Hitzestaus in Intercitys: Ist Bundesregierung schuld?

Schon wieder Hitzepannen bei der Deutschen Bahn. Wegen kaputter Klimaanlagen müssen ICE geräumt werden. Der Fahrgastverband Pro Bahn bescheinigt dem Unternehmen eine angemessene Reaktion und beschuldigt die Bundesregierung, schuld an der Misere zu sein.

Berlin/Mainz. Die Deutsche Bahn hat erneut Probleme mit den Klimaanlagen ihrer ICE-Fernzüge. Am Sonntag fielen die Kühlsysteme in etwa 20 Zügen ganz oder teilweise aus. Mindestens zwei überhitzte ICE wurden geräumt, in Bielefeld und Würzburg. Eine detaillierte Pannenbilanz der Bahn stand gestern Nachmittag zunächst noch aus. Die Reisenden sollen für die Unannehmlichkeiten entschädigt werden, kündigte eine Bahnsprecherin an. Ähnliche Probleme gab es schon im Sommer 2010.
Der Fahrgastverband Pro Bahn zeigte sich mit dem Verhalten des Unternehmens zufrieden. "Die Bahn hat die Verbesserungen unternommen, die technisch möglich waren, sie hat Ersatzzüge gestellt, und sie evakuiert die Züge rechtzeitig", sagte der Verbandsvorsitzende Karl-Peter Naumann.
Die eigentliche Schuld am erneuten Ausfall gibt der Fahrgastverband Pro Bahn der Bundesregierung. "Die Bahn AG hat das Problem von der staatlichen Bundesbahn geerbt", sagte der Sprecher von Pro Bahn, Matthias Oomen, der Rhein-Zeitung (Koblenz, Mainz). Der Austausch der defekten Klimaanlagen dauere zwei Jahre, "weil die Bundesregierung pro Jahr eine Rendite von einer halben Milliarde Euro verlangt". Dies, so sagte Oomen, "schnürt der Bahn die Luft ab", in neue Züge und Werkstätten zu investieren. "Sie muss Symptome kurieren. Die Schuld hat aber die Bundesregierung", behauptet Pro Bahn.
Der Fahrgastverband nimmt damit die Bahn AG in Schutz und betont: "Das Notfallkonzept funktioniert hervorragend", hat der Verband aus Rückmeldungen von Passagieren die gehört, die in überhitzten Fernreisezügen unterwegs waren.
Betroffen sind vor allem Züge des Typs ICE 2, von denen die Bahn 44 im Einsatz hat. Sie werden bis Sommer 2013 generalüberholt. Bis dann müssten die Fahrgäste noch "mit solchen Problemen leben", sagte Naumann.
Die Pannen-ICE sind am Sonntag laut Bahn mit Verspätungen von 30 bis 60 Minuten weitergefahren. Wenn Klimaanlagen defekt seien, sei das Bordpersonal angehalten, die Reisenden zu bitten, andere Plätze einzunehmen. Wenn die Züge sehr voll seien, wie dieses Wochenende, müssten Passagiere aussteigen, sagte die Bahnsprecherin. dpa/RZ

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