Hauptschulen laufen die Schüler weg - Immer weniger Eltern melden Kinder an (Archiv Artikel)

Trier · Archiv Artikel von 28.03.2007

Die Hauptschulen werden zu Restschulen: Immer weniger Eltern melden ihre Kinder dort an. Gerade mal 1200 Anmeldungen gibt es für die 65 Hauptschulen in der Region - deutlich weniger als noch vor fünf Jahren. Die Bildungsexperten schlagen Alarm und fordern: Weg mit den Hauptschulen.

Das traditionelle dreigliedrige deutsche Schulsystem wankt. Immer weniger Schüler gehen auf die Hauptschule. Die Anmeldezahlen gehen deutlich zurück. Auch in der Region. Nach vorläufigen Zahlen hatten sich für das kommende Schuljahr gerade mal 1200 Schüler für die 65 Hauptschulen in der Region (mit den Kreisen Birkenfeld und Cochem) angemeldet. Vor fünf Jahren gab es noch 1500 Anmeldungen. Noch ist aber nicht an Schul- Schließungen gedacht. Landesweit haben sich innerhalb von zehn Jahren die Zahl der Hauptschüler halbiert. Wurden 1997 noch rund 59 000 Schüler gezählt, sind es derzeit noch 31 000. Der Abschluss nach der neunten Klasse hat an Wert verloren, immer weniger Hauptschüler finden einen Job. Gleichzeitig steigen die Anmeldungen an den Gymnasien. Rund 3300 Anmeldungen liegen derzeit für die Gymnasien im Schulbezirk Trier vor, 200 mehr als im vergangenen Jahr. Aber auch die Zahl der Förderschüler steigt landesweit von 14 300 vor zehn Jahren auf derzeit 16 800.

Experten fordern, aufgeschreckt durch den Bericht des UN-Menschenrechtsinspektors, der eine zu frühe Auslese der Kinder in Deutschland kritisierte: Weg mit der Hauptschule hin zu einem zweigliedrigen Schulsystem. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Rheinland-Pfalz spricht sich für ein integratives Schulsystem aus, bis zur zehnten Klasse sollen Kinder gemeinsam unterrichtet werden. In einigen CDU-geführten Bundesländern wie Hamburg oder Schleswig- Holstein will man Haupt-, Realund Gesamtschulen zusammenlegen. In Thüringen und Sachsen gibt es nach der Grundschule nur noch die Mittelschule und das Gymnasium. Auch in Berlin und Brandenburg soll vom dreigliedrigen auf das zweigliedrige Schulsystem umgestellt werden.

Rheinland-Pfalz hält an der Hauptschule fest: Sie sei unverzichtbar, sagt Bildungsministerin Doris Ahnen. Das Land hat versucht, die Hauptschule aufzuwerten - etwa durch Regionalschulen (Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen). Unterstützung erhält Ahnen von den Gymnasiallehrern: "Es ist niemandem geholfen, wenn Kinder, für die die Hauptschule die richtige ist, einfach in eine Schule mit anderem Namen geschickt werden", sagt Max Laveuve, Vorsitzender des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz. mar/bru

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