Höfken: Öko-Anbau ist kein Freilichtmuseum
Mainz · Die neue rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin möchte die Öko-Landschaft stärken und fördern. Mit Ulrike Höfken (Bündnis90/Die Grünen) sprach Dietmar Brück.
Mainz. Mehr Öko-Landwirtschaft, mehr Tier- und Klimaschutz: Die neue Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken will die politischen Schwerpunkte in ihrem Verantwortungsbereich verschieben. Wie sie plant und was sie motiviert, darüber sprach die Grünen-Politikerin mit der Rhein-Zeitung.
Sie wollen die Öko-Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz stärken. Wie soll das geschehen?
Ulrike Höfken: Das lässt sich mit EU-, Bundes- und mit Landesmitteln bewerkstelligen. Hier im Land haben wir Programme für die nachhaltige Landbewirtschaftung unter dem Namen "PAUL" und "PAULa". Dort wollen wir die Fördersätze im Herbst verbessern, die in Rheinland-Pfalz bislang eher im unteren Bereich angesiedelt waren. Zudem werden Mittel verlagert. Das genaue Volumen erarbeiten wir gerade.
Das Ziel ist: Die Nachfrage nach Bioprodukten wächst. Und die rheinland-pfälzischen Erzeuger sollen besser von diesem Markt profitieren können. Zugleich werden wir die konventionelle Landwirtschaft nicht vernachlässigen.
Was passiert sonst noch?
Höfken: Wir wollen erstmalig einen Zuschuss zu den Kontrollkosten im Ökolandbau geben. Die Biobetriebe haben eine sehr strenge und sehr teuere Eigenkontrolle. Fast alle Bundesländer bezuschussen dieses Verfahren. Rheinland-Pfalz bisher nicht. Das wollen wir ändern. Zugleich werden wir die regionale Vermarktung stärker fördern - und zwar für Öko-, aber auch konventionell erzeugte Produkte. Wir wollen beispielsweise, dass unsere Betriebe besser in den Einzelhandel liefern können.
Wie wollen Sie den ökologischen Weinbau hier im Land fördern?
Höfken: Er hat sich sehr gut entwickelt, gerade bei den Spitzenbetrieben. Künftig soll er von verbesserten Fördersätzen profitieren. Zudem wollen wir die Image- und Vermarktungsförderung verbessern, was auch für die konventionellen Betriebe gilt. Wir überlegen beispielsweise, die pilzresistenten Sorten mit einer Vermarktungskampagne zu unterstützen. Die Verbraucher sollen wissen, welche Sorten ohne bestimmte Spritzmittel auskommen und zugleich auch noch gut schmecken.
Kritiker des ökologischen Anbaus halten ihn für rückwärtsgewandt und wenig effizient.
Höfken: Öko-Landbau hat nichts mit antiquierten Anbauformen zu tun, wir wollen aus der Landwirtschaft ganz sicher kein Freilichtmuseum machen. Im Gegenteil: Ökologische Land- und Weinwirtschaft hat viel mit Hightech zu tun. Sie ist modern, sie blickt nach vorne. Es geht darum, Produktionsmethoden anzuwenden etwa bei der Landtechnik oder der modernen Züchtung, mit denen man im Einklang mit der Natur, also naturschonend und trotzdem sehr effizient wirtschaften kann. Den ökologischen Landbau in Rheinland-Pfalz nach vorne zu bringen ist unser großes Ziel. Das wollen wir auch im Bereich der Forschung tun.
Wie passen ökologischer Landbau und Hightech zusammen?
Höfken: Hightech-Landwirtschaft ist für mich nicht Gentechnik, Nanotechnologie oder Pestizid-Einsatz. Vielmehr geht es darum, die Ressourcen der Natur möglichst effizient zu nutzen. Da haben wir ungeheueren Nachholbedarf - etwa im Bereich der Züchtung. Bislang stand vor allem die mengenmäßige Leistung im Vordergrund. Es ging beispielsweise darum, möglichst viel Milch aus einer Kuh herauszubekommen. In Zukunft wird es aber viel mehr darauf ankommen, dass die Tiere (und damit auch die Produkte) gesund sind, dass sie lange leben und mit unseren heimischen Futtermitteln und Grundfutter gute Leistungen erbringen - nicht unbedingt mit importiertem Gen-Soja. Diese Prozesse zu optimieren, ist anspruchsvoll. Daran führt aber kein Weg vorbei.
Wie wollen Sie die Landwirtschaft klimafreundlicher machen?
Höfken: Wir müssen den Energieverbrauch senken. Stickstoffdüngereinsatz ist beispielsweise sehr energieintensiv. Hier kommt man zu einer besseren Ressourcennutzung, indem man die landwirtschaftlichen Produkte wie Mist, Gülle und Pflanzenreste einsetzt - so wie das in der organischen Landwirtschaft geschieht. Zudem brauchen wir einen anderen Umgang mit dem sogenannten Biosprit wie zum Beispiel bei dem umstrittenen Kraftstoff E 10. Pflanzliche Treibstoffe und Schmierstoffe gehören nicht in die vielen PKW, sondern müssen in den umweltsensiblen Bereichen und in den Arbeitsmaschinen eingesetzt werden. Dazu zählen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserfahrzeuge oder etwa der Bergbau. Zumal die Böden und das Wasser durch Kraft- und Schmierstoffe erheblich gefährdet werden. So lange Agrardiesel aber erheblich billiger bleibt, bewegt sich wenig. Der Biosprit müsste massiv gefördert werden. Vor allem muss unsere Ernährungsweise aber darauf verzichten, Lebensmittel quer durch die Welt zu transportieren und 50 Prozent unserer Lebensmittel zu vernichten.
Das Gespräch führte Dietmar Brück