Immer mehr Eltern scheitern bei Erziehung ihrer Kinder

Trier · Immer häufiger müssen die Jugendämter eingreifen, um gefährdete Kinder und Jugendliche vor Schaden zu bewahren. Bundes- und landesweit sind die Zahlen erheblich gestiegen. Da gilt auch für die Stadt Trier und das Umland - nicht aber für die Eifel.

Wenn die Jugendämter über den ernsthaften Verdacht informiert werden, dass Kinder aufgrund von Vernachlässigung oder Misshandlung in Gefahr sind, müssen sie jedem einzelnen Hinweis nachgehen. In etwa jedem dritten Fall ist die Situation so problematisch, dass eine "Kindeswohlgefährdung" vorliegt, wie es im Amtsdeutsch heißt. Dann kann es dazu kommen, dass die Kinder aus der Familie geholt und zumindest für eine Übergangsphase in die Obhut der Ämter übergeben werden müssen.

Mehr als 1200 Mal ist das im letzten Jahr in Rheinland-Pfalz vorgekommen - um 13 Prozent häufiger als 2011. Das entspricht dem bundesweiten Trend. Auch in der Stadt Trier steigen die Zahlen drastisch an: Waren es etwa im Jahr 2005 noch 17 Fälle pro Jahr, sind es im laufenden Jahr 2013 schon jetzt (!) 34.
Auch der Kreis Trier-Saarburg meldet einen Anstieg von früher 25 Fällen auf zuletzt 39 - und das dürfte 2013 nicht besser werden. In den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm sind die Zahlen dagegen konstant.

Dass der Staat immer häufiger eingreift, liegt nach der Einschätzung von Beate Walgenbach-Anheier vom Trierer Kinderschutzbund nicht daran, dass die Jugendämter voreilig agieren. In den meisten Fällen gingen die kommunalen Sozialarbeiter "sehr vorsichtig" vor, gäben den Eltern "viele Chancen", sagt die erfahrene Psychologin. Nach den Beobachtern der Kinderschützer ist es auch nicht vorrangig so, dass die Gewalt in Familien zugenommen hat.

Hauptproblem ist laut Walgenbach-Anheier die zunehmende Überforderung der Eltern mit der Erziehung. Das deckt sich mit der Rheinland-Pfälzischen Statistik: Danach sind Erziehungsprobleme - vor allem in Familien mit nur einem Elternteil - bei der Hälfte aller Inobhutnahmen die Ursache. Dazu passt, dass es in jedem fünften Fall die Kinder und Jugendlichen selbst sind, die beantragen, in Obhut genommen zu werden.

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