High-Tech made in der Eifel

Daun · Mit der Produktion von Satellitenschüsseln und Digitalradios ist das Dauner Unternehmen Technisat groß geworden. Mittlerweile gilt es als einer der letzten Fernsehgerätehersteller in Deutschland. Auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) setzt die Firma auf das Thema Vernetzung.

 Die Firmenzentrale von Technisat in Daun-Rengen. Foto: Technisat

Die Firmenzentrale von Technisat in Daun-Rengen. Foto: Technisat

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Daun. Bei der Frage, welche deutschen Fernsehhersteller es gibt, fallen einem vermutlich überwiegend Namen von Unternehmen ein, die in der Form nicht mehr existieren. Grundig musste vor 13 Jahren Insolvenz anmelden. Geräte mit dem Namen werden heute in der Türkei produziert. Die Markenrechte am Namen Telefunken hat der französische Thomson Konzern, das Unternehmen Telefunken selbst gibt es seit 20 Jahren nicht mehr. Auch das Transportunternehmen Saba existiert nicht mehr. Es wurde 1986 aufgelöst. Metz hat noch bis vor zwei Jahren versucht trotz des zunehmenden Konkurrenzdrucks aus Asien seine hochpreisigen Fernsehgeräte zu produzieren bevor auch das 1938 gegründete Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Geräte mit dem Namen Metz stammen mittlerweile aus China aus dem dort führenden Elektronik-Konzern Skyworth. Auch Fernsehproduzent Loewe war 2013 pleite. Eine Investorengruppe rette das traditionsreiche Unternehmen, das 1923 in Berlin gegründet wurde. Loewe produziert mittlerweile High-Tech-Geräte und damit eines von zwei Unternehmen, deren Fernseher tatsächlich noch made in Germany sind.
Das zweite Unternehmen meldet sich pünktlich zu der heute beginnenden Internationalen Funkausstellung (Ifa) als Hersteller von Unterhaltungselektronik zurück: die Dauner Technisat GmbH. Man wolle sich wieder auf das konzentrieren, mit dem man groß geworden ist, sagt Geschäftsführer Stefan Kön: Fernseher, Receiver und Radios. "Back to the roots", zurück zu den Wurzeln nennt er die Umorientierung des 1987 gegründeten Unternehmens.
Möglich macht dies vor allem der Verkauf der Autoradio-Sparte. Ende April ging diese an eine Firmengruppe aus Franken und einen chinesischen Automobilzulieferer. In dem Werk in Ostdeutschland, in dem unter anderem kombinierte Radio- und Navigationsgeräte gebaut werden, waren zuletzt 400 Mitarbeiter beschäftigt und sorgten für einen Jahresumsatz von 450 Millionen Euro.
Es ist erstaunlich, wie das Unternehmen, dessen Marktanteil im Bereich Unterhaltungselektronik noch immer vergleichsweise niedrig ist, sich trotz der Konkurrenz aus Fernost und des Online-Handels mit hochpreisigen Produkten wie Flachbildfernsehern, es schafft zu überleben.
Angefangen hat das Unternehmen kurz nach seiner Gründung mit der Herstellung von Satellitenschüsseln. 1989 startete die europaweite Verbreitung von deutschsprachigen Privatprogrammen über Satellit. Die sprunghafte Nachfrage nach Schüsseln und Receivern vor allem nach dem Mauerfall in der DDR verhalf dem Dauner Unternehmen zu einem raschen Wachstum. Firmengründer Peter Lepper eröffnete kurz nach der Öffnung der DDR-Grenze neue Produktionsstätten in Thüringen und Sachsen. In Dresden sicherte er sich das Fachwissen der Experten des damaligen DDR-Zentrums für Wissenschaft und Technik und bildete mit ihnen das heute noch dort existierende Forschungs- und Entwicklungszentrum seines Unternehmens. Von Anfang an war Daun Sitz der Firmenzentrale und des Logistikzentrums. Über 400 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen über 2500 Mitarbeiter an neun verschiedenen Standorten darunter auch in Ungarn, Polen, China und USA. Also ganz Made in Germany sind Technisat-Geräte nicht. Derzeit sei trotz der billigeren Produktionskosten etwa in Fernost nicht geplant, etwa die Fernsehgeräteherstellung dorthin auszulagern, sagt Kön.
Man habe natürlich auch die Veränderungen auf dem Markt gespürt. Geholfen habe dem Unternehmen, dass man bereits frühzeitig auf Digitaltechnik gesetzt habe. Bereits vor der Verbreitung von Digitalradios hat Technisat diese produziert und angeboten. Mittlerweile ist die Nachfrage nach diesen Geräten auch wegen eines zunehmenden Angebots gestiegen. Auch bei den Satelliten-Receivern setzte das Unternehmen frühzeitig auf digitale Empfangstechnik, lange bevor Digitalfernsehen überhaupt etabliert war.
Digitale Technik ist auch das Thema, mit dem sich Technisat auf der Ifa präsentieren will.
Laut Kön steht im Mittelpunkt eine App, mit der Nutzer etwa Receiver über ihr Smartphone und Tablet steuern oder von überall Zugriff auf ihre auf dem Computer zu Hause gespeicherte Musik, Filme und Fotos haben. Auch Heizungen und Lampen sollen von unterwegs mit dem Tablet und Smartphone gesteuert werden können.

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