Ideen, Thesen, Forderungen

TRIER. Alternativen zu den politischen Konzepten zu Alterssicherung und Familie wollten die Sozialverbände im Katholikenrat im Bistum Trier gestern vorlegen. Viel Neues konnten sie allerdings nicht präsentieren.

"Es gibt Alternativen zu den Konzepten der Politik." Vollmundig verspricht der Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Trier, Manfred Thesing, dass fünf katholische Sozialverbände Wege aus der politischen Misere gefunden hätten und finanzierbare Modelle für die Alterssicherung präsentieren könnten. Doch das, was dann Katholische Jugend, Arbeitnehmerbewegung, Kolpingwerk, Katholische Unternehmer und die Frauenverbände vortragen, unterscheidet sich kaum von dem, was derzeit täglich aus Berlin oder München in Sachen Familienpolitik verkündet wird: Versicherungsfremde Leistungen durch Steuern finanzieren, Erziehungszeiten stärker bei der Rente anerkennen, Kopfprämie, Sockelrente, Grundrente, private Vorsorge. Altbekannte Schlagworte, wenig Greifbares. Jedes Konzept für sich klingt logisch, und alle behaupteten, ihre Modelle seien "durchgerechnet". Doch worin sich die Ideen wirklich von den fast täglich neuen Konzepten der Politik unterscheiden, kann die Runde nicht überzeugend vermitteln. Genauso wenig wie die Finanzierbarkeit. Wo etwa soll das Geld für die Grundrente von 600 Euro pro Kopf, unabhängig ob und wie lange jemand berufstätig war, die von Christian Heckmann von der Katholischen Jugend ins Spiel gebracht wird, herkommen? Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) und die Katholische Frauengemeinschaft fordern eine Sockelrente von etwa 400 Euro pro Monat für alle ab 65. Finanziert werden soll sie mit zwei Prozent der Beiträge aller Steuerpflichtigen zwischen 15 und 65 Jahren. Das Haupt-Manko aller Ideen: Sie berücksichtigen in erster Linie die Interessen der Verbandsmitglieder. So fordert Martin Wilde vom Bund der Katholischen Unternehmer: Runter mit den Lohnnebenkosten, mehr private Altersvorsorge, mehr Eigenverantwortung. Dafür sei eine Steuerreform unabdingbar, damit die Bürger auch Geld hätten für die zusätzliche Alterssicherung. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau bei der Rente fordert der Frauenbund. Mit einem Rentensplitting soll sichergestellt werden, dass Männer und Frauen während der Ehe gleichberechtigt Ansprüche auf eine gemeinsame Rente erwerben. Soweit lägen die Vorschläge gar nicht auseinander, versucht Thesing Gemeinsamkeiten auszumachen. Den Sozialverbänden gehe es darum, die Not der Menschen zu lindern. Und diesen Blickwinkel vermisse man bei vielen Politikern. Eine Aussage, die von Winfried Görgen vom Diözesan-Caritasverband unterstrichen wird. Er warnt vor einer zunehmenden Armut vor allem von Alten und Familien. Doch auch er scheint seine Zweifel an den vorgestellten Konzepten zu haben. Stärkere private Vorsorge fürs Alter, wie von den Sozialverbänden gefordert, sei nicht der Königsweg: "Immer mehr können sich diese Zusatzsicherung gar nicht mehr leisten."

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