Hören, wo es klemmt

MAINZ. Gebündelter Sachverstand soll künftig die Landesregierung bei der Familienpolitik beraten. Initiativen besser abstimmen und die Familie zum übergreifenden Thema machen, heißt das Motto des neuen Landesbeirats für Familienpolitik.

Von Betroffenen und Experten will Familienministerin Malu Dreyer (SPD) künftig verstärkt hören, wo es politisch anzupacken gilt. In der Öffentlichkeit wird Familie oft unter Aspekten wie Betreuung oder Armutsrisiko diskutiert. Über den auf Initiative der SPD-Landtagsfraktion neu eingerichteten Familienbeirat, dem rund 30 Vertreter von Familien- und Wohlfahrtsverbänden, Fachorganisationen, Kommunen, Kirchen und Politik angehören, sollen weitere Themen in den Blickpunkt gerückt werden. So sollen sich Arbeitgeber mit flexibleren Arbeitsabläufen und Arbeitszeiten besser auf die Situation von Eltern einstellen. Beschäftigen könnte sich das Gremium nach den Vorstellungen Dreyers auch mit den Bedingungen, unter denen Familien die Pflege kranker oder die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger leisten müssen. Ihr schwebt die engere Abstimmung aller am Thema Familienpolitik beteiligten Akteure vor, um der übergreifenden Aufgabe zusätzliches Gewicht zu verleihen. Der Beirat könnte helfen, familienfördernde Kooperationen aufzubauen und lokale Bündnisse für Familien vor Ort anregen, hofft die Ministerin. Auf direkte Impulse in die Politik setzt Sonja Orantek vom Verband Alleinerziehender Mütter und Väter. Nur durch ausgebaute Betreuungsangebote für unter drei Jahre alte Kinder und Schüler sieht sie Chancen, vielen Alleinerziehenden den Weg aus der Sozialhilfe zu ermöglichen. Für Dieter Dornbusch, Vorsitzender des Landeselternbeirats, zeigt sich auch in der Familienpolitik in vielen Bereichen eine Mangelverwaltung. Weil die Kassen leer sind, braucht es nach seiner Meinung um so mehr gute Ideen eines Familienbeirats, um politisch etwas anzustoßen. Für ihn zählt vor allem, dass die Bildungschancen des Nachwuchses nicht von den finanziellen Verhältnissen der Familie abhängen dürfen.Unterstützung im Alltag und bei Krisen

Auch Monika Zindorf von der Liga der freien Wohlfahrtsverbände macht noch viele Defizite in der Unterstützung von Familien aus, nicht zuletzt, wenn es um die Betreuung Kranker und speziell psychisch Kranker Angehöriger geht. "Familien haben Anspruch auf Unterstützung, um ihre Aufgaben im Alltag und vor allem in Krisen meistern zu können", so Dreyers politische Vorgabe.

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