Große Nachfrage und einzelne Durchhänger

MAINZ. Die Nachfrage nach Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz ist ungebrochen, doch nicht in jeder Schule kann das Interesse im erforderlichen Umfang aufrecht erhalten. 14 von 235 Schulen werden derzeit unter der Mindestteilnehmerzahl betrieben.

Anfang Dezember wird Bildungsministerin Doris Ahnen erneut rund 65 Schulen die Möglichkeit geben, bei ausreichender Nachfrage im kommenden Schuljahr mit Ganztagsunterricht zu starten. Fast doppelt so viele haben sich um diese Option beworben. Allerdings läuft selbst nach Überwinden der üblichen Startschwierigkeiten noch lange nicht alles reibungslos. 14 von 235 Schulen werden momentan unter der Mindestteilnehmerzahl betrieben, weil die Anmeldungen im zweiten oder dritten Jahr zurück gegangen sind. Die Gründe dafür seien an den jeweiligen Standorten sehr unterschiedlich, sagt der Sprecher von Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD), Jürgen Karle. Er verweist darauf, dass gerade mal sechs Prozent unter der Mindestmarke liegen, viele Schulen dagegen aber auch erhebliche Zuwächse haben. Bei den Problemfällen gibt es teilweise Schwierigkeiten mit dem Mittagessen oder Raumnot, teils ist der Schülertransport schwieriger als gedacht oder es schlagen sich Vorbehalte gegen das Unterrichtskonzept für den Nachmittag nieder. In Gesprächen vor Ort wollen Ministerium und Schulaufsicht in den nächsten Wochen versuchen, Störfaktoren auszumachen und zu beseitigen. Bisher hat laut Karle noch keine Schule das Bedürfnis, aus dem Ganztagsbetrieb auszusteigen. Elf der 14 Schulen verfehlen die Mindestteilnehmerzahlen nur ganz knapp, die für Grundschulen bei 36 und für weiterführende Schulen bei 54 liegen. Eine der drei Ganztagsschulen mit erheblich gesunkenen Anmeldungen ist das Gymnasium Konz (36 Teilnehmer), das als landesweit erstes Gymnasium startete und Nachmittagsunterricht im dritten Jahr anbietet. Bereits im zweiten Jahr ging die Zahl der angemeldeten Schüler um fast die Hälfte von 61 auf 37 zurück. Magdalena Norta, als stellvertretende Schulleiterin zuständig für den Ganztagsschulbetrieb, spürt vor allem Vorbehalte gegen den Nachmittagsunterricht. Bei den Fünftklässlern gibt es laut ihrer Einschätzung nach dem schwierigen Übergang von der Grundschule Einstiegsprobleme. Bei den Schülern sieht sie eine gewisse Unlust, auf den freien Nachmittag zu verzichten, und bei Eltern gerade im ländlichen Raum Vorbehalte gegen die längere Schulzeit bis 16 Uhr. "Wir haben schon reagiert und versuchen die Vorstellungen von Eltern und Schülern mit einzubinden", sagt Norta. Für Ahnen ist die Ganztagsschule ein Schulentwicklungsprojekt, das ständig weiterentwickelt werden muss. Daher plant die SPD auch, den Ausbau der Ganztagsschulen über die ursprünglich geplanten 300 bis zum Schuljahr 2005/2006 hinaus fortzusetzen. Im Sommer 2006 sollen rund 65 weitere Schulen eingerichtet werden.

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