Immer mehr betrügerische E-Mails – Polizei warnt vor Erpresservirus

Trier · Die Zahl der Spam-Mails, die deutsche Internetnutzer erhalten, hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. Die Polizei warnt aktuell vor einer besonders gemeinen Masche: Wer gefälschte Rechnungen öffnet, aktiviert eine Schadsoftware, die sämtliche Computerdaten verschlüsselt – und wird anschließend erpresst.

Potenzmittel, Schlankheitskuren, Jobangebote, Lottogewinne oder Geschichten über Nigerianer, die bloß noch ein bisschen Geld brauchen, um Millionensummen ins Ausland zu transferieren - 105 Millionen Spam-Mails landen täglich in den Postfächern deutscher Internetnutzer. Den Portalen web.de und GMX zufolge hat sich die Zahl 2015 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Große Sorge bereitet aktuell ein "Erpressungs-Trojaner" namens Locky. Mit mehreren Tausend Neuinfektionen pro Stunde hat er sich in den vergangenen Tagen rasend schnell verbreitet.

Die Mails werden mit einem Anhang geschickt, bei dem es sich meist um vermeintliche Rechnungen handelt. Wer diese aus Neugierde öffnet, aktiviert eine Schadsoftware, die sämtliche Computerdaten verschlüsselt. Danach erscheint ein Erpresserbrief samt Lösegeldforderung.

"Auf solche Forderungen sollte man auf keinen Fall eingehen", sagt Sabine Bamberg, Sprecherin des Polizeipräsidiums Trier. Zumal selbst bei Zahlung ungewiss sei, ob man wieder an seine Daten herankomme.
In Nordrhein-Westfalen legte der Virus mehrere Krankenhäuser lahm; die Düsseldorfer Stadtverwaltung geht laut Rheinischer Post von einer ernsten Bedrohung für die Systeme der Landeshauptstadt aus und lässt fast nur noch Mails ohne Anhänge durch.

Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik kann der Datenbestand aus Sicherungskopien wieder hergestellt werden. Es ist daher ratsam, Daten auf externen Medien zu speichern.
Beim Polizeipräsidium Trier sind wegen des Virus fünf Anzeigen eingegangen. "Die Dunkelziffer ist hoch", sagt Oberstaatsanwalt Jörg Angerer von der Landeszentralstelle Cybercrime in Koblenz. Denn die meisten Betroffenen wendeten sich nicht an die Polizei.

Die Chance, dass die meist im Ausland agierenden Täter geschnappt werden, ist laut Angerer äußerst gering, da die Erpresser Anonymisierungsnetzwerke nutzten.
Dem Antivirus-Softwareanbieter Norton zufolge entstanden deutschen Verbrauchern durch Onlinekriminelle 2015 Schäden in Höhe von zwei Milliarden Euro. 21 Stunden kostete es Betroffene durchschnittlich, den Schaden zu beheben.Extra Tipps


Im Falle des Trojaners "Locky" werden Viren per E-Mail verschickt, die in Word-, Excel- oder Jacascript-Dokumenten versteckt sind. Im Bereich des Polizeipräsidiums Trier wurden deshalb fünf Anzeigen gemeldet. In vier dieser Fälle blieb es bei einem Versuch, da die Geschädigten die infizierten Dateien nicht öffneten. Die Dunkelziffer dürfte allerdings viel höher liegen. Die Trierer Polizei gibt zehn Tipps:

Öffnen Sie niemals Dateianhänge von verdächtigen E-Mails.
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Klicken Sie niemals auf Links in unaufgefordert zugesandten E-Mails. Geben Sie stattdessen die Internetadresse per Hand in die Adresszeile Ihres Browsers ein.
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Virenbehaftete E-Mails verraten sich oft durch eine leere oder sehr neugierig machende Betreffzeile.
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Seien Sie misstrauisch bei E-Mails mit fremdsprachigem Betreff. Erhalten Sie diese unaufgefordert, löschen Sie sie sofort.
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Seien Sie kritisch bei Programm-Dateien mit den Endungen .exe, .bat, .com, .vbs.
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Stellen Sie die Sicherheitseinstellungen Ihres E-Mail-Programms so ein, dass kein Script automatisch ausgeführt wird.
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Löschen Sie verdächtige E-Mails.
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Verschicken Sie keine aus unsicherer Quelle zugesandten Anhänge.
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Seien Sie auch in sozialen Netzwerken bei Mitteilungen und Angeboten von unbekannten Teilnehmern skeptisch.
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Mit einem "Content-Filter" können Sie verhindern, dass über Ihr Profil in Sozialen Netzwerken Schadsoftware verbreitet wird. Eine Virenschutz-Software kann helfen.
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Weitere Informationen finden Sie unter: http://s.rlp.de/SiD oder www.bsi-fuer-buerger.de

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