Gut aufgehoben am Ende des Lebens

TRIER. Vor genau einem halben Jahr zog der erste Bewohner ins Trierer Hospiz ein. Seither war das Haus in der Ostallee die letzte Heimstatt für 39 Menschen aus der gesamten Region. Die Angehörigen sind dankbar für das Angebot, das ihnen die Begleitung ihrer sterbenden Familienmitglieder erleichtert.

Kann das sein, dass ein Haus, in das Menschen kommen, um zu sterben, Heiterkeit ausstrahlt? Dass die Mitarbeiterinnen fast fröhlich wirken, jedenfalls aber gelassen und freundlich? Das Hospizhaus Trier hat so gar nichts Düsteres oder Deprimierendes, und wäre da nicht im Eingangsbereich das beeindruckende Abschieds-Buch, in dem alle Bewohner verewigt werden, man könnte sich im Foyer glatt in einer Pension in südlichen Gefilden wähnen.Anlaufstelle für die letzte Lebensphase

Das Hospizhaus ist seit seiner Eröffnung eine Anlaufstelle für Menschen in der letzten Lebensphase geworden - und vor allem für ihre Angehörigen. Die dürfen, wenn sie wollen, rund um die Uhr bei ihren todkranken Partnern, Eltern oder Verwandten bleiben. Aber sie können auch die ganze Hilfe und Kompetenz der Hospiz-Mitarbeiter in Anspruch nehmen. Oft sind es die Krankenhäuser, die ihre Patienten nach abgeschlossener Behandlung an das Hospizhaus weitervermitteln. Manchmal kommen auch die Angehörigen auf die Einrichtung zu. Aber es gibt sogar Fälle, in denen die Betroffenen selbst den Weg in die Ostallee finden. So wie jener Mann, an den sich Leiterin Sieglinde Gross erinnert: "Er kam im Herbst gleich nach der Eröffnung, um sich im Haus umzusehen." Dann habe er sich mit dem Satz verabschiedet, er werde wiederkommen, "wenn es so weit ist". Im Januar kam er tatsächlich, um seine letzten Lebenswochen im Hospizhaus zu verbringen. Manche der Bewohner sind nur noch für wenige Tage da, andere bleiben Monate. Aber alle, das betont Monika Lutz vom Hospizverein, "kommen nicht, um zu sterben, sondern um die letzte Lebensphase so lebenswert wie möglich zu gestalten". Manche wollen nur ihre Ruhe, andere suchen Gespräche. Niemandem werden Vorschriften gemacht, die Gestaltung der Zeit bleibt den Bewohnern und ihren Angehörigen überlassen. "Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass es das Hospizhaus gibt", sagt Irmgard Müller (Name geändert). Ihr Mann ist dort gestorben, die Familie hat ihn intensiv betreut, bis zuletzt. "Man hat sich unglaublich freundlich um meinen Mann und uns gekümmert", erinnert sich die Triererin, "ich weiß gar nicht, wie ich den Leuten danken soll." Die Hilfe und Beratung für die Angehörigen gehört zum Kern-Angebot. Die Mitarbeiter helfen auch, wenn es darum geht, die Finanzierung des Aufenthalts mit den Kostenträgern zu klären. Es dürfe "auf keinen Fall so sein, dass jemand aus finanziellen Gründen nicht ins Hospiz kommen kann", betont Ex-Landrat Richard Groß, der dem Beirat der Hospiz-Stiftung angehört. In der Regel sind die Kassen am Brett, notfalls springen aber auch die Sozialämter ein. Wo man welche Anträge stellen muss, wissen die Hospiz-Mitarbeiter. Die acht Plätze des Hauses waren Mitte März zum ersten Mal komplett belegt. "Die Auslastungsquote ist im Plan", sagt Geschäftsführer Holger Brandt von der gemeinnützigen Träger-GmbH. Hohe Eigenbeiträge müssen erbracht werden

Und trotzdem ist das Hospizhaus nicht frei von finanziellen Sorgen. Das liegt daran, dass der Gesetzgeber vorgeschrieben hat, dass die Träger einer solchen Einrichtung zehn Prozent des Etats aus eigener Kraft aufbringen müssen. Das soll eine Kommerzialisierung der Sterbebegleitung verhindern. Eine sinnvolle Schutzmaßnahme, die aber im Fall des Trierer Hospizhauses bedeutet, dass rund 100 000 Euro pro Jahr als Geld- oder Sachleistung in Eigenregie zu erbringen sind. Einen beachtlichen Teil davon "erwirtschaften" die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die im Wechsel einen Tag in der Woche Dienste übernehmen, von der "Portiersloge" bis zur Gartenpflege. In Zusammenarbeit mit dem Hospizverein, der gleichfalls im Haus residiert, werden auch Ehrenamtler für die Begleitung der todkranken Menschen ausgebildet. Viele davon helfen in den Familien, wenn die Patienten zu Hause sterben wollen und die Umstände es ermöglichen. Aber sie stehen auch im Hospizhaus selbst zur Verfügung. Trotz allem: Es wird auch schlichtweg Geld gebraucht. 250 Paten hat das Haus inzwischen, die jeweils mit 100 Euro jährlich bei der Finanzierung helfen. Doppelt so viele würden aber benötigt. Irmgard Müller hat sich entschieden: Sie übernimmt eine Patenschaft, im Andenken an ihren Mann. Das sei "das Mindeste, was man tun kann". Und sie hofft, "dass viele andere das auch machen". Informationen über das Hospiz, aber auch über die Patenschaft im Internet unter www.hospiz-trier.de oder telefonisch unter 0651/44656.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort