Experte im Interview Heizen mit Holz ist okay - warum die Wärmepumpe trotzdem die beste Lösung ist

Trier · Kann man angesichts des kranken Waldes guten Gewissens mit Holz heizen? Der Trierer Forstamtsleiter erklärt seine klare Meinung zu diesem Thema.

Der Wald ist krank. Fichten, wie sie jetzt in der Eifel noch weit verbreitet sind, haben in der Region so gut wie keine Zukunft mehr. Foto: Landesforsten

Der Wald ist krank. Fichten, wie sie jetzt in der Eifel noch weit verbreitet sind, haben in der Region so gut wie keine Zukunft mehr. Foto: Landesforsten

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Lange wurde darüber debattiert, ob Holz als erneuerbare Energie gelten sollte und man das Heizen mit diesem wertvollen Rohstoff tatsächlich weiter fördern möchte. Nun lautet die politische Antwort eindeutig: Ja. Holz, Hackschnitzel oder Pellets werden mit dem neuen Heizungsgesetz wie bisher als erneuerbare Energie gelten und sie erfüllen damit auch die Vorgaben der 65-Prozent-Regel.

Aber ist Heizen mit Holz auch sinnvoll, wo der Wald doch so krank ist? Ist es wirklich klimaneutral? Der Trierer Forstamtsleiter Gundolf Bartmann bezieht Stellung.

Ich habe einen Kaminofen. Kann ich guten Gewissens Holz verbrennen?

Bartmann Holz sollte in erster Linie stofflich genutzt werden. Aber solange wir die Energiewende nicht geschafft haben, ist das Heizen mit Holz eine sinnvolle Übergangstechnologie – zumindest, wenn es aus der regionalen Waldpflege kommt. Sie verbrennen dabei kein Öl und kein Gas, die ja nicht regenerativ sind.

Aber beim Verbrennen von Holz entsteht ja sogar mehr CO2 als beim Verbrennen von Gas oder Öl.

Bartmann Ja, der reine Akt des Verbrennens ist vergleichbar, aber Holz kommt – anders als Öl oder Gas – aus einem regenerativen Kreislauf.

Funktioniert dieser Kreislauf denn wirklich noch? Zuletzt sieht man Bäume ja vor allem sterben und die Jungbäume wachsen nicht an. Kann man die Holzverbrennung da überhaupt als klimaneutral bezeichnen?

Bartmann Wenn sie das Holz aus der rheinland-pfälzischen Forstwirtschaft kaufen, wird nur das bereitgestellt, was bei Durchforstungen verantwortungsvoll entnommen werden kann. Wir schlagen nicht mehr Brennholz, nur weil die Nachfrage da ist. Im Gegenteil. Wegen der Klimaschäden haben wir den Einschlag von alten Buchen und Eichen im Forstamt für die kommende Saison zurückgefahren. Das Brennholz, das sonst aus den Kronen gewonnen worden wäre, steht dann nicht mehr zur Verfügung. Man muss immer gucken: Was kann der Wald? Und was ist nachhaltig? Dann funktioniert der Kreislauf.

Wird bei der ganzen Debatte der Faktor Zeit nicht vergessen? Bis so ein verfeuerter Baum wieder nachgewachsen ist, vergehen Jahrzehnte. So viel Zeit haben wir gar nicht, um die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Bartmann Viele junge Bäume, die neben ihren stärkeren Nachbarn eh untergehen würden, haben nur Brennholzwert. Die können sie im Wald liegen lassen, dann geben sie ihr CO2 langsam ab oder sie können sie als Brennholz bereitstellen. Was passiert in der Zwischenzeit? Im nächsten Jahr schon haben sich die Nachbarbäume den Lichtraum erschlossen und lagern in ihrem Stamm in der Summe mehr CO2 ein. Wenn man hingegen einen ganzen Nadelwald umhauen und in den Ofen stecken würde, dann wäre das in der Tat schlecht.

Würden Sie unseren Lesern also zum Heizen mit Holz raten?

Bartmann Nein. Natürlich sind andere Heizungsformen wie Wärmepumpen Holzheizungen überlegen und vorzuziehen. Jedes Gramm CO2, das sie durch eine überlegene Technologie einsparen, ist gut. Der Förster Gundolf Bartmann rät zur Wärmepumpe. Nicht, weil Heizen mit Holz so schlimm wäre, sondern weil die CO2-Bilanz der Wärmepumpe besser ist. Und wenn sie sagen: Ich kann aber nur eine Pellet-, Öl- oder Gasheizung einbauen, weil mein Haus noch nicht ausreichend saniert ist, dann würde ich auch da immer sagen: Sanier erstmal dein Gebäude vernünftig, dann passt es vielleicht doch mit der Wärmepumpe. Und wenn nicht, dann ist eine Holzheizung sinnvoller als eine Gas- und Ölheizung, solange das Holz gut getrocknet wird und aus Wäldern vor der Haustüre stammt.

Was bereitet Ihnen aktuell beim Blick auf den Wald die größten Sorgen?

Bartmann Die größten Sorgen bereitet mir, dass die jungen Wälder möglicherweise absterben und wir es nicht schaffen, die Jungpflanzen durchzubringen. Bei den Nachpflanzungen hatten wir letztes Jahr 70 Prozent Ausfälle. Wie kriegen wir die Wiederbewaldung hin, ohne, dass uns die Pflanzen vertrocknen? Da sollten wir auf Naturverjüngung setzen, wo es nur geht. Aus Samen, die Vögel verbreiten, entstehen oft konkurrenzfähigere Pflanzen als die, die man in der Baumschule bekommt. Wir werden deshalb auch künftig wieder mehr säen, also alte Verfahren anwenden. Wir müssen vielleicht auch bewässern, aber das ist eine Herkulesaufgabe. Die große Frage ist also, ob es gelingt, Kahlflächen wieder zu bewalden.

Welche Zukunft geben Sie der Fichte?

Bartmann Keine. Bis auf Kleinstandorte, wo es genug Wasser gibt und auf den höchsten Höhen des Erbeskopfes gebe ich ihr bei uns keine Zukunft. Eine große Herausforderung ist es daher, den Fichtenbestand rechtzeitig mit Laubbäumen anzureichern. Da sind wir in großen Programmen dabei, sodass, wenn die Fichten vom Borkenkäfer gefressen werden, die neue Laubholzvegetation bereits da ist. Dann ist auch die Hitze auf diesen Flächen nicht so groß. Das müssen wir auch in Privatwäldern noch umsetzen.

Werden wir in 100 oder 200 Jahren hier überhaupt noch einen Wald haben, der an das erinnert, was wir uns heute unter einem deutschen Wald vorstellen?

Bartmann Davon bin ich überzeugt, weil wir Gott sei Dank in Rheinland-Pfalz eine riesige Baumartenvielfalt haben. Wir haben mehr als 80 Prozent Mischwälder. Es wird einen grünen Wald geben, nur ob der noch so aussieht, wie heute, das ist die Frage. Andere Baumarten werden sich durchsetzen, neue aus Südeuropa hinzukommen. Es wird weniger Nadelholz geben. Aber ich glaube, dass der Wald anpassungsfähig ist, wenn wir ihm aktiv helfen. Wenn wir ihn einfach in Ruhe lassen, dann schafft die Ökologie die Anpassung an den Klimawandel in 1000 oder 2000 Jahren, aber nicht in der Geschwindigkeit, die wir brauchen. Wir müssen den Wald klimafit machen.