Hilfe für die Opfer

Mehr Geld für Opfer des Contergan-Skandals: Die große Koalition will für die Betroffenen zusätzliche Entschädigungen zahlen. Forderungen nach weiterer Unterstützung seien damit hinfällig, heißt es.

Trier/Tawern. (wie) Contergan - noch immer steht der Name eines vor 50 Jahren auf den Markt gebrachten Schlafmittels für einen der größten Arzneimittelskandale in Deutschland. 10 000 Kinder kamen fehlgebildet auf die Welt, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft das als unbedenklich eingestufte Mittel der Aachener Pharmafirma Grünenthal schluckten. Rund 2800 dieser in den 60er Jahren geborenen Kinder leben noch heute - schwerst behindert, viele von ihnen können nicht mehr arbeiten. Einer von ihnen ist Knut Schieffer aus Tawern (Trier-Saarburg). Nachdem der TV über sein Schicksal - aufgrund seiner extremen körperlichen Belastung kann der 46-Jährige vermutlich nicht mehr lange als Erzieher arbeiten - und seinen Einsatz für eine höhere Entschädigung der Opfer berichtet hat, haben sich Leser und Politiker gemeldet, die Schieffer und seinen Mitstreitern helfen wollen. Einer von ihnen ist der Hermeskeiler SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Diller. Mit ihm stand Schieffer schon länger in Kontakt. Diller verweist auf einen gemeinsamen Beschluss der Bundestagsfraktionen der SPD und der Union. Darin schlagen die Koalitionspartner vor, den Contergan-Opfern ab kommendem Jahr jährlich 3000 Euro zusätzlich zu den im Juli verdoppelten monatlichen Entschädigungszahlungen zukommen zu lassen. Das Geld soll aus dem Vermögen der Conterganstiftung stammen, in die der Bund 50 Millionen Euro einbringt und für die die Contergan-Herstellerfirma Grünenthal die gleiche Summe gespendet hat. Die am schwersten Geschädigten sollen jährlich rund 16 000 Euro aus Bundes- und Stiftungsmitteln erhalten. Außerdem soll es Verbesserungen bei der Kostenübernahme von Behandlungen von Conterganschäden durch die gesetzlichen Krankenkassen geben, heißt es in dem Beschluss von SPD und den beiden Unionsparteien. Mit diesen Maßnahmen habe man für konkrete Lösungen der Probleme der Betroffenen gesorgt, heißt es. Man habe Verständnis für Proteste von Opfern für weitergehende Entschädigungen. "Der Bund wird aber keine weiteren finanziellen Leistungen mehr übernehmen", heißt es in der Mitteilung der beiden Bundestagsfraktionen.

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