Händewaschen hilft gegen gefährliche Keime - Auch Kliniken in der Region kämpfen gegen resistente Erreger

Trier · ESBL - der gegen Antibiotika resistente Keim, der vermutlich für den Tod von Frühchen in Bremen verantwortlich ist, wird immer wieder auch in Kliniken in der Region nachgewiesen. Verhindern lässt er sich wohl nicht.

Trier. Andrea Preuß ist verzweifelt. Seit zwei Wochen liegt die Triererin isoliert in einem Krankenzimmer, das sie nicht verlassen darf. Besucher, Pfleger, Ärzte dürfen nur mit Mundschutz, Kittel und Handschuhen zu ihr. Bei der 44-Jährigen wurde ESBL nachgewiesen. ESBL ist die Abkürzung für Extended Spectrum Beta-Lactamase, sie beschreibt ein gemeinsame Eigenschaft einiger Darmkeime: Sie sind resistent, sie haben sich genetisch verändert und reagieren nicht mehr auf Antibiotikum, das sie eigentlich bekämpfen soll. Gefährlich werden Darmkeime, die jeder Mensch in sich trägt und die normalerweise nützlich sind, dann, wenn sie zu Infektionen führen.
Wie bei Andrea Preuß. Anfang Februar wurde sie am Innenmeniskus des rechten Knies operiert. Alles sei gutgelaufen, berichtet die Triererin. Drei Tage nach der Operation habe sie starke Schmerzen bekommen, ihr Knie sei stark angeschwollen. Im Krankenhaus sei es punktiert worden, danach sei es ihr wieder etwas besser gegangen. Bis die Schmerzen in Bein und Knie zurückgekommen seien. Per Krankenwagen wurde die 44-Jährige in die Klinik gebracht. Bei einer erneuten Operation des Knies wurde ESBL bei ihr nachgewiesen. Der gleiche Keim, der auch auf der Frühchenstation im Bremer Klinikum nachgewiesen wurde (siehe nebenstehenden Bericht).
Andrea Preuß weiß nicht, ob sie ESBL schon in sich trug oder ob sie sich erst im Krankenhaus infiziert hat.
Es gebe keine Klinik, in der es keine ESBL-Fälle gebe, sagt Oliver Kunitz, ärztlicher Direktor im Trierer Mutterhaus. Bei acht Patienten - ausnahmslos Erwachsene - der Klinik wurde im vergangenen Jahr der Keim nachgewiesen. Bei fünf Patienten sei der Keim nach einer Operation festgestellt worden. Und das bei etwa 14 000 Operationen, die pro Jahr im Mutterhaus durchgeführt werden. Auf der Neugeborenen-, Frühchen- oder Kinderstation des Hauses habe es bislang keine Fälle gegeben, berichtet Kunitz. Viele Patienten, so Kunitz, trügen den Keim in sich, ohne dass sie es wüssten. Allerdings würde nicht generell jeder Patient bei seiner Aufnahme im Mutterhaus darauf getestet. Auch im Trierer Brüderkrankenhaus gibt es laut Kliniksprecherin Anne Britten "immer mal ein oder zwei ESBL-Patienten", wie in anderen Krankenhäusern auch. Der Keim sei nicht hochinfektiös und habe bei Erwachsenen in der Regel keine tödlichen Konsequenzen.
Neben dem sorgsameren Umgang mit Antibiotika, durch das die Keime resistent werden, seien Hygiene und Handdesinfektion das A und O der Vorbeugung, sagt Kunitz. Eine speziell ausgebildete Hygienefachkraft schult regelmäßig alle Mitarbeiter und achtet auf die Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Die Landesregierung hat kürzlich eine neue Hygieneverordnung erlassen. Danach müssen sich alle medizinischen Einrichtungen des Landes an verbindliche Vorschriften halten, um die Ausbreitung von Keimen zu verhindern.Extra

ESBL ist die Abkürzung für Extended Spectrum Beta-Lactamase. Es handelt sich um Enterobakterien, die überwiegend im menschlichen Darm vorkommen. Einige gehören zur gesunden Darmflora, andere sind Krankheitserreger. Durch genetische Veränderung werden einige von ihnen resistent gegen Antibiotikum, die Arznei wirkt nicht mehr gegen sie. Dadurch können sich die Keime ausbreiten und eine Infektion auslösen. Betroffen sind vor allem Menschen mit schwachem Immunsystem. Übertragen wird der Keim direkt oder indirekt im Kontakt mit Stuhl, infizierten Wunden oder Gegenständen. "Wesentlicher Grund für die Ausbreitung ist der oft falsche Umgang mit Antibiotika, nicht nur von Ärzten, sondern auch von den Patienten selbst", sagt Oliver Kunitz, ärztlicher Direktor im Trierer Mutterhaus. wie

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