Hinterm Damm lebt sich's entspannt

Kesten · Seit August 2010 sind die Kestener durch einen 1100 Meter langen Damm vor einem Hochwasser geschützt, sofern der Pegel nicht über 10,20 Meter steigt. Am Samstag hat sich Ministerpräsident Kurt Beck vor Ort informiert. Für die Bürger ist der Damm ein Segen.

 Tobias Kosney, Valentin Bastgen, Laura Lorig und Niclas Veit (von links) haben es sich am Hochwasserdamm gemütlich gemacht. Das Bauwerk schützt sie und die übrigen Kestener bis zu einem Pegelstand von etwa 10,20 Metern. TV-Foto: Clemens Beckmann

Tobias Kosney, Valentin Bastgen, Laura Lorig und Niclas Veit (von links) haben es sich am Hochwasserdamm gemütlich gemacht. Das Bauwerk schützt sie und die übrigen Kestener bis zu einem Pegelstand von etwa 10,20 Metern. TV-Foto: Clemens Beckmann

Kesten. Samstagmittag im Moseltal: Das Thermometer zeigt 16 Grad, die Vögel zwitschern, Radfahrer sind unterwegs, die ersten Cabriofahrer haben das Verdeck ihres Wagens zurückgeklappt. Wo vor einigen Tagen noch Eiseskälte herrschte und Schnee lag, erinnert alles an den Frühling. Es könnte ein perfekter Tag sein, wenn da nicht das Hochwasser wäre. Aber auch das nehmen die Menschen in den von der Flut betroffenen Orten ohne Panik hin. Die befürchteten Pegelstände werden nicht erreicht. An den Uferpromenaden stehen meist nur die Keller unter Wasser. Die nach dem Hochwasser zu säubern, ist Routine.

In Kesten (Kreis Bernkastel-Wittlich) wären bei dem am Samstag erreichten Wasserstand schon die ersten Wohnräume betroffen gewesen, wenn es da nicht seit August 2010 den Hochwasserdamm gäbe. Er schützt den Ort bis zu einem Pegelstand von 10,20 Metern. Es sei zwar trotzdem ein "komisches Gefühl", wenn das Wasser steige und ein Pegel prognostiziert werde, der in die Nähe der kritischen Höhe komme, sagt Marita Larsen. "Dass wir nun einen Damm haben, bedeutet aber schon eine wahnsinnige Erleichterung", fügt sie freudig an.

Auch Ministerpräsident Kurt Beck und Umweltministerin Margit Conrad bekommen bei einem Besuch etwas von dieser Freude mit. "Dass wir das noch erleben dürfen", erzählen zwei ältere Männer dem Ministerpräsidenten. Ohne Damm, so berichten beide, hätten sie schon an Weihnachten das Wasser im Haus gehabt. "Er ist ein Segen für uns", sagen sie. Es ist noch viel Luft zwischen der Mosel und den höchsten Punkten des Damms. Ortsbürgermeister Michael Beer kann die politische Prominenz ganz entspannt über den Damm führen. Beer und die führenden Feuerwehrleute des Kreises informieren Beck und Conrad über die Situation,

Die erste Bewährungsprobe besteht das 18 Millionen teure Bauwerk aber nicht zu 100 Prozent. An zwei Stellen kommt hinter dem Damm Wasser an die Oberfläche. Die Ursache ist nicht bekannt. Feuerwehrleute aus Kesten, Noviand und Kues sind schnell zur Stelle und setzen Pumpen ein. Gullys werden geöffnet, damit das Wasser in die Kanalisation fließen kann und dann in das neue Pumpwerk. Von dort geht die Reise dann wieder in die Mosel.

"Es ist vielleicht gut, dass solch eine Bewährungsprobe jetzt schon kommt und nicht erst in ein paar Jahren", sagt Ralf Kasel, Chef der Kestener Feuerwehr. Er ist froh über das große Engagement im Dorf. Schließlich mussten noch viele mobile Teile installiert und sieben Tore verschlossen werden. Auch die Wehren aus den nicht vom Hochwasser betroffenen Nachbargemeinden Minheim und Osann-Monzel haben, so Kasel, ihre Hilfe angeboten.

Als die Mosel zum letzten Mal großflächig im Ort stand, im Januar 2003, waren Laura Lorig, Tobias Kosney, Valentin Bastgen und Niclas Veit noch im Kindesalter. Die Teenager erinnern sich daran. "Wir sind damals mit dem Boot gefahren", erzählen sie. "Ich bin sogar von einem Boot abgeholt worden", erinnert sich Laura Lorig. An diesem sonnigen Nachmittag sitzen sie ganz entspannt am Hochwasserdamm.

"Es ist für die Kestener psychologisch wichtig, dass der Damm die erste Bewährungsprobe bestanden hat", sagt Ortsbürgermeister Beer. Irgendwann, das wissen die Kestener, wird der Damm überlaufen. Aber es muss ja nicht gerade beim ersten Mal sein.

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