Im dunklen Netz tummeln sich anonyme Kriminelle – Ermittler: Schaden geht in die Milliarden – Sicherheitsbehörden verlangen mehr Geld

Waffen, Drogen, Kinderpornografie: Sicherheitsbehörden wie das Bundeskriminalamt (BKA) warnen vor den Gefahren des anonymen Surfens im Internet. Der TV beantwortet Fragen zum Thema.

 Das „Darknet“ (dunkles Netz) ist ein verborgener Teil im auf offenen Austausch angelegten World Wide Web. Symbolbild: Silas Stein Foto: Silas Stein

Das „Darknet“ (dunkles Netz) ist ein verborgener Teil im auf offenen Austausch angelegten World Wide Web. Symbolbild: Silas Stein Foto: Silas Stein

Was ist das Darknet?
Ins Deutsche übersetzt heißt es "dunkles Netz". Es bezieht sich auf einen verborgenen Raum im Internet, in dem sich Nutzer weitgehend anonym bewegen können und der sich über Suchmaschinen nicht finden lässt.

Wie können Nutzer anonym durch das Internet surfen?
Mit einer Verschlüsselungssoftware. Die weltweit bekannteste heißt Tor.

Warum redet nun jeder über das Darknet?
Wegen des Amoklaufs von München. Der Täter hat am Freitag neun Menschen und anschließend sich selbst erschossen. An die Schusswaffe kam der 18-Jährige, der ein rechtsextremes Weltbild gehabt haben soll, recht einfach über das dunkle Netz.

Welche Kriminalität gibt es innerhalb des Darknet?
Auf Plattformen werden Drogen, Waffen und weitere verbotene Waren verkauft. Pädophile haben die Möglichkeit, in Foren kinderpornografisches Material zu tauschen, warnt das Bundeskriminalamt (BKA). Hacker könnten anonym Firmen und Internetnutzer ausspähen, um an Passwörter und Kontodaten zu gelangen.

Welches Ausmaß nimmt die digitale Kriminalität ein?
BKA-Chef Holger Münch hält eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung für realistisch, die von 14,7 Millionen kriminellen Fällen im vergangenen Jahr ausgeht. Der Schaden gehe in die Milliarden Euro, schätzt Münch.

Wie gehen die Kriminalämter vor?
Anonyme Ermittler durchforsten das Internet nach kriminellen Taten. Sie chatten mit Anbietern von Drogen, gestohlenen Kreditkartendaten oder Kinderpornografie und versuchen, Beweise gegen Verdächtige zu sichern. Das BKA verfügt auch über "Vertrauenspersonen" aus der Szene, sagt Holger Münch.

Was passiert in Rheinland-Pfalz?
Im Land ist seit 2014 bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz die Landeszentralstelle Cybercrime aktiv. Dazu kamen neue Computerexperten im Landeskriminalamt. In einigen Fällen wurden Internetnutzer bereits ertappt, obwohl sie dachten, anonym durch das Netz zu surfen. Das Landgericht Trier verurteilte jüngst einen 31-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren, weil er Drogen gekauft und vertickt haben soll. Ein Mann in Idar-Oberstein ist angeklagt, weil er über das dunkle Netz Waffen gekauft haben soll.

Wie sind die Sicherheitsbehörden gerüstet?
Das Bundeskriminalamt hat seinem Chef zufolge viel investiert. Doch es gehe noch mehr, sagt Behördenchef Münch und wählt einen Fußball-Vergleich: "Wir spielen Bundesliga, und zur Champions League würde es gehören, noch mal einen größeren Kader und ein noch größeres Budget zu haben."

Was sagt die Politik?
Die CDU und AfD in Rheinland-Pfalz fordern die Landesregierung auf, Polizei und Staatsanwaltschaft mit weiteren Computerexperten auszustatten. SPD und FDP sehen durch den Amoklauf von München keine neue Bedrohungslage. Die Liberalen bauen darauf, dass die Sicherheitsbehörden einen besonderen Schwerpunkt auf die Internetkriminalität legen. Bernhard Braun (Grüne) setzt auf Aufklärung. "Täter wie der Amokläufer aus München kommen meistens aus dem Spektrum pubertierender Jugendlicher, die den Halt verloren haben. Wir müssen solchen Menschen helfen, die Kehrtwende in ihrem Leben rechtzeitig zu schaffen."

Ist das Darknet grundsätzlich schlecht?
Im Gegenteil, finden Befürworter wie der Chaos Computer Club. In repressiven Staaten trage die Anonymität dazu bei, die eigene Meinung frei äußern zu können (siehe Bericht unten).

Wie sich Terroristen im Darknet  bewaffnen - Amoklauf von München löst Diskussion über Gefahren des Internets aus

Klartext reden, ohne im Knast zu landen: Warum ein Computerexperte den düsteren Ruf des dunklen Netzes kritisiert

Ach so! Schon mal von Cyber-Crime gehört?

Das Internet ist praktisch: Wir können dort Informationen für die Hausaufgaben nachschauen oder dem besten Freund eine Nachricht schreiben. Prima ist auch, mit mehreren Freunden über das Internet ein Computerspiel zu spielen.
Bei so viel Coolem vergisst man fast: Das Internet kann auch für fiese Sachen da sein. Denn es ist auch praktisch für Kriminelle. Sie sind dort so unterwegs, dass man sie nicht einfach erkennt. Auf diese Weise machen sie krumme Geschäfte. Sie handeln zum Beispiel unerlaubt mit Waffen. Andere versuchen, an geheime Daten von Leuten zu kommen, um dann Geld von deren Konto zu klauen.
Für Straftaten, die mit dem Internet zusammenhängen, haben sich Experten eine besondere Bezeichnung ausgedacht: Cyber-Crime (gesprochen: saibaqraim). Das ist englisch. Cyber steht für Internet und Crime bedeutet Verbrechen.
Am Mittwoch berichteten Experten vom Bundeskriminalamt über solche Straftaten. Die Polizeibehörde kümmert sich um Fälle von Cyber-Crime und teilt dann regelmäßig mit, wie viele Straftaten beobachtet wurden. Und wie viel Schaden dadurch entstanden ist. dpa

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