Grünen-Spitzenkandidatin Eveline Lemke im Volksfreund-Gespräch: Viel Lob für DiCaprio, Merkel und Papa Lemke

Trier · Für die Landes-Grünen hielten die vergangenen Tage ein Wechselbad der Gefühle bereit. Warum, verriet Wirtschaftsministerin Eveline Lemke am Montag bei einem Besuch in der TV-Redaktionskonferenz. Außerdem enthüllte die 51-Jährige, wer ihr Maskottchen in den letzten beiden Wahlkampfwochen ist.

 Möchte Rot-Grün auf Landesebene fortsetzen: Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. TV-Foto: Friedemann Vetter

Möchte Rot-Grün auf Landesebene fortsetzen: Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Spätestens seit der Nacht zum Montag hat der frischgekürte Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio einen Fan mehr - die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. Die grüne Landespolitikerin ist noch am Schwärmen, als sie am Vormittag zu einem eineinhalbstündigen Gespräch in der TV-Redaktionskonferenz eintrifft.

"Ich bin einfach beeindruckt, wie der DiCaprio das auf den Punkt bringt", lobt Lemke den Hollywoodstar, dessen Oscar-Dankesrede inklusive des kurzen und knackigen Plädoyers für den Klimaschutz sie gerade im Autoradio gehört hat: "Ich fand das so cool."

Weniger cool findet die Ministerin dafür den seit Freitag tobenden Streit über das grüne Positionspapier zum Thema Flüchtlinge. In dem Papier fordert die Grünen-Spitze eine stärkere Steuerung der Flüchtlinge mit Hotspots an den EU-Außengrenzen und die Verteilung über Kontingente. Während die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner applaudierte, rieben sich viele Grüne ungläubig die Augen. Seitdem ist die Fraktionsspitze darum bemüht, das etwas aus dem Ruder gelaufene Thema wieder einzufangen.

Eveline Lemke spricht von einem Strategiepapier, das "aber noch nicht endabgestimmt" sei. "Nicht gut, wenn so etwas vorzeitig nach draußen getragen wird", sagt die Ministerin, der vor allem der Zeitpunkt - zwei Wochen vor der Landtagswahl - gegen den Strich geht.Landtagswahl 2016

Dafür schwärmt Lemke geradezu von Bundeskanzlerin Angela Merkel, deren Einsatz für Europa die Grüne "großartig" findet - ebenso wie die Standhaftigkeit der CDU-Bundesvorsitzenden beim Thema Asylpolitik. "Sie lässt sich auch durch den Landtagswahlkampf in Rheinland-Pfalz nicht aus der Spur bringen."

Auch das Ergebnis der neuesten Umfrage kommt Lemke wie gerufen. Das Meinungsforschungsinstitut Insa taxiert die rheinland-pfälzischen Grünen inzwischen bei zehn Prozent (siehe Extra) und damit wieder auf dem aufsteigenden Ast. Balsam auf die Seelen der zuvor von einem Umfragentief zum nächsten taumelnden Grünen.

"Ganz locker bleiben", meint Eveline Lemke, die noch immer "sehr optimistisch" ist, dass ihre Partei das Wahlziel erreicht: die Fortsetzung der rot-grünen Koalition.

Und wenn nicht, wie wär's dann mit Jamaika, also einem Schwarz-Gelb-Grünen-Bündnis? Eveline Lemke schließt auch ein solches Bündnis nicht gänzlich aus, schränkt aber mehrfach ein, dass es für die Grünen Punkte gebe, bei denen es in einer Koalition keine Rolle rückwärts geben dürfe: die Energiepolitik, der Natur- und Umweltschutz im Allgemeinen und das Thema Nationalpark im Speziellen, die kostenfreie Bildung.

Bei diesen Themen sei viel passiert in den vergangenen fünf Jahren Rot-Grün. "Und meine Grünen sind total sicher, dass unsere Saat auch gut aufgeht", sagt die Spitzenkandidatin, die keinen Hehl daraus macht, dass sie mit Regierungschefin Malu Dreyer ein enges Vertrauensverhältnis hat.

"Die Ministerpräsidentin ist klar und authentisch", sagt Lemke, die am liebsten als stellvertretende Regierungschefin und Wirtschaftsministerin weitermachen würde.

Aber bekam Lemke nicht von etlichen Wirtschaftsvertretern zuletzt ein schlechtes Zeugnis ausgestellt? Einige Kammern, kontert die Ministerin, seien schon länger im Wahlkampfmodus.

Im Wahlkampfmodus ist natürlich auch Eveline Lemke selbst. In den letzten zwei Wochen vor der Wahl "passiert noch sehr viel", sagt die Ministerin, die seit gestern Nachmittag fachkundige familiäre Hilfe zur Seite hat. Papa Dietrich Lemke, Ex-Landesvorsitzender der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und SPD-Mitglied, ist eigens aus Hamburg angereist, um die Tochter auf der Zielgeraden zu unterstützen. "Das hat mir auch vor fünf Jahren schon Glück gebracht und mir geholfen, meine Batterie immer wieder aufzuladen", sagt die grüne Spitzenkandidatin über ihren roten Vater.Extra

Eveline Lemke ist seit fünf Jahren stellvertretende Ministerpräsidentin und als Multiministerin für die Bereiche Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung zuständig. Die gebürtige Hamburgerin ist gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau. Danach studierte Lemke Wirtschaftswissenschaften. Über ihr kommunalpolitisches Engagement kam Eveline Lemke 2006 zu den Landes-Grünen. Die 51-Jährige ist verheiratet, hat zwei leibliche und zwei Stiefkinder und lebt im Kreis Ahrweiler. seyExtra

Die Landes-SPD hat in einer neuen Umfrage geringfügig an Zustimmung eingebüßt. Die Partei erreicht bei der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa 32,5 Prozent, einen halben Prozentpunkt weniger als in der Woche zuvor. Die CDU blieb stabil bei 35 Prozent. Die Grünen kletterten um einen Punkt auf zehn Prozent, die FDP verlor einen Punkt und kam auf sechs Prozent. Die AfD blieb bei 8,5 Prozent. Die Linke wäre mit vier Prozent (0,5 Punkte mehr) nicht im Landtag vertreten. dpa

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