Müller: "Vergewaltigung ist kein Kavaliersdelikt." Da müsse alles getan werden, um den Täter zu fassen.Der von einem Trierer Amtsrichter abgesegnete Gen-Test in der Eifel ist zwar der bislang größte in der Region, aber nicht der erste Massen-Speichel-Test. Als vor zwei Jahren in Konz ein 64-jähriger Rentner getötet wurde, baten die Ermittler schon einmal zum kollektiven genetischen Fingerabdruck. Von 48 Personen aus dem Umfeld des Opfers wurde damals eine Speichelprobe genommen. Die Aktion war ein voller Erfolg: Unter den Probanden war auch der Täter.

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