Häuser von Ex-Schatzmeister unterm Hammer

Trier · Die Ermittlungen gegen den ehemaligen CDU-Landeschef Christoph Böhr und mehrere Mitstreiter wegen möglicher illegaler Parteienfinanzierung dauern an. Böhrs Ex-Schatzmeister Herbert Jullien (62) hat derweil ein weiteres Problem: Zwei seiner Häuser wurden zwangsversteigert.

Trier. Ungewohnter Nachmittagsbetrieb im Trie rer Justizgebäude. Weil der Andrang zu einer Zwangsversteigerung von zwei im Stadtteil Zewen gelegenen Mehrfamilienhäusern derart groß ist, müssen Rechtspfleger, Gäubiger und interessierte Bieter kurzerhand in einen größeren Sitzungssaal umziehen.Ende einer Karriere


Das erste Haus kommt schließlich für 320 000 Euro unter den Hammer, das andere Dreifamilienhaus erzielt sogar noch 5000 Euro mehr. Macht insgesamt 645 000 Euro, aus denen Ansprüche der Gläubiger beglichen werden können. Wie hoch diese sind, ist an diesem Nachmittag nicht in Erfahrung zu bringen. Der Name des Schuldners indes ist an der Tür zum Gerichtssaal angeschlagen: Herbert Jullien.
Bis vor sechs Jahren war der gebürtige Trierer einer der einflussreichsten rheinland-pfälzischen Christdemokraten, parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion und Schatzmeister der Landes-CDU. Im Januar 2006 verwarnte ihn das Koblenzer Landgericht wegen vorsätzlichen Subventionsbetrugs und versuchter Steuerhinterziehung, Herbert Jullien musste 9000 Euro Geldauflage zahlen. Zu Unrecht kassierte Fördergelder in Höhe von 45 000 Euro hatte der ehemalige Steuerfahnder und Steuerberater schon vorher zurückgezahlt.
Es war der Anfang vom Ende der politischen Karriere des langjährigen CDU-Landtagsabgeordneten. Wer dem Staat als Abgeordneter dienen solle, dürfe ihn nicht gleichzeitig ausnehmen wie eine Weihnachtsgans, lästerte der damalige SPD-Fraktionschef Joachim Mertes.
Herbert Jullien legte seine Parteiämter nieder und verzichtete nach heftiger parteiinterner Kritik auf eine erneute Kandidatur für den Landtag. Der in Bullay wohnende CDU-Mann wurde danach Geschäftsführer der Bad Bertricher Touristik-Agentur, bis es zweieinhalb Jahre später zum Zerwürfnis mit der Ortsgemeinde kam.
Ausschluss aus der CDU


Zuvor hatte das Amtsgericht Wittlich Jullien wegen Urkundenfälschung zu einer Zahlung von 12 000 Euro verdonnert, später folgte ein Strafbefehl des Amtsgerichts Koblenz. Weil Jullien zudem monatelang keinen Mitgliedsbeitrag zahlte, wurde er 2009 aus der CDU ausgeschlossen.
Trotzdem lässt ihn seine Vergangenheit nicht los. Noch immer ermittelt die Mainzer Staatsanwaltschaft gegen Herbert Jullien, Ex-CDU-Landeschef Christoph Böhr, den ehemaligen rheinland-pfälzischen CDU-Generalsekretär Claudius Schlumberger und drei weitere Beschuldigte wegen Untreueverdachts. Dabei geht es um illegale Parteienfinanzierung im Landtagswahlkampf 2006. Fraktionsgelder sollen widerrechtlich für die Parteiarbeit genutzt worden sein. Nach Angaben des Leitenden Mainzer Oberstaatsanwalts laufen die Ermittlungen noch. Mit einem Abschluss sei aber noch in diesem Halbjahr zu rechnen, sagte Hans-Peter Mieth am Dienstag dem TV.
Bis dahin wird der ehemalige CDU-Schatzmeister eine weitere Immobilie verloren haben. Am übernächsten Donnerstag wird im Trierer Amtsgericht eine Eigentumswohnung Julliens versteigert. Der Verkehrswert liegt bei knapp 40 000 Euro.
Herbert Jullien war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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