Illegales Geld für Bahnhöfe?

MAINZ/TRIER. Erst im Januar schloss das Land einen Kooperationsvertrag mit der "First Rail Estate" GmbH, um die Sanierung von 64 ehemaligen Empfangsgebäuden – darunter die Bahnhöfe in Hetzerath, Konz-Karthaus, Schweich und Ürzig – voranzubringen. Jetzt ist die Firma nicht nur pleite, sondern möglicherweise auch Ziel dunkler Geldflüsse aus Anlagebetrügerei im großen Stil.

Wurden alte Bahnhöfe in Rheinland-Pfalz mit illegalem Geld aufgekauft? Unter anderem diese Spur verfolgt die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Finanzskandal um die insolvente Frankfurter Wertpapierhandelsbank Phoenix. Dort sollen dreistellige Millionenbeträge "verschwunden" sein - möglicherweise auch in die First Rail Estate (FRE), gegründet vom inzwischen verstorbenen Phoenix-Inhaber. Die FRE schloss 2001 einen Rahmenvertrag mit der Bahn AG und kaufte bundesweit 1019 Bahn-Empfangsgebäude auf. Das Land versprach sich von dem privaten Partner individuelle Nutzungskonzepte für 64 alte Bahnhöfe, die ihre Schalter teils schon vor Jahren dicht gemacht haben. In der Region Trier kaufte die FRE die Bahnhöfe Hetzerath, Konz-Karthaus, Schweich und Ürzig im Besitz der FRE, für weitere wie Konz, Salmrohr, Speicher und Wellen übernahm sie die Bewirtschaftung. Im Januar "gab es keine Hinweise auf irgendwelche Unregelmäßigkeiten", sagt der Sprecher des Innenministeriums, Eric Schäfer. Landesgeld floss nicht in die Kooperation, erst für konkrete Projekte wären die Gemeinden gefördert worden. Doch so weit kam es gar nicht. Im Juni stieg die Bahn AG aus ihrem Vertrag mit der FRE aus (der TV berichtete). "Es hatte mit dem Umsetzungskonzept zu tun", sagt die zuständige Bahn-Sprecherin Ariane Alzer. "Es gab für uns nicht akzeptable Hindernisse." Bauernfängern auf den Leim gegangen?

517 Bahnhöfe fielen zurück an die Bahn, darunter auch diejenigen in Konz, Salmrohr, Speicher und Wellen. Doch für 502 weitere konnten die Verträge nicht mehr rückgängig gemacht werden, sie bleiben bei der insolventen FRE. Was das für diese Bahnhöfe bedeutet, ist unklar. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt erwartet erst für 2006 Durchblick durch die Geldflüsse bei Phoenix. Die CDU-Opposition fragt unterdessen, ob das Land "zwielichtigen Bauernfängern auf den Leim gegangen" ist. Sie verlangt Aufklärung im Innenausschuss.

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