Gepanschter Brotaufstrich Imker schlagen Alarm: Darum gibt es immer weniger heimischen Honig

Honigliebhaber sollten weniger auf den Preis, sondern vor allem auf die Herkunft achten. Was Untersuchungen bei importiertem Honig aufgedeckt haben und warum das Imkern in Rheinland-Pfalz Sorge bereitet.

„Rettet die Bienen!“, ein Aufruf, der mittlerweile bekannt ist. Dutzende Artikel und Bücher erklären, wie wichtig Bienen für unser Ökosystem sind. Schon Albert Einstein soll gesagt haben: „Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.“

Doch dieses Mal geht es nicht darum, den Bienen zu helfen, sondern den Imkern. Denn Imker im Saarland und in Rheinland-Pfalz sehen ihr Geschäft durch gepanschten Honig aus dem Ausland bedroht. Nach einem Bericht der Europäischen Kommission stehen 46 Prozent des in die EU importierten Honigs unter Verdacht, mit Zuckersirup vermischt zu sein. Dadurch muss weniger Honig verwendet werden, was die Kosten pro Glas senkt. „Diese unlauteren Praktiken bedrohen die regionale Imkerkultur. Ein auskömmliches Wirtschaften ist in der Imkerei unmöglich geworden“, sagte der Vorsitzende des Imkerverbands Rheinland-Pfalz, Thomas Hock, der Deutschen Presse-Agentur.

Warum der gepanschte Honig die Arbeit der Imker in Rheinland-Pfalz fast unmöglich macht

Fast 74 Prozent des aus China und 93 Prozent des aus der Türkei in die EU eingeführten Honigs seien bei Untersuchungen des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF) als verdächtig eingestuft worden. Damit entsprächen sie nicht den Honigrichtlinien der EU. Diese besagen nämlich, dass dem Honig weder Zucker noch Zuckersirup zugesetzt werden dürfen.

Wenn fast die Hälfte der eingeführten Honigprodukte verfälscht sei, beträfe dies laut Hock 20 Prozent des in der EU konsumierten Honigs. „Dies bedeutet für die Imker unlautere Wettbewerbsbedingungen“. Auch der Sprecher des Imkerverbandes Saarland, Markus Lay, sorgt sich: Die Arbeit eines Imkers sollte „idealerweise mindestens kostendeckend sein“. Es sei mittlerweile sehr schwierig, mit der Arbeit als Imker Profit zu machen. Das liege vor allem an den steigenden Preisen bei Futter und Holz. Zusätzlich zu den Unterhaltungskosten sei vor allem der Einstieg in dieses Hobby sehr teuer. „Um überhaupt die Arbeitsleistung zu decken, müsste das Glas Honig eigentlich schon seit Jahren 20 Euro kosten. Aber das zahlt natürlich keiner“, sagt Lay.

Der Landesverband in Rheinland-Pfalz beobachte, dass sich die Zahl der Bienenvölker pro Imker von früher durchschnittlich zehn bis 15 auf drei bis vier reduzierten. „Das reicht für den Eigenverbrauch, aber für den Verkauf rentiert sich das Abfüllen des Honigs eben nicht mehr, auch nicht als Quersubvention“, sagt Hock. Beim Verkauf des Honigs in großen Mengen an Abfüller erziele man durch die Billigimporte nur drei bis vier Euro je Kilo. „Das lohnt sich absolut nicht.“ Dazu kommt laut Hock eine weitere Folge: „Artensterben, das damit verbundene Bienensterben und dann noch ein Sterben der Imker mit ihren Honigbienen führt zu geringerer Bestäubung und damit zu einer eintönigen Landschaft.“

Importierter Honig kann gefährlich sein

In Rheinland-Pfalz gebe es momentan 7000 Imker in Vereinen und Verbänden plus etwa 1500 nicht-organisierte. Von der Produktion leben würden laut Hock nur wenige – vor allem wegen der verhältnismäßig geringen Honigpreise, „die das Imkern nicht einmal mehr als Zubrot in der Familienkasse rentabel machen“.

„Verbraucher sollten vor allem zu regionalem Imker-Honig greifen“, sagt er. Auf diese Weise werden auch der Naturschutz und die Biodiversität vor der eigenen Tür unterstützt. Aus welchen Ländern der Honig in den importierten Produkten stammt, können Käufer übrigens nicht erkennen. Meist steht nur der Hinweis: „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“ auf den Gläsern.

Die heimischen Imker sehen neben dem verhältnismäßig geringen Preis und der Täuschung der Kunden noch ein weiteres Problem durch gepanschten Honig: In den Produkten könnten sich Sporen der amerikanischen Faulbrut befinden, einer meldepflichtigen Krankheit unter Bienen, die extreme Schäden anrichten. „Das ist eine der größten Katastrophen, die passieren können“, sagt Lay.

Mit Material der dpa

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