Hören auf Wählers Worte

MAINZ. Die CDU will im Landtagswahlkampf vor allem mit den Themen Arbeit und Bildung punkten. Bei einer Umfrageaktion der Partei wurden beide Bereiche von mehr als 80 Prozent der Interviewten als sehr wichtig eingestuft.

"Wir wollen's wissen", sagte sich Anfang November die Landes-CDU und schickte Mitglieder mit Fragebogen aus, um die Meinung des Wählers und vor allem auch der eigenen Anhängerschaft zu erkunden. Eine Erkenntnis aus der Befragung von 4500 überwiegend CDU-nahen Bürgern, von denen sich jeder zweite online per Internet meldete: Soziale Gerechtigkeit und Eigenverantwortung haben bei jeweils rund 60 Prozent ein besonders hohes Gewicht. Parteichef Christoph Böhr sieht damit seine Kritik an einem zu einseitig geführten CDU-Bundestagswahlkampf im vergangenen Sommer bestätigt.Reformen sollen in den Mittelpunkt

"Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es kein Entweder Oder gibt, sondern soziale Gerechtigkeit und persönliche Freiheit miteinander verbunden werden müssen", sagte der Unions-Spitzenkandidat bei der Vorlage der Umfrage-Ergebnisse. Er will verstärkt sein Ziel von Reformen in den Mittelpunkt stellen, um auch Akzeptanz zu finden: herauskommen aus der Massenarbeitslosigkeit. Bei den Themen genossen unter den Interviewten der Abbau von Arbeitslosigkeit und ein verbessertes Bildungssystem mit 86 und 81 Prozent absolute Priorität, deutlich vor etwa der inneren Sicherheit (40 Prozent). Von den hohen Werten für den Bildungsbereich waren Böhr und sein Wahlkampfberater Peter Radunski nach eigenen Angaben genauso überrascht wie von der mehrheitlichen Ablehnung einer verstärkter Videoüberwachung zur Kriminalitätsbekämpfung. Aufgrund der Umfrage braucht die CDU nach Angaben Böhrs zwar nicht ihr Regierungsprogramm umzuschreiben, das Ende Januar beschlossen wird. Eine Schlussfolgerung soll jedoch sein, sich vor allem auf die Kernbotschaften "Arbeit schaffen" und Bildung zu konzentrieren. Im Bereich der Schule gilt dabei vor allem der Ruf nach weniger Unterrichtsausfall und kleineren Klassen. Dem Ausbau von Ganztagsschulen stimmt inzwischen auch fast jeder zweite CDU-Anhänger zu. Weil die Umfrage, die zu rund 70 Prozent von Unions-nahen Wählern beantwortet wurde, auch zur Mobilisierung der eigenen Reihen angelegt war, zog Radunski auch ein positives Partei-Fazit: Die Union sei stärker motiviert als bei der letzten Landtagswahl und geschlossen; das Programm komme bei der eigenen Klientel gut an. Radunski propagierte einen "argumentativen Mobilisierungswahlkampf", um das im September erlebte "Comeback des Wählers" zu fördern. Die SPD/FDP-Landesregierung ist zwar nach Böhrs Meinung populär. Doch entscheidend sei, welche Sogwirkung sie auf das Lager der Union habe, das zumindest bei Bundestags- und Kommunalwahlen die Partei im Land vorn liegen lässt. "Die Glocke der Popularität überdeckt nicht mehr alle Probleme", stellte Radunski mit Blick auf die hohen Sympathiewerte von SPD-Regierungschef Kurt Beck fest.

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