Gute Noten für ungeliebte Behörde

Gute Noten für die rheinland-pfälzischen Finanzämter: Bürger bewerten die normalerweise eher ungeliebten Behörden sehr positiv. Das Trierer Amt schnitt überdurchschnittlich ab, vor allem die Freundlichkeit der Mitarbeiter und die geringen Wartezeiten erhielten Bestnoten.

Trier. (wie) Finanzamt? Allein das Wort sorgt bei einigen Bürgern noch immer für Gräuel, verbinden viele damit doch Willkür und Raubrittertum. Die Mitarbeiter der ungeliebten Behörde galten jahrelang als Inbegriff des sich nicht überarbeitenden Beamten. Doch seit einiger Zeit haben sich die Finanzämter zu modernen, service orientierten Verwaltungen gewandelt. Das Trierer Finanzamt war landesweit einer der Vorreiter dafür: ein Service-Center, das nichts mehr mit unfreundlichen, kargen Büros, in denen Bürger als Bittsteller empfangen wurden, zu tun hat, bürgerfreundliche Öffnungszeiten und Kundenorientierung. Die Anstrengungen scheinen sich gelohnt zu haben. Die Bürger jedenfalls bewerten die rheinland-pfälzischen Finanzämter recht positiv. Knapp 15 000 Besucher haben von April bis Mai an der landesweiten Befragung teilgenommen. Ergebnis: Die Ämter erhielten im Durchschnitt die Note 1,53, eine Verbesserung gegenüber der letzten Befragung vor sechs Jahren, damals gab es die Note 1,93. Die Bürger honorierten offenbar die offenere und entkrampftere Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Finanzamt, sagte Finanzstaatssekretär Rüdiger Messal bei der Vorstellung der landesweiten Ergebnisse in Mainz. Gefragt wurde unter anderen nach der Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten, der Freundlichkeit der Mitarbeiter und Wartezeiten. In all diesen Kategorien gab es für das Trierer Finanzamt sehr gute Noten. Was die Auseinandersetzung der Mitarbeiter mit den Anliegen der Bürger angeht, landet die Trierer Behörde landesweit sogar auf Platz eins. "Was wollen wir mehr", sagte der Trierer Finanzamtschef Jürgen Kentenich. Insgesamt gaben die 634 in Trier befragten Bürger dem Finanzamt die Note 1,42 - 2002 lautete die Durchschnittsnote noch 1,8. Die fachliche Kompetenz der Mitarbeiter bewerteten die Bürger auch mit sehr gut, ebenso wie die Wartzeiten im gerade erst umgebauten Service-Center, 70 Prozent der Befragten gaben an, gar nicht gewartet zu haben, im Landesschnitt waren dies nur 59 Prozent. Die verlängerten Öffnungszeiten des Service-Centers auf mittlerweile über 44 Stunden pro Woche wirkten sich offenbar positiv aus, sagte Kentenich. Doch es gab auch schlechte Noten für das Trierer Amt, und zwar für die Parkplatzsituation. Man habe bereits reagiert, sagte Kentenich. Zwar könne die Zahl der Parkplätze nicht erhöht werden, doch sollen die vorhandenen besser ausgeschildert werden. EXTRA Die Steuereinnahmen im Bereich des Trierer Finanzamtes sind im ersten Halbjahr deutlich gestiegen von 596 Millionen Euro auf 618 Millionen Euro, ein Plus von vier Prozent. Finanzamtschef Jürgen Ken bezweifelt aber, dass die Steigerung sich im zweiten Halbjahr in der Form fortsetzen wird. Ob man das Rekordergebnis vom vergangenen Jahr mit 1,3 Milliarden Euro an Steuereinnahmen toppen könne, sei zweifelhaft. Die Steigerung ist vor allem auf höhere Einnahmen bei der Lohn- und Einkommenssteuer durch geringere Arbeitslosigkeit zurückzuführen (181 Millionen Euro statt 151 Millionen Euro). Ein deutliches Minus gab es aber bei der Umsatzsteuer von 381 Millionen auf 352 Millionen Euro. (wie)