Hohe Spritpreise treiben Buskosten in die Höhe

Trier · Höhere Fahrkartenpreise für ein noch geringeres Busangebot: Das ist laut Verkehrsverbund Region Trier (VRT) die Folge, wenn die Kosten für die Unternehmen nicht sinken oder das Land nicht mehr Geld zur Verfügung stellt.

 Auch die Trierer Stadtwerke müssen wegen gestiegener Spritpreise mehr für ihre Busse ausgeben. Foto: TV-Archiv

Auch die Trierer Stadtwerke müssen wegen gestiegener Spritpreise mehr für ihre Busse ausgeben. Foto: TV-Archiv

Trier. Knapp 1,2 Millionen Liter Diesel benötigt das Unternehmen Moselbahn jedes Jahr für seine Busse. Beim derzeitigen Dieselpreis von durchschnittlich 1,55 Euro bedeutet das Kosten von 1,86 Millionen Euro pro Jahr für das Unternehmen, das hauptsächlich an der Mosel, in der Eifel und derzeit noch auf dem Saargau im Linienverkehr tätig ist.
Steigt der Dieselpreis etwa um zehn Cent, macht das Mehrausgaben von 120 000 Euro für die Moselbahn aus. Ausgaben, die aber nicht gedeckt sind. Denn das Unternehmen kann die höheren Kosten nicht einfach an die Kunden weitergeben. Wie die zwölf anderen Linienbusunternehmen in der Region ist die Moselbahn in das Tarifsystem des Verkehrsverbunds Region Trier (VRT) eingebunden. Dieser beschließt für alle darin zusammenarbeitenden Verkehrsunternehmen die gültigen Ticketpreise, die in der gesamten Region, auch in Trier, gelten. Und zwar nach einem sogenannten Indexmodell. Darin sind die Kosten etwa für Personal, die im Schnitt 40 Prozent der Ausgaben ausmachen, und für Treibstoff (17 Prozent) zusammengefasst. Steigt dieser Index, dann muss über eine Preiserhöhung entschieden werden.
Im Januar hat es die vorerst letzte im Bereich des VRT gegeben. Um im Schnitt 4,6 Prozent wurden die Fahrkartenpreise angehoben. Eigentlich sollte zum April eine weitere Erhöhung um rund zwei Prozent anstehen. Diese hat die für den Nahverkehr zuständige Aufsichtsbehörde, der Landesbetrieb Mobilität (LBM) als nicht gerechtfertigt vorerst untersagt. VRT-Chefin Veronika Zänglein rechnet bis Mitte Mai mit einer Entscheidung. Es führe kein Weg an höheren Preisen vorbei. "Wir hätten diese nicht beschlossen, wenn sie nicht erforderlich wäre", sagte sie gestern unserer Zeitung am Rande des Deutschen Nahverkehrstages in Trier. Allein die Ausgaben für Kraftstoff seien bei den Unternehmen im vergangenen Jahr um 14 Prozent gestiegen, so die VRT-Chefin. Vor diesem Hintergrund ist auch die Forderung des VRT-Vorsitzenden, dem Bitburg-Prümer Landrat Joachim Streit, nach einer Befreiung der Busunternehmen von der Mineralölsteuer zu verstehen.
Reduzierung des Angebots


Nahverkehr sei Landessache, sagt dazu der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster. Der Vorschlag, eine Bundessteuer für eine Landeszuständigkeit zu senken, greife daher zu kurz. "Gerade in Zeiten der Schuldenbremse kann es nicht die Aufgabe des Bundes sein, die mangelhafte Leistung der Landesregierung zu kompensieren", sagt auch der Eifeler CDU-Abgeordnete Patrick Schnieder. Die "populistische Forderung" sei vor dem Hintergrund des europäischen Wettbewerbsrechts so nicht einfach umzusetzen, sagt auch der Trierer SPD-Bundestagsabgeordnete Manfred Nink.
Ohne Kostensenkung oder mehr Geld vom Land für den Nahverkehr in der Region führe kein Weg an einer Reduzierung des Angebots vorbei, macht Zänglein klar. Außer reinem Schülertransport, zu dem die Kreise verpflichtet sind, würde es dann vielerorts keine regelmäßigen Busverbindungen mehr geben. Nach TV-Informationen hat es über die Zukunft des Busverkehrs in der Region gestern ein Gespräch zwischen VRT und Land gegeben. Dabei geht es wohl auch um neue Modelle, möglicherweise die Einbindung von Taxen in den Nahverkehr.
Klar ist aber: Mehr Geld wird nicht fließen. 140 Millionen Euro hat das Land 2011 für den öffentlichen Busverkehr in Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt, für den Schienenverkehr waren es 324 Millionen Euro. Auch die 2004 vom Land abgeschaffte finanzielle Unterstützung von Bus-Neukäufen, wie es sie in acht Bundesländern gibt, wird nicht wieder aufgelegt. Im Saarland wurden so seit 2007 insgesamt 250 neue Busse angeschafft, die mit 25 Millionen Euro vom Land gefördert wurden. Im Gegensatz dazu seien die Linienbusse in Rheinland-Pfalz im Schnitt zehn Jahre alt, heißt es beim Verband des Verkehrsgewerbes. Damit seien viele Busse nicht mehr auf dem neuesten Stand, auch was den Spritverbrauch angeht.Meinung

Umdenken ist angesagt
Der Bitburg-Prümer Landrat Joachim Streit, weiß, dass sein Vorschlag zur Abschaffung der Mineralölsteuer für Busse nicht durchzusetzen ist. Trotzdem ist es richtig, dass er dies als Vorsitzender des Verkehrsverbundes gefordert hat. Erneut macht er damit deutlich, dass der Busverkehr in der Region vor dem Kollaps steht. Er ist nicht mehr zu finanzieren. Nicht nur, aber auch wegen der immer weiter steigenden Kraftstoffpreise. In erster Linie aber, weil es immer weniger Fahrgäste gibt. In Eifel, im Hunsrück oder entlang der Saar finanziert sich der Busverkehr weitgehend vom subventionierten Schülertransport. Bei rückläufigen Schülerzahlen gehen aber auch diese Einnahmen immer weiter zurück. Fehlende Einnahmen, steigende Kosten, das bedeutet eigentlich höhere Fahrpreise. Doch die Schmerzgrenze bei den Buspreisen in der Region ist überschritten. Jedes weitere Drehen an der Preisschraube führt nur dazu, dass noch weniger Menschen Bus fahren werden. Da das Land trotz der vollmundigen Koalitionsaussage von Rot-Grün den Nahverkehr zu fördern, nicht bereit ist, mehr Geld in den Busverkehr zu investieren, müssen wir uns in der Region von dem gewohnten, aber viel zu teuren und unren tablen Linienverkehr verabschieden. Statt Busse, die mehr heiße Luft als Fahrgäste transportieren und weder zeitlich noch örtlich flexibel sind, werden vielerorts vermutlich Taxis den noch spärlichen Bedarf des öffentlichen Nahverkehrs auf dem Land decken. b.wientjes@volksfreund.de

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