Immer mehr Bürger gehen pleite

Mohr Holzbau in Trier, Tectro in Saarburg und die Pleite des privaten Rundfunk- und Fernsehsenders Antenne West sind die Insolvenzen, die in den vergangenen Tagen und Monaten für Aufregung gesorgt haben. Doch das ist nur die Spitze des "Insolvenz-Eisbergs", wie eine Untersuchung von Creditreform Trier zeigt.

Trier. Die jüngsten Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform lassen aufhorchen: In Sachen Insolvenzen ist die Region Trier bei den Unternehmenspleiten deutlich besser als der Bundesdurchschnitt - bei den Privatinsolvenzen aber schneidet sie im bundesweiten Vergleich viel schlechter ab.

Die Lage der Wirtschaft



Im laufenden Jahr ist die Zahl der Firmeninsolvenzen bundesweit kräftig um 16 Prozent auf 34 300 Fälle gestiegen. Wegen der vielen Pleiten von Großunternehmen wie Arcandor oder Woolworth kletterten die Schäden aus Insolvenzen um zwei Drittel auf 48,6 Milliarden Euro. Mehr als eine halbe Million Arbeitnehmer verlor ihren Job - auch wenn eine Insolvenz nicht immer den Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet, weil eine Sanierung häufig Stellen retten kann.

Mit Blick auf die Region zeichnet der Pressesprecher der Creditreform Trier, Guido Joswig, ein differenziertes Bild: "Auch in der Region Trier ist 2009 eine steigende Entwicklung der Firmenpleiten gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Jedoch ist die von Creditreform Trier geschätzte Steigerung von 8,5 Prozent gegenüber 2008 moderater anzusiedeln als die deutlich negativere bundesweite Entwicklung", erklärt der Experte.

Die Zahlen für die Region Trier für das laufende Jahr sind noch auf der Basis der bisherigen Erfahrungswerte hochgerechnet.

Schlechter als der Bundestrend schneidet die Region Trier allerdings bei den Verbraucherinsolvenzen ab. Hier sei regional ein Anstieg der privaten Pleiten gegenüber dem Vorjahr um schätzungsweise 12,65 Prozent zu verzeichnen, sagt Joswig. Bundesweit liegt die Steigerungsrate gegenüber 2008 lediglich bei 0,4 Prozent.

Bemerkenswert ist laut Joswig besonders die Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen im Kreis Vulkaneifel, der in den vergangenen Jahren stets die niedrigsten Steigerungswerte aufzuweisen hatte. "Hier haben sich gegenüber dem Vorjahr die Privatinsolvenzen von 35 auf nun 77 Verfahren mehr als verdoppelt", sagt Guido Joswig. Die meisten Verfahren werden wieder einmal für die kreisfreie Stadt Trier mit 150 privaten Pleiten erwartet - gefolgt vom Kreis Trier-Saarburg (mit 106 Verfahren immerhin ein Plus von gut 26 Prozent gegenüber 2008).

Die Wirtschaftskrise könnte die Firmenpleiten in Deutschland 2010 auf ein Rekordniveau treiben. Aus Zahlungsnot werden im kommenden Jahr voraussichtlich bis zu 40 000 Unternehmen Insolvenz anmelden - das wären so viele wie nie zuvor, prognostizierte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Frankfurt. "Die Wirtschaftskrise fordert ihren Tribut", sagte Vorstandsmitglied Helmut Rödl. Bei vielen Firmen sei das Eigenkapital bedenklich geschrumpft, sie kämen schwieriger an Kredite und litten unter Zahlungsausfällen von Lieferanten. Beim jüngsten Höchststand im Krisenjahr 2003 hatten 39 470 Firmen Pleite gemacht.

Als Folge der steigenden Arbeitslosigkeit werden 2010 auch mehr Verbraucher ihre Privatinsolvenz erklären. Bis zu 138 000 Privatleute werden laut Experten zum Insolvenzgericht gehen, um sich ihrer Schulden zu entledigen. Das wären deutlich mehr als 2009: Da stagnierte die Zahl bei 98 800 Verbraucherpleiten. Mehr als sechs Millionen Deutsche sind laut Creditreform überschuldet.

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