Grundstücksgeschäfte: Reh-Stiftung erhebt Vorwürfe gegen Trierer Sparkassen-Chef

Trier · Die Affäre um die Entlassung des Vorstandsvorsitzenden der Firmengruppe Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung, Hans-Jürgen Lichter, hat indirekt auch die Sparkasse Trier erreicht. Sparkassenvorstand Günther Passek war Aufsichtsratsvorsitzender der Stiftung. Auch er wurde vom Stiftungsgeschäftsführer Nick Reh entlassen.

 Aus der Luft werden die Dimensionen des Geländes des ehemaligen Missionshauses St. Paul bei Wittlich (Stand: 2011) deutlich. TV-Foto: Portaflug Föhren

Aus der Luft werden die Dimensionen des Geländes des ehemaligen Missionshauses St. Paul bei Wittlich (Stand: 2011) deutlich. TV-Foto: Portaflug Föhren

Trier. Wer versucht, Aufklärung über den Knatsch hinter den Kulissen der Firmengruppe der Günther-und-Käthi (G+K)-Reh-Stiftung zu bekommen, stößt zum Teil auf eine Mauer des Schweigens. "Keine Stellungnahme" heißt es von den Betroffenen. Offensichtlich will keiner zusätzliches Öl ins Feuer gießen.
Im März wurde der Vorstandsvorsitzende Hans-Jürgen Lichter fristlos entlassen (der TV berichtete). Lichter hat der Kündigung widersprochen und kämpft derzeit vor Gericht um eine Einigung mit seinem früheren Arbeitgeber. Nick Reh, Geschäftsführer der von seinen aus Leiwen (Trier-Saarburg) stammenden Eltern gegründeten Stiftung, wirft Lichter Untreue vor im Zusammenhang mit Grundstücksgeschäften bei einem großen Immobiliengeschäft in Wittlich. Die Kündigung erhielt Lichter im März vom damaligen Vorsitzenden des Stiftungsbeirates, Günther Passek. Passek ist Vorstandsmitglied der Sparkasse Trier.
"Besser informiert als andere"


Ein paar Tage, nachdem er Lichter das Kündigungsschreiben übergeben hat, ist auch Passek von Reh entlassen worden. Zu dem Firmenimperium der Familie Reh gehört auch die Trierer Sektkellerei Schloss Wachenheim.
In einem Schreiben an den Verwaltungsrat und den Vorstand der Sparkasse, das dem TV vorliegt, begründet Reh die Trennung von Passek, dieser sei über alle Vorgänge im Zusammenhang mit den Grundstücksgeschäften "besser informiert als jeder andere, innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens" gewesen. Als für die Kreditvergabe an Unternehmen zuständiger Sparkassenvorstand habe Passek neben Lichter "als Einziger einen Überblick bei den Grundstücksgeschäften zulasten der G+K Reh Firmengruppe". Auch habe er die Gewinnchancen erkannt, die der Reh-Gruppe mit dem Geschäft entzogen wurden, heißt es in dem dreiseitigen Schreiben. Die Sparkasse Trier habe Immobilienkredite für den Kauf der Grundstücke vergeben und "Kreditzusagen in Millionenhöhe gemacht bzw. in Aussicht gestellt". Zudem heißt es in dem Brief "weiterhin erschwerend kommt hinzu, dass Herr Hans-Jürgen Lichter und Herr Günther Passek sehr gut befreundet sind und aus diesem Grunde Herr Passek eine weitere besondere Sorgfaltspflicht, bei der Überwachung der Geschäfte Herrn Hans-Jürgen Lichter gehabt hätte."
Passek weist die Vorwüfe von sich. Näher geht er aber im Gespräch mit unserer Zeitung nicht darauf ein, verweist auf seine Verschwiegensheitspflicht als Sparkassenvorstand und ehemaliger Beiratsvorsitzender. Auch die Sparkasse teilt mit, dass sie sich nicht äußern will. Ihr Vorstand Passek sei als Privatmann im Aufsichtsrat der Reh-Stiftung gewesen und nicht als Vertreter der Sparkasse, heißt es. Auch Reh will nichts zu dem Schreiben und den darin gemachten Vorwürfen sagen. "Die Familie Reh gibt zum Sachstand keine Stellungnahme ab, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt", lässt Reh auf TV-Anfrage über eine für ihn arbeitende Münchner Kommunikationsagentur mitteilen.
Keine Anzeige gegen Lichter

