Hahn-Interessenten müssen 250.000 Euro „Pfand“ zahlen

Mainz · Das Land zieht Konsequenzen aus dem Hahn-Desaster. Noch einmal will bei man beim Flughafenverkauf nicht auf vermeintliche Betrüger hereinfallen. Daher verlangt das Land von den jetzigen Interessenten Sicherheiten.

Das chinesische Unternehmen SYT, von dem man nicht so genau weiß, ob es überhaupt existiert, wollte bekanntlich den kurz vor der Insolvenz stehenden Flughafen Hahn kaufen. Der Deal platzte, weil die Chinesen nicht rechtzeitig Geld für den Kauf eines Grundstückes außerhalb des Flughafens überwiesen haben. Außerdem sollen sie versucht haben, das Land zu betrügen, indem sie eine gefälschte Bankbestätigung vorgelegt haben sollen.

Nachdem der für den Hahn zuständige Innenminister Roger Lewentz (SPD) im Juli den geplanten Verkauf des Hunsrückflughafens gestoppt hatte, wurde ein neues Bieterverfahren gestartet. 13 Interessenten haben sich bis 1. September gemeldet. Unter ihnen soll auch der Trierer Projektentwickler Triwo sein, dessen Chef Peter Adrian Präsident der Industrie- und Handelskammer Trier ist. Daneben gehört auch die im pfälzischen Deidesheim beheimatete ADC um den früheren Wirtschaftsstaatssekretär Siegfried Englert zu den möglichen Bietern.

Außerdem sollen mindestens zwei chinesische Unternehmen Interesse am Hahn haben, ebenso ein chinesich-amerikanischer Konzern, eine türkische Flughafenbetreibergesellschaft und ein niederländischer Investor. Alle 13 Interessenten wurden von den vom Land beauftragten Beratungsgesellschaften KPMG und Warth & Klein Grant Thornton auf Seriösität geprüft. Nun erhalten diese potenziellen Hahn-Käufer Post. Laut Lewentz wird ihnen ein sogenannter Prozessbrief geschickt. Darin würden sie aufgefordert, bis 21. Oktober ein konkretes Angebot für den Kauf des 82,5-prozentigen Anteil des Landes am Hahn abzugeben. Desweiteren müssen sie bis dahin mindestens 250.000 Euro als Sicherheit hinterlegen - quasi als Pfand, das später wieder zurückgezahlt wird -, um nachzuweisen, dass ein ernsthaftes Interesse bestehe. Damit will das Land verhindern, erneut einem möglichen Betrüger aufzusitzen. Außerdem sollen die Interessenten nachweisen, dass sie in der Lage sind, ihr Konzept für den Hahn umzusetzen und das nötige Geld dafür haben. Als weitere Konsequenz aus dem SYT-Desaster müssen die möglichen Bieter sich bereit erklären, vor Vertragsunterzeichnung den kompletten Kaufpreis zu zahlen. Ziel sei es, noch in diesem Jahr den Verkauf abzuschließen, hieß es in Mainz.

Als Begründung, warum SYT trotz schon vorher bestehender Zweifel den Zuschlag überhaupt erhalten hat, hat das Land stets behauptet, die EU verlange, dass allein das höchste Gebot ausschlaggebend sei. SYT hatte rund 13 Millionen Euro für die Landesanteile geboten. Nun hat wohl auch ein Berater der Landesregierung der bisherigen Darstellung widersprochen. Das Land habe das Parlament und die Öffentlichkeit damit erneut getäuscht, sagte gestern der CDU-Fraktionsvize Alexander Licht. Er warf der Regierung Desinformation vor.

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