 Ex-Stiftungs-Vorstand Hans-Jürgen Lichter. TV-Foto: Roland Morgen

Ex-Stiftungs-Vorstand Hans-Jürgen Lichter. TV-Foto: Roland Morgen

 Vorstand der Trierer Sparkasse, Günther Passek. Foto: privat

Vorstand der Trierer Sparkasse, Günther Passek. Foto: privat

 Stiftungsgeschäftsführer Nick Reh. Foto: privat

Stiftungsgeschäftsführer Nick Reh. Foto: privat


In dem Schreiben von Reh an den Sparkassenvorstand macht dieser deutlich, welche Bedeutung die Firmengruppe für das Geldinstitut hat. "Die Sparkasse Trier ist unsere einzige Bankverbindung." Außerdem wird darauf verwiesen, dass die Unternehmensgruppe Günther und Käthi Reh Immobilien entwickele und verwalte und über ein "konsolidierendes Eigenkapital von ca. 75 Millionen" verfüge. Reh, der auch Aufsichtsrat in der zum Reh-Imperium gehörenden Sektkellerei Schloss Wachenheim ist, gilt als einer der reichsten Deutschen. Mit einem geschätzten Privatvermögen von 200 Millionen Euro belegte er 2011 den 484. Platz der 500 reichsten Deutschen auf einer Rangliste des deutschen Managermagazins.
In dem Brief an die Sparkassen-Chefs schreibt Reh, dass man "gegen den Widerstand von Herrn Passek" eine Reihe von Straftaten ermittelt habe. Begangen habe diese, so die Überzeugung Rehs, sein ehemaliger Vorstandsvorsitzender Lichter. Trotz der Vorwürfe von Nick Reh liegt der Trierer Staatsanwaltschaft nach TV-Recherchen allerdings keine Anzeige gegen Lichter vor.
Die zur Reh-Stiftung gehörende Kloster Machern AG hat zwischen 2008 und 2009 laut dem Schreiben 202 832 Quadratmeter Grundstück auf dem Gelände des ehemaligen Missionshauses St. Paul in Wittlich erworben. Durchschnittlicher Kaufpreis sei, so Reh, 14,80 Euro je Quadratmeter gewesen. Auf dem Gelände sollen unter anderem ein Mehrgenerationendorf und ein Gesundheitszentrum entstehen. Die Kloster Machern AG habe die Grundstücke an die neu gegründete Grundstücksentwicklungsgesellschaft St. Paul und an die Immobiliengesellschaft St. Paul zum Gesamtpreis von drei Millionen Euro verkauft, schildert Reh in seinem Brief. An den Gesellschaften seien Lichter und eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit 75 Prozent beteiligt. Die beiden Gesellschaften hätten, so die Vorwürfe, einige Grundstücke in zwei Kaufverträgen an die Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung zu 83 und 86 Euro je Quadratmeter und in 13 weiteren Kaufverträgen an Privatpersonen zu 128 beziehungsweise 135 Euro pro Quadratmeter verkauft. Dadurch seien 75 Prozent des "Veräußerungsgewinns auf fremde Gesellschafter" entfallen und "unserer Hofgut ‚Stift Kloster Machern\' AG ein Schaden in Millionenhöhe" entstanden, schreibt Reh.
Außerdem schuldeten die Käufer des gesamten Areals - die Entwicklungsgesellschaft und die Immobiliengesellschaft - der AG 57 Prozent des Gesamtkaufpreises von drei Millionen Euro. Über "alle diese Vorgänge" sei Passek informiert gewesen, so Reh.

